Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Kirchenjahr - Die Sonntage der Fastenzeit / Passionszeit

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Die Sonntage der Fastenzeit / Passionszeit

1. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Invocavit

"Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (1. Joh 3, 8b)

'Temptation of Jesus in desert, William Hole: The Life of Jesus of Nazareth. Eighty Pictures.'

Temptation of Jesus in desert, William Hole: The Life of Jesus of Nazareth. Eighty Pictures.


"Der Name des Sonntags Invocavit leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Invocavit me, et ergo exaudiam eum". Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. (Ps 91, 15).

Die Antiphon ist der Vers, der in einem evangelisch-lutherischen Gottesdienst vor und nach dem Eingangspsalm (auch "Introit" genannt) gesungen wird.

Am Sonntag Invokavit hören wir die Erzählung von der Versuchung Jesu und danken Gott, dass wir in ihm einen Hohenpriester haben, der - ohne Sünde - durch sein Opfer für uns die Erlösung gewirkt hat. Nur im Blick auf diesen Hohenpriester können wir, die wir immer die Macht der Versuchung erfahren und ihr unterliegen, getrost leben."
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Dornenparament im Kirchsaal Süd, März 2009, Psch

2. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Reminiscere

"Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren." (Röm 5, 8)

"Der Name des Sonntags Reminiscere leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae e saeculo sunt." (Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Psalm 25, 6)

Am Sonntag Reminiszere hören wir das Gleichnis von den bösen Weingärtnern und denken daran, wie wenig die Menschheit die Ansprüche Gottes auf sein Eigentum, seine Schöpfung respektiert. Das Kommen Jesu lässt die Menschen unverständig reagieren und wie Feinde Gottes handeln. Auch wir sind oft nicht bereit, Gott in dieser seiner Welt Raum zu geben. Allein durch den Glauben, der uns die Zuversicht gibt, dass Gott sich uns in bedingungsloser Liebe zuwendet, können wir einen Neuanfang wagen."
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

3. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Oculi

"Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes." (Lk 9, 62)

'Christus spricht zu den Jüngern', um 1010, Meister der Reichenauer Schule, Bayerische Staatsbibliothek

'Christus spricht zu den Jüngern'

"Der Name des Sonntags Oculi leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Oculi mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos". Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn der Herr wird meine Füße aus dem Netz ziehen. (Ps 25, 15)

Am Sonntag Oculi hören wir, dass die Nachfolge Jesu auch Verzicht auf die Reichtümer bedeutet, deren Gebrauch uns so sebstverständlich ist. Nachfolge bedeutet auch Einsamkeit, wenn das Wort, das wir befolgen, uns zwingt, gegen den Strom zu schwimmen. Das Blut Jesu Christi aber macht es uns leicht, auch diese Bürden der Nachfolge zu tragen."
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

4. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Laetare

"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." (Joh 12, 24)

"Der Name des Sonntags Laetare leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Laetare cum Jerusalem, et exsultate in ea, omnes qui diligitis eam" Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über sie alle, die ihr sie liebhabt! Siehe, ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom. (Jes 66, 10.12)"
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

Das Freude-Motiv wird in dem Wochenlied „Jesu meine Freude“ gefeiert, das mit der Strophe abschließt:


Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
muss auch ihr Betrüben
lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

Nach alter lutherischer/katholischer Tradition hat LAETARE eine eigene liturgische Farbe, nämlich ROSA,: die Farbe der Morgenröte, die Farbe des anbrechenden neuen Tages. Laetare ist ein Vorgeschmack auf Ostern und wird deshalb auch „Klein-Ostern“ genannt.

Ein Lied aus unserem Gesangbuch, das gut zu diesem Sonntag passt, heißt „Freunde, dass der Mandelzweig“. Die Mandelbaumblüten, die hier zu sehen sind, wurden am Sonntag Laetare 2011 aufgenommen und veranschaulichen die liturgische Farbe und Stimmung dieses Sonntages.

