Dreikönigskirche im Dritten Reich
Protokollblatt der KV-Sitzung vom 1. Nov. 1934
Logo des Gemeindebriefes Gemeindebrief vom Januar 1935
Auszug des Berichtes aus dem Gemeindebrief vom Januar 1935
Dreikönigskirche
im Dritten Reich
Der Übertritt in die bekennende Kirche am 1. November 1934
In Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!
Herr Pfarrer Schmidt eröffnete die Sitzung mit einem Gebet und gab nach sehr ernsten einleitenden Worten einen eingehenden Bericht über die kirchliche Lage. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes erklären ihren Beitritt zur bekenntnistreuen Kirche. Damit tritt die Dreikönigsgemeinde, verkörpert durch den Kirchenvorstand, der bekennenden Kirche bei. Schluß der Sitzung mit Gebet gegen 1/2 11 Uhr.
Der Vorsitzende: Martin Schmidt, Pfr.
Der Schriftführer: Speck
Fitz Creter, Pfr.
und 15 weitere Unterschriften
(zwei Mitglieder fehlten)
Protokollblatt der KV-Sitzung vom 1. Nov. 1934
„Mitteilungen“ der Dreikönigsgemeinde, Januar 1935
Aus der „Rückschau“, von Pfarrer Fritz Creter verfasst:
„Am Abend des gleichen Tages (1. November 1934) fand die denkwürdige Sitzung des Kirchenvorstandes statt, die zu den größten Erlebnissen meiner fast neunjährigen Amtszeit gehört. Nach ernsten, von tiefster Verantwortung für Reich Gottes und Kirche getragenen Worten der Deutung durch den Vorsitzenden, Pfarrer Schmidt, erklärten sich die Anwesenden (zwei Herren fehlten) einmütig für die bekennende Kirche. Die Tatsache, daß die Niederschrift dieses Beschlusses mit den Worten beginnt „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, mag späteren Geschlechtern beweisen, daß der bedeutungsvolle Schritt nach aufrichtigem Gebete unter den Augen Gottes getan wurde. Am Reformationsfest (4. November) gab der Kirchenvorstand, der nach der Wortverkündigung mit den beiden Pfarrer vor den Altar trat, der Gemeinde seinen Schritt kund. Eine tausendköpfige Menge, die durch Bruder Schmidts Predigt im Innersten erschüttert und durch das gesungene und gesprochen Wort aus Kindermund tief ergriffen worden war, sagte Ja und Amen zu unserem Beschluß. Nach Jahren der Unruhe und des lebentötenden Hin und Her stand plötzlich eine in ihrer verantwortlichen Körperschaft geschlossene Dreikönigsgemeinde da. Kein Wunder, dass in manchem Auge eine Träne der Freude glänzte. Oberflächliche Schwätzer mögen ruhig von Stimmungsmache und Gefühlsduselei reden....Wir wissen, dass wir der Gemeinde den einzig erforderlichen Dienst tun durften, und tragen in uns eine still lodernde Flamme heiligen Beglücktseins...“
Der Übertritt in die bekennende Kirche am 1. November 1934
Die Dreikönigsgemeinde und ihr Pfarrer Martin Schmidt gehörten damals zur bekennenden Kirche und viele Christen, die vom Naziregime unterdrückt wurden, kamen hierher.
Es fanden sich in den Kirchenbüchern Namen von Menschen, die nach 1933 gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden.
Namen derer, die in Verbindung zur Dreikönigsgemeinde standen und die von dem Naziregime ermordet oder in den Tod getrieben wurden. (Lesen Sie alle Namen im Buch des Lebens).
Indem wir ihre Namen auf unsere Gemeindewebsite setzen, wollen wir dokumentieren, dass diese Personen dauerhaft zu unserer Gemeinde gehören und nie vergessen werden dürfen.
Für jede Person auf dieser Liste wurde am 30. Januar 2011 in einem Gedenkgottesdienst in der Dreikönigskirche eine Kerze angezündet.
Flora Cahn. + Auschwitz am 16. Mai 1944 im Alter von 71 Jahren.
Hermann Cahn. + Theresienstadt am 3. September 1942 im Alter von 70 Jahren.
Gertrud Gotthelf. + Lodz. Todesdatum unbekannt. Geboren am 17. Juni 1886.
