Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Kirchenjahr - Vorfastenzeit

« Kirchenjahr Home   weiter: Fastenzeit / Passionszeit »

Septuagesimae = 70: erster Sonntag, der auf Ostern hinweist

Gefangene von der Ausstrahlung der Auferstehung erfaßt - Gefangene des Gewissens, Salisbury Cathedral

Gefangene von der Ausstrahlung der Auferstehung erfaßt - Gefangene des Gewissens, Salisbury Cathedral

Von diesem Sonntag bis zur Vollendung des 8-tägigen Osterfestes sind es 70 Tage. Diese 70 Tage sind eine Erinnerung an die 70 Jahre der babylonischen Gefangenschaft des Volkes Israels (nach Jeremia 25, 11). Die Zahl ist ein symbolischer Hinweis, dass die Auferstehung Christi die Befreiung von einer Gefangenschaft ist. Nicht nur die Toten sollen von dem Gefängnis des Todes befreit werden, sondern die Todesangst macht aus allen Menschen Gefangene, denn diese Angst hat eine lähmende, erstickende Wirkung.
Wie es in dem Hebräerbrief heißt:

„Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er's (Jesus) gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten". (Heb. 2, 14. 15)

Von diesem Sonntag an soll das „Halleluja“ (= „Lobe den Herrn“) nicht mehr gesungen werden, um zu signalisieren, dass wir Menschen von uns aus keine automatische Berechtigung haben, vor Gott zu treten mit unserem Lobgesang. Wegen der Auferstehung Christi können und dürfen wir Zugang zu Gott haben und ihn loben. „Halleluja“ wird wieder am Osterfest gesungen und gilt als Osterruf der Christenheit.


Was hat „Halleluja“ mit Ostern zu tun?

Halleluja

In vielen Osterliedern kommt „Halleluja“ auffallend oft vor.
Warum ist „Halleluja“ der Osterruf der Christenheit?
Die Antwort lautet: „Halleluja“ rufen – als Erwiderung auf die Heilshandlungen Gottes - stammt aus dem Passahfest, und das Passahfest ist die Urgrundlage des Osterfestes. An einer Stelle in der Passah-Liturgie heißt es:

„Aus Knechtschaft führte Er uns zur Freiheit, aus Kümmernis zur Freude, aus Trauer zur festlichen Feier, aus Finsternis zum strahlenden Lichte, aus Sklaverei zur Erlösung – lasst uns Ihm ein neues Lied anstimmen – Halleluja“.

Mit diesen Worten werden die sogenannten Hallel-Psalmen eingeleitet. Das sind Psalmen 113 bis 118. Hallel ist der hebräische Ausdruck für loben / verherrlichen. Halleluja bedeutet: „Lobe den Herrn“. Drei von den Hallel-Psalmen enden mit Halleluja, einer davon beginnt mit Halleluja. Hier ist also der Ursprung für Halleluja als Osterruf der Christenheit.

In dem Markusevangelium wird der Abschluss des Passahfestes mit den folgenden Worten geschildert:
„Und als sie (Jesus und seine Jüngern) den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“ Der Begriff „Lobgesang“ bedeutet Psalmen 113 bis 118, in denen Gott für seine Heilstaten gelobt und gedankt wird.

^ Zum Seitenanfang

Sexagesimae (= 60 Tage vor dem Osterfest)
Sexagesimae

"Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht."
(Hebr 3, 15)

An diesem Sonntag geht es um das Wort Gottes, das in einem Gleichnis Jesu (Lukas 8, 4 – 8) mit Samenkörnern verglichen wird, die auf unterschiedlichen Boden landen: auf einen Weg – wo Vögel sie auffressen, auf steinigen Boden – wo sie schnell wachsen und verdorren, unter Dornen – wo die Pflanzen erstickt werden und in fruchtbare Erde – wo sie gedeihen und vielfältig Frucht bringen. Das heißt: je nachdem, wie das Wort aufgenommen wird, ergibt sich eine kurzlebige oder eine ertragreiche Wirkung.

Sexagesimae

Dementsprechend heißt es in dem Wochenlied für diesen Sonntag:
(für jeden Sonntag im Kirchenjahr ist ein Lied vorgesehen, das das Thema des Sonntags anspricht):

Öffn uns die Ohren und das Herz,
dass wir das Wort recht fassen,
in Lieb und Leid, in Freud und Schmerz
es aus der Acht nicht lassen;
dass wir nicht Hörer nur allein
des Wortes, sondern Täter sein,
Frucht hundertfältig bringen.

^ Zum Seitenanfang

Estomihi
Jerusalem and the temple from the series The Life of Christ by James Tissot, Brooklyn Museum, 1894

Jerusalem and the temple from the series The Life of Christ by James Tissot, Brooklyn Museum, 1894

"Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn."
(Lk 18, 31)

Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab:
esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. (Ps 31, 3b+4b)

In der Woche des Sonntags Estomihi beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Wir denken nun besonders an den Weg Jesu zum Kreuz und erfahren, dass sich Nachfolge auch durch Leid hindurch vollzieht. In den Armen und Unterdrückten dieser Welt wird deutlich, warum Jesus selbst den Weg des Leidens gehen musste.
(aus "Mit dem Kirchenjahr leben" von Martin Senftleben)

PSch

^ Zum Seitenanfang

Wir danken Pitkin Publishing, The History Press Ltd (www.thehistorypress.co.uk) für die freundliche Erlaubnis, die Bilder von dem Fenster "Prisoners of Conscience", in Salisbury Cathedral, die in einem "Pitkin Guide" vorkommen, kostenlos zu zeigen.
Und wir danken Sonia Halliday (www.soniahalliday.com), der Photographin für den Pitkin Guide, dass sie auch ihre Zustimmung dazu gegeben hat, dass die Bilder kostenlos erscheinen dürfen.