'Mandelbaum im Hainer Weg am Sonntag Laetare', 2011, PSch

Freunde, dass der Mandelzweig (EGHN 613)

1. Freunde, dass der Mandelzweig
wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?

2. Dass das Leben nicht verging,
soviel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering
in der trübsten Zeit.

3. Tausende zerstampft der Krieg,
eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
leicht im Winde weht.

4. Freunde, dass der Mandelzweig
sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.
Text: Schalom Ben-Chorin 1981

5. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Judica

"Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." (Mt 20, 28)

Tabernakelbildstock in Taisten. Christus am Ölberg, Wolfgang Sauber, 2007

Christus am Ölberg

"Der Name des Sonntags Judica leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta" Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten! (Ps 43, 1)"
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

An diesem Sonntag geht es um das Thema Gehorsam. Jesus „erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz“ (Phil. 2, 8) Es geht um Gehorsam innerhalb unzumutbarer Situationen. Jesus sprach in diesem Zusammenhang von dem „Kelch“, den er zu trinken hatte.
In dem Evangelium (Markus 10. 35 – 45) dieses Sonntags fragt Jesus seine Jünger:
Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke? Später im Garten Gethsemane betete Jesus: „Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“

Was bedeutet „Kelch“ in diesem Zusammenhang? Die Antwort befindet sich in den Schriften der großen Propheten: Jesaja, Jeremia, Hesekiel. Sie sprechen von dem „Kelch seines Grimmes“, dem „Taumelkelch“, dem „Kelch seines Zorns“, dem „Kelch des Grauens und Entsetzens“. „Kelch“ bedeutet das gesamte Leiden, das Menschen herbeiführen, weil sie von Gott entfremdet sind. Diesen Kelch hat Jesus „ausgetrunken“.

6. Sonntag der Fastenzeit / Passionszeit: Palmarum

"Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." (Joh 3, 14b-15)

Palmarum / Palmsonntag

Bei dem Einzug Jesu in Jerusalem wurde er öffentlich als Messias, als "König der Juden", gefeiert. Als "König der Juden" wurde er auch gekreuzigt.
Könige wurden bei einem Einzug in eine Stadt mit schwingenden Palmenzweigen begrüßt. Auch Jesus wurde mit Palmenzweigen jubelnd empfangen: von dieser Sitte ist der Name des Sonntags abgeleitet. "Hosianna" (vom Hebräischen abgeleitet) bedeutet "Hilf doch!".
Jesus ist nicht auf einem Pferd oder Kriegswagen eingezogen, sondern auf einem Esel. Diese Bescheidenheit signalisiert, dass er die Not und die Bedrückung seines Volkes nicht mit Macht und Gewalt lösen wird. Wie es heißt: "Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel." (Matt. 21, 5)

Karwoche

Wendehälser ?

Es wird oft behauptet: diejenigen, die Jesus mit "Hosianna!" bejubelten, haben einige Tage später "Kreuzige ihn!" geschrieen – angeblich ein Beispiel dafür, wie wetterwendisch die Menschen sind. Aber es handelt sich hier höchstwahrscheinlich um zwei unterschiedliche Kreise von Menschen. Die Todfeinde Jesu, die "kreuzige!" gerufen hatten, waren offensichtlich die Sadduzäer, die Hohenpriester und ihre Anhängerschaft. Sie haben Jesus heimlich festgenommen und schnell an die Römer ausgeliefert, damit das Volk, das "Hosianna" rief, keine Gelegenheit bekam, einen Aufstand zu machen.

Das Bild 'Temptation of Jesus in desert', William Hole: The Life of Jesus of Nazareth. Eighty Pictures, ist in public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Thessaloniki, Verklärungs-Kirche. Fingalo - 15.06.2007. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Deutschland.
Das Kunstwerk 'Christus spricht zu den Jüngern' (um 1010, Meister der Reichenauer Schule, Bayerische Staatsbibliothek) und dessen Reproduktion gehört weltweit zum "public domain". Das Kunstwerk ist Teil einer Reproduktions-Sammlung, die von The Yorck Project zusammengestellt wurde. Das copyright dieser Zusammenstellung liegt bei der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und ist unter GNU Free Documentation lizensiert.
Das Kunstwerk 'Tabernakelbildstock in Taisten. Christus am Ölberg, Wolfgang Sauber, 2007' wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht.
Wir danken dem Ikonenmuseum Frankfurt (www.ikonenmuseumfrankfurt.de ) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.

PSch

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