Siegmund Gotthelf. + Lodz am 17. Juni 1942 im Alter von 62 Jahren.
Foto: Rolf Oeser
Isidor von Halle. + Auschwitz am 2. Januar 1944 im Alter von 40 Jahren.
Robert Hess. + Majdanek. Todesdatum unbekannt. Geboren am 30. August 1884
Selma Hess. + Majdanek. Todesdatum unbekannt. Geboren am 24. Oktober 1898.
Albert Katzenellenbogen. + Maly Trostenez. Todesdatum unbekannt. Geboren am 11. November 1870
Clara Lehr. + Auschwitz am 27. Mai 1944 im Alter von 51 Jahren.
Alfred Lipstein. + Theresienstadt. Todesdatum unbekannt. Geboren am 3. Juni 1876
Foto: Rolf Oeser
Hilde Lipstein. + Theresienstadt. Todesdatum unbekannt. Geboren am 4. November 1886
Georg Oppenheimer. + Auschwitz. Todesdatum unbekannt. Geboren am 26. September 1890
Elisabeth Paul. + Auschwitz 1943 im Alter von 43 oder 44 Jahren.
Helene Paul. + Auschwitz am 10. Dezember 1943 im Alter von 23 Jahren.
Hermann Paul. + Auschwitz am 5. Februar 1943 im Alter von 18 Jahren.
Regine Schermann. + Lodz am 20. Oktober 1941 im Alter von 25 Jahren.
Am Taufbecken werden Kerzen für die ermordeten Menschen angezündet. Foto: Rolf Oeser
Hermann Schmidt-Fellner. + Mauthausen am 22. Januar 1940 im Alter von 47 Jahren.
Leo Sternberg. + Auschwitz am 28. Oktober 1944 im Alter von 64 Jahren.
Erich Treumann. + Auschwitz am 1. Mai 1943 im Alter von 43 Jahren.
Hedwig Weis. + 5. Februar 1945 im Alter von 41 Jahren.
Gedächtnis stiften
Der Kirchenvorstand
hat beschlossen, die
Kollekte am 15. Mai für
die Stolpersteinaktion
zu erheben.
Wir hoffen auf Ihre
Spende!
Die Gemeinde wird die
7 Stolpersteine zunächst
vorfinanzieren.
Ansprechpartner: Pfr. Martin Vorländer
und Natascha Schröder-Cordes
Direkte Spenden an:
Evang. Regionalverband Ffm Rentamt
Kto. 40 68 99, BLZ 50 05 02 01,
Ffm Sparkasse
Betreff: Dreikönig – Stolpersteine
Selbstverständlich erhalten Sie eine
Spendenquittung, wenn Sie es wünschen.
Helfen Sie uns, dass wir Stolpersteine für Menschen verlegen können, die zur Dreikönigsgemeinde gehörten und von den Nazis ermordet wurden. Ihre Spende trägt zu einem aktiven Erinnern in unserer Stadt bei. Ein Stolperstein kostet 95 Euro. Wir freuen uns über jede Spende! DANKE!
Stolpersteine - pflastersteingroße Messingplatten - werden ins Straßenpflaster eingelassen. Mit eingraviertem Namen und Lebensdaten erinnern sie an die zwischen 1933 und 1945 Ermordeten an deren letztem selbstgewählten Wohnort. Am 3. und 4. Juni 2011 sollen sieben Stolpersteine verlegt werden für Menschen, die in Verbindung zur Dreikönigsgemeinde standen und Opfer des NS-Terrors wurden:
Gertrud (*1886 †1945) und Siegmund Gotthelf (*1880 †1942), Böhmerstraße 4 im Nordend Beide waren jüdischer Herkunft. Die Tochter aus erster Ehe war evangelisch getauft, wodurch die Familie in Verbindung zur Dreikönigsgemeinde stand. Bei der ersten großen Deportation aus Frankfurt 1941 wurden Gertrud und Siegmund in das Ghetto Lodz verschleppt, wo sie zu Tode kamen.
Albert Katzenellenbogen
Albert (*1863 †Datum unbekannt) und Cornelia Katzenellenbogen (†1941) sowie ihre Tochter Gretel Berndt (*1894 †1944), Neue Mainzer Straße 32 Albert Katzenellenbogen, ehemals Vorstandsmitglied der Commerzbank, ist jüdischer Herkunft, seine Frau Cornelia evangelisch. Cornelia stirbt 1941 an den Folgen eines Schlaganfalls. Ihr Mann konnte an der Beerdigung unter Aufsicht der Gestapo nicht teilnehmen. Albert wird 1942 aus Frankfurt zunächst nach Theresienstadt, dann in das Vernichtungslager Maly Trostenez verschleppt. Er war 79 Jahre alt und fast blind. Sein Todesdatum ist unbekannt. Seine 1894 geborene Tochter Gretel Berndt war wie ihre Mutter und ihre beiden Geschwister in der Paulsgemeinde getauft. Sie galt nach NS-Rassegesetzen als „Volljüdin“ und war ständig in Gefahr, deportiert zu werden. Sie starb beim Luftangriff 1944.
Clara Lehr (*1892 †1944), Schönstraße 6 im Gutleutviertel Sie war jüdischer Herkunft, ihre Töchter und Enkel waren evangelisch. Nach Entlassung, Entrechtung und Verhaftung wird Clara 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie angeblich an einem Herzschlag stirbt.
Hermann Schmidt-Fellner (*1892 †1940), Marienstraße 9 Er war evangelisch. Seine Frau jüdischer Herkunft war ebenfalls evangelisch getauft. Er war einer der beiden Direktoren der Frankfurter Metallgesellschaft, wurde 1938 wegen Unterstützung von entlassenen jüdischen Mitarbeitern denunziert, verhaftet und kam am 22.1.1940 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben. Seine Frau wurde 1945 nach Theresienstadt deportiert und überlebte.
Verlegung von „Stolpersteinen“ am Samstag, 12. Mai ab 11.50 Uhr
Stolpersteine - pflastersteingroße
Messingplatten - werden ins Straßenpflaster
eingelassen. Mit eingraviertem
Namen und Lebensdaten erinnern
sie an die zwischen 1933 und
1945 Ermordeten an deren letztem
selbstgewähltem Wohnort. Im letzten
Jahr wurden acht Stolpersteine verlegt
für Menschen, die in Verbindung
zur Dreikönigsgemeinde standen und
Opfer des NS-Terrors wurden. In diesem
Jahr werden fünf weitere Stolpersteine
verlegt werden.
- 11.50 Uhr, Westendstraße 23, Stolperstein für Alfred und Hilde Lipstein
- 14.00 Uhr, Mainkai 2,
Stolperstein für Isidor von Halle - 14.20 Uhr, Löherstraße 2
Stolperstein für Martha Mayer - 14.40 Uhr, Schulstraße 26,
Stolperstein für Günther Perlhefter
Alfred Lipstein, geboren am 3. Juni
1876, wurde ermordet in Theresienstadt
am 1. Oktober 1942. Hilde Lipstein,
geboren am 4. November 1886,
wurde ermordet in Theresienstadt am
16. September 1942. Ihre Stolpersteine
werden um 11.50 Uhr in der Westendstraße
23 verlegt.
Isidor von Halle wurde am 1. September 1903 geboren. Er lebte von 1938 bis zu seiner Verhaftung 1943 mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern in der Dreikönigsstraße 33. Die gesamte Familie erlitt Verfolgung und Entrechtung. Isidor von Halle wurde im August 1943 verhaftet und in Auschwitz am 2. Januar 1944 ermordet. Sein Stolperstein wird um 14 Uhr am Mainkai 2 verlegt.
Martha Mayer wurde am 1. Mai 1880 geboren. Verheiratet war sie mit Peter Mayer, der evangelisch getauft war. Martha Mayer wurde 1943 gezwungen, in ein sogenanntes „Judenhaus“ zu ziehen, in dem antisemitisch Verfolgte vor ihrer Deportation aus Frankfurt zwangsweise einquartiert wurden. Am 8. Januar 1944 im Alter von 63 Jahren wurde Martha Mayer in das Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt und von dort unbekannten Datums in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo sie ermordet wurde. Ihr Stolperstein wird um 14.20 Uhr in der Löherstraße 2 verlegt.
Günther Perlhefter wurde am 7. September 1931 in Frankfurt geboren und am 13. September 1931 in der Dreikönigsgemeinde Frankfurt von Pfarrer Frank getauft. Seine Eltern waren Albert Perlhefter, der jüdischen Glaubens war, und Anni Perlhefter, die evangelisch getauft war. Am 3. Juni 1943 wurde Günther in die Tötungsanstalt Hadamar verschleppt und ist dort am 3. September 1943 drei Tage vor seinem zwölften Geburtstag ermordet worden. Sein Stolperstein wird um 14.40 Uhr in der Schulstraße 26 verlegt. An der Verlegung des Stolpersteins für Günther Perlhefter wird sich auch eine 6. Klasse der Schillerschule beteiligen.
Vielen herzlichen Dank an alle, die für die Stolpersteine gespendet haben. Sowohl die großzügigen Spenden beim diesjährigen Mitarbeiterfest als auch viele Einzelspenden haben dazu beigetragen, dass die fünf Steine, die dieses Jahr verlegt werden, schon zu Anfang des Jahres finanziert waren.
Sie sind eingeladen, zu den Verlegungen zu kommen und gemeinsam der damals Verfolgten zu gedenken.
Ansprechpartner: Natascha Schröder-Cordes, Pfarrer Martin Vorländer
Verlegung von „Stolpersteinen“ am 3. und 4. Juni
Im Januar haben wir der Menschen gedacht, die in Verbindung zur Dreikönigsgemeinde
standen und Opfer des NS-Terrors wurden. Nun wurden „Stolpersteine“
für sie verlegt. Herzlichen Dank allen, die dafür gespendet haben!
„Stolpersteine“ - pflastersteingroße Messingplatten - werden ins Straßenpflaster
eingelassen. Mit eingraviertem Namen und Lebensdaten erinnern sie an die
zwischen 1933 und 1945 Ermordeten an deren letztem selbstgewähltem Wohnort.
- 9.00 Uhr, Löherstraße 21 (Sachsenhausen),
Stolpersteine für Mitglieder der Roma-Familie Adler* - 10.00 Uhr, Böcklinstraße 14 (Nähe Thorwaldsenplatz),
Stolperstein für Georg Kalischer** - 11.00 Uhr Sachsenhausen, Paul-Ehrlich-Straße 25 a,
Stolperstein für Gretel Berndt
- 10.30 Uhr Bahnhofsviertel, Marienstraße 9,
Stolpersteine für Carola und Hermann Schmidt-Fellner - 11.00 Uhr Innenstadt, Neue Mainzer Straße 32,
Stolpersteine für Cornelia und Albert Katzenellenbogen - 12.00 Uhr Gutleut, Schönstraße 6,
Stolperstein für Klara Lehr - 15.35 Uhr Westend, Böhmerstraße 4,
Stolpersteine für Gertrud und Siegmund Gotthelf
* Spende aus anderer Quelle; aufgrund der nachbarlichen Nähe wird sich an dieser
Verlegung auch unsere Main-Kindertagesstätte beteiligen.
** Georg Kalischer, zuletzt Direktor der IG Farben in Leverkusen, wurde 1938
verhaftet, weil er jüdische Großeltern hatte. Todkrank aus dem KZ entlassen,
starb er zuhause, durfte jedoch von Pfr. Haas nur im Beisein der Witwe bestattet
werden. Das Ehepaar Kalischer hat keine Nachkommen. Umso herzlicher die Bitte
unserer Nachbargemeinde Maria-Magdalena, an der Verlegung teilzunehmen!
Bereits am Freitag, 3. Juni, um 9.00 Uhr wurden in der Löherstraße 21 neun Stolpersteine für Mitglieder der Roma-Familie Adler verlegt. Aufgrund der nachbarlichen Nähe beteiligten sich an dieser Verlegung unsere Main-Kindertagesstätte sowie die Dreikönigsgemeinde.
Zudem beteiligte sich unsere Nachbargemeinde Maria-Magdalena an der Stolpersteinverlegung für Georg Kalischer am Freitag, den 3. Juni, 10.00 Uhr, vor dem Wohnhaus Böcklinstraße 14, Nähe Thorwaldsenplatz. Georg Kalischer war zuletzt Direktor der IG Farben in Leverkusen. Er wurde 1938 verhaftet, weil er jüdische Großeltern hatte, todkrank aus dem KZ entlassen, starb in seinem Wohnhaus und durfte nur im Beisein der Witwe vom damaligen Pfarrer Haas bestattet werden.
Vielen herzlichen Dank an alle aus unserer Gemeinde, die für die Stolpersteine gespendet haben!
Ansprechpartner: Natascha Schröder-Cordes, Martin Vorländer
Carola und Hermann Schmidt-Fellner (*1892 + 1940) Hermann Schmidt-Fellner war evangelisch. Seine Frau jüdischer Herkunft war ebenfalls evangelisch getauft. Er war einer der beiden Direktoren der Frankfurter Metallgesellschaft, wurde 1938 wegen Unterstützung von entlassenen jüdischen Mitarbeitern denunziert, verhaftet und kam am 22.1.1940 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben. Seine Frau wurde 1945 nach Theresienstadt deportiert und überlebte.
Verlegung Stolperstein für Carola und Hermann Schmidt-Fellner
Samstag, 4. Juni 2011, 10.30 Uhr Bahnhofsviertel, Marienstraße 9
Familie Katzenellenbogen
Cornelia Josefine und Albert Katzenellenbogen waren jüdischer Herkunft, –Cornelia war evangelisch getauft. Beide standen in Verbindung zur Dreikönigskirche.
Albert Katzenellenbogen Albert Katzenellenbogen wird 1863 in Krotoschin (Posen) geboren. Er lebt in Frankfurt und wird Direktor der Commerz- und Privatbank. Außerdem wirkt er als Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten, zum Beispiel für Buderus in Wetzlar oder die Commerzbank AG in Frankfurt. Nach 1933 verliert er aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung alle seine wichtigen Funktionen. Zwangsweise muss er die von den Nazis erhobene „Judenvermögensabgabe“ in Höhe von 275.547 oder sogar 365.500 Reichsmark entrichten. Albert Katzenellenbogen, fast blind, wird am 18. August 1942 im Alter von 79 Jahren bei der siebten großen Deportation aus Frankfurt in das Durchgangs- und Konzentrationslager Theresienstadt und von dort am 25. August 1942 unter der Transportnummer „Bc-942“ nach Maly Trostenez, einem Vernichtungslager nahe dem Ghetto Minsk verschleppt, wo er wahrscheinlich ermordet wird. Sein Todesdatum wird auf den 31. Dezember 1945 festgesetzt.
Cornelia Josefine Katzenellenbogen Cornelia Katzenellenbogen ist nach erlittenem Schlaganfall im Jahre 1935 vollständig gelähmt und stirbt am 19. Juni 1941. Bei der Beerdigung durch Pfarrer Martin Schmidt (Dreikönigsgemeinde, 1892-1967) dürfen neben der Pfarrfrau nur eine Tochter mit Ehemann aus Freiburg teilnehmen. Hinter den Hecken auf dem Friedhof stehen Gestapo-Beamte und beobachten die Zeremonie.
Gretel Berndt Die 1894 geborene Tochter Gretel Berndt war wie ihre Mutter und ihre beiden Geschwister in der Paulsgemeinde getauft. Sie galt nach NS-Rassegesetzen als „Volljüdin“ und war ständig in Gefahr, deportiert zu werden. Sie starb beim Luftangriff 1944.
Verlegung Stolpersteine für Gretel Berndt und Ehepaar Katzenellenbogen:
Freitag,3. Juni, 11.00 Uhr Sachsenhausen, Paul-Ehrlich-Straße 25 a, für Gretel Berndt (Tochter der Katzenellenbogens)
Samstag, 4. Juni, 11.00 Uhr Innenstadt, Neue Mainzer Straße 32, für Cornelia und Albert Katzenellenbogen
Klara Lehr (*1892 †1944)
Klara Lehr stand in Verbindung zur Dreikönigskirche, da ihre Tochter Margarete (Gretel) Lehr evangelisch getauft war. Klara arbeitet seit Juni 1929 als Platzanweiserin beim Neuen Theater; als Jüdin verliert sie im Juni 1938 ihren Arbeitsplatz nach der Übernahme des Privattheaters durch die Stadt Frankfurt, da sie den Ariernachweis nicht erbringen kann. Anschließend ist sie bis 1940 in diversen kurzfristigen Arbeitsverhältnissen unter anderem bei den Firmen „Messmer“, „Dweinig“, „Henry Faber“, „Dauba“, „Telefonbau und Normalzeit“ und „Hartung“ sowie der Heeresstandortverwaltung erwerbstätig.
Nach mehrmonatiger Krankheit Anfang 1940 ist Klara Lehr seit Juli 1940 Rentnerin. Nach dem November-Pogrom 1938, bei dem die Möbel der Familie Lehr demoliert und aus dem Fenster geworfen wurden, wird ihnen ihre Mietwohnung gekündigt. Gegen Klara Lehr wird am 4. Dezember 1939 ein Strafbefehl über 50 Reichsmark beziehungsweise zehn Tage Gefängnishaft erlassen, weil sie den diskriminierenden Zwangsnamen „Sara“ weder bei der Ortspolizeibehörde noch beim Standesamt hatte eintragen lassen.
Im Juli 1943 wird sie von der Gestapo verhaftet, am 30. Juli 1943 in das Polizeigefängnis Frankfurt eingeliefert (Gefangenennummer 5021) und von dort am 31. Januar 1944 in das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Dort kommt Klara Lehr laut Sterbeurkunde des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Mai 1944 angeblich an Herzschlag zu Tode.
Verlegung Stolperstein für Klara Lehr:
Samstag, 4. Juni, 12.00 Uhr Gutleut, Schönstraße 6
Gertrud (*1886 + 1945) und Siegmund Gotthelf (*1880 + 1942)
Gertrud war jüdischen Glaubens. Ihre Tochter aus erster Ehe, Friedel Garbe, war in der Dreikönigskirche evangelisch getauft. Gertrud war in zweiter Ehe mit dem jüdischen Vertreter Siegmund Gotthelf verheiratet, der bis 1936 für die „Berlin-Gubener Hutfabrik“ arbeitete.
Im Zusammenhang mit dem November-Pogrom wird S. Gotthelf im Konzentrationslager Dachau vom 10.11. bis 21.12. 1938 inhaftiert. Das Ehepaar muss eine „Judenvermögensabgabe“ in Höhe von 11.000 Reichsmark zahlen.
Am 19. Oktober 1941 wird Sigmund Gotthelf im Alter von 61 Jahren zusammen mit seiner Ehefrau bei der ersten großen Deportation aus Frankfurt in das Ghetto Lodz verschleppt, wo er acht Monate später stirbt. Das Todesdatum seiner Frau, die als verschollen gilt, wird auf den 8. Mai 1945 festgesetzt.
Einer Tochter aus dieser 2. Ehe von Gertrude, die 1924 in Frankfurt geboren wird, gelingt 1939 mit einem Kindertransport die Flucht nach England. Sie lebt heute in Kanada.
Verlegung Stolpersteine für Gertrud und Siegmund Gotthelf
Samstag, 4. Juni, 15.35 Uhr Westend, Böhmerstraße 4
Stolpersteinverlegung für Cornelia und Albert Katzenellenbogen am 4. Juni 2011 in der Neuen Mainzer Straße 32
Gedenkgottesdienst zum Umgang der Kirche mit Christen jüdischer Herkunft in der NS-Zeit und danach am 30. Januar 2011 in der Dreikönigskirche
Gedenkgottesdienst zum Umgang der Kirche mit Christen jüdischer Herkunft in der NS-Zeit und danach am 30. Januar 2011 in der Dreikönigskirche
Auszug aus dem Buch '450 Jahre Evangelische Dreikönigsgemeinde, 100 Jahre neue Dreikönigskirche
Mitteilungen der Dreiköniggemeinde
in den 30er Jahren
Die Photographie 'Stolpersteine für Otto und Johanna Hirsch, Ffm-Bergen-Enkheim', 2007, dontworry, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.
Die Photographie 'Kirchenratsratswahlen 1933 - Deutsche Christen Bekennende Kirche', 2004, GregorHelms' wurde von ihrem Urheber dem public domain zur Verfügung gestellt.
Die Phorographie 'Remembrance Bekennende Kirche', 2007, Berkanis, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, 2.5 Generic, 2.0 Generic and 1.0 Generic license