Die vier Sonntage der Adventszeit verkündigen eine vierfache Advent (= Ankunft) Jesu

Vergangenheit:

• 1. Advent: Ankunft Jesu als Messias (Einzug in Jerusalem)
• 4. Advent: Ankunft Jesu in Maria (Jungfrauenempfängnis)

Zukunft:

• 2. Advent: Ankunft Jesu Christi am Ende der Zeit in Macht und Herrlichkeit

Gegenwart:

• 3. Advent: Ankunft Jesu Christi in das Herz
  (Johannes der Täufer als Wegbereiter und Umkehrprediger)

1. Advent: Einzug Jesu in Jerusalem

Der Einzug Jesu war ein epochaler Moment: Jesus präsentierte sich öffentlich als der Messias, auf den Israel seit Jahrhunderten mit Sehnsucht gewartet hatte.
Eine Frage, die sich Bibelforscher gestellt haben, lautet: Hat Jesus sich selbst als Messias verstanden oder wurde dieser Titel ihm nachträglich von seinen Anhängern nach Ostern verliehen. Der Einzug in Jerusalem wurde nach den Evangelien von Jesus selbst inszeniert, um drei prophetische Weissagungen zu erfüllen:

• Der Messias sollte am Ölberg erscheinen: der Einzug hatte den Ölberg als Ausgangspunkt

  Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin (Sacharja 14, 4)

• Der Messias sollte auf einem Esel reiten - ein Zeichen, dass er als Friedensfürst und nicht als Kriegsheld einzieht: Jesus traf Vorbereitungen, um einen Esel für sich selbst zur Verfügung zu stellen.

  Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.(Sacharja 9, 9. 10)

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  Jerusalem: Goldenes Tor um 1900

  Der Messias sollte durch das Osttor in Jerusalem einziehen und im Tempel erscheinen: der Einzug Jesu ging von Osten aus, und es wird gleich danach von der Anwesenheit Jesu im Tempel berichtet.
  (Deswegen wurde das Osttor Jerusalems, das goldene Tor, von den Muslimen im 16. Jahrhundert zugemauert, um den Einzug des jüdischen Messias zu verhindern)

  Und die Herrlichkeit des HERRN kam hinein ins Tempelhaus durch das Tor, das nach Osten liegt.. Dies Tor soll zugeschlossen bleiben und nicht aufgetan werden, und niemand soll dort hineingehen. Denn der HERR, der Gott Israels, ist dort eingezogen; darum soll es zugeschlossen bleiben. Nur der Fürst darf sich, weil er der Fürst ist, dort niederlassen und das Opfermahl essen vor dem HERRN. Durch die Vorhalle des Tores soll er hineingehen und durch sie wieder herausgehen. (Hesekiel 43, 4; 44, 2. 3)

Was hat der Einzug Jesu in Jerusalem mit Advent zu tun?

Advent ist nicht bloß eine Vorbereitungszeit auf Weihnachten, sondern es geht um die abgrundtiefe menschliche Sehnsucht nach Erlösung. In dem Moment, als Jesus in Jerusalem einzog und sich öffentlich als Messias feiern ließ, fand die uralte Sehnsucht nach Erlösung ihre erste Erfüllung.
Die Botschaft des 1. Advents lautet: Der Messias ist da. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er weltweit und öffentlich sein Erlösungswerk als Messias vollendet.

Gebet zum ersten Advent

Lieber Herr und Gott, wecke uns auf, damit wir bereit sind, wenn dein Sohn kommt, ihn mit Freude zu empfangen und dir mit reinem Herzen zu dienen. Wir bitten dich durch ihn, unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geiste lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

'Adventus Domini' - Walter Habdank
© Galerie Habdank

„Am 2. Advent denken wir besonders an den Tag, an dem Gott diese Welt erlösen wird. Noch stehen wir in dieser Welt der Not und der Schuld, noch warten wir auf den Erlöser, der schon naht. In aller Trübsal unseres Lebens hören wir die Verheißungen, die uns mit Hoffnung erfüllen und deren Einlösung wir geduldig erwarten.“ (Martin Senftleben)

Gebet zum zweiten Advent

Allmächtiger Gott, hier sind wir und warten voller Hoffnung auf dein Erscheinen. Lass uns nicht vergeblich hoffen, sondern mach wahr, was du durch die Zeiten verkündet hast: dass unsere Erlösung naht. Dies bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, durch den du uns ganz nahe kommst. Amen

„Am 3. Advent denken wir besonders an Johannes den Täufer, dessen Aufruf zur Buße uns auch heute erklingt. Aber er ist es auch, der hingewiesen hat auf das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt. So bekennen wir unsere Schuld in dem Vertrauen, dass wir in Christus die Erlösung haben.“ (Martin Senftleben)

'Johannes der Täufer', Ikonenmuseum Recklinghausen

Gebet zum 3. Advent

Herr, unser Gott, nimm an unser Gebet und hilf uns, dass wir deinem