Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Predigt von Pfarrer Phil Schmidt: Matthäus 12, 38 – 42 Warum Gott auf Wunder verzichtet

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'Jona wird befreit', 1976
 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Jona wird befreit', 1976 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

Reminiscere - Gemeinsamer Gottesdienst mit der Koranischen Sarangegemeinde

Warum Gott auf Wunder verzichtet Matthäus 12, 38 – 42

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt am 20.03.2011 im Kirchsaal Süd

Da fingen einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen zu ihm: Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo. Matthäus 12, 38 – 42

An der Universität von Südkalifornien gibt es einen Philosophieprofessor, der ein militanter Atheist ist. In seinen Vorlesungen argumentiert er, dass es keinen Gott geben kann. Er ist so unerbittlich und so scharfsinnig, dass kaum ein Student es wagt, ihm zu widersprechen. An jedem letzten Tag eines Semesters macht er eine Kampfansage: „Falls irgendjemand hier noch an Gott glaubt, soll er aufstehen!“ Jeweils 300 Studenten hören diese Herausforderung. Zwanzig Jahre lang hat niemand es gewagt aufzustehen, denn es hat sich herumgesprochen, was er danach sagt und tut.

Dieser Professor nimmt ein Stück Kreide in die Hand und sagt folgendes: „Wer an einen Gott glaubt, ist ein Narr. Wenn Gott existiert, sollte er dieses Stück Kreide auffangen.“ Dann lässt er die Kreide auf den Boden fallen und sagt: „Wenn Gott wirklich da wäre, wäre es einfach für ihn, einzugreifen und die Kreide zu fangen. Aber das schafft er nicht.“

'Jonas und der Wal', 2006,  Torsten Schleese

Dieser Atheist macht eine Haltung anschaulich, die weitverbreitet ist. Es gibt viele Menschen, die Bedingungen an Gott stellen. Sie verlangen Zeichen und Wunder. Sie sagen: wenn Gott wirklich da ist, warum gibt es so viel unschuldiges Leiden in der Welt? Die Verwüstungen in Japan werden unweigerlich die Frage provozieren: Wenn es einen Gott gibt, warum greift er nicht ein, um solche Naturkatastrophen zu verhindern? Es gibt Menschen, die von Gott etwas Übernatürliches verlangen. Sie stellen die Bedingungen, die Gott zu erfüllen hat, wenn er als Gott anerkannt werden will.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten gehören zu denen, die Bedingungen stellen. Sie verlangen von Jesus Wunderzeichen. Erst wenn sie etwas Übernatürliches sehen, sind sie bereit zu glauben, dass Jesus von Gott gesandt ist. Jesus kritisiert ihre Wundersucht, aber er nennt trotzdem ein Zeichen, das bald eintreten wird: nämlich, dass er - wie Jona im Bauch des Fisches - drei Tage im Bauch der Erde liegen wird. Damit deutet Jesus auf seinen Tod und seine Auferstehung. Ein solches Zeichen wird die Pharisäer nicht überzeugen, denn die Auferstehung war kein öffentliches Ereignis. Skeptiker verlangen ein Zeichen, dass für alle unübersehbar und unbestreitbar ist.

Warum weigert sich Jesus, ein Wunderzeichen im Namen Gottes auf Kommando vorzuführen? Es geht darum, dass Gott eine Liebesbeziehung zu jedem Menschen herstellen will. Gott will die Menschen nicht mit seiner Macht und Herrlichkeit überwältigen, denn Machtdemonstrationen ändern die Herzen der Menschen nicht. Wunder erzeugen weder dauerhafte Liebe noch ein Vertrauensverhältnis. Übernatürliche Zeichen tragen nicht dazu bei, dass Menschen barmherziger, geduldiger, klüger oder reifer werden.

Nur Liebe kann Menschen grundlegend verändern. Und Gott offenbarte seine Liebe in Jesus, in dessen Tod und Auferstehung. Nur eine begrenzte Zahl von Menschen hat den Tod und die Auferstehung Jesu gesehen und bezeugt. Dieses Zeichen ist deshalb nicht eindeutig und nicht unübersehbar. Aber so ist es von Gott gewollt. Denn die Liebe Gottes ist sanft und will uns auf eine feinfühlige Weise ansprechen. Er will unser Vertrauen gewinnen, er will, das wir ihn lieben und ihm vertrauen, weil es gut für uns ist, wenn wir Gott lieben und vertrauen. Deswegen verzichtet er auf sensationelle Wunder. Deswegen sollten wir ihm danken, heute und immer.

Das Gemälde 'Jonas und der Wal' (Universitätsmatrikel in Erfurt Justus Jonas auf einem Gemälde) , 2006, Torsten Schleese, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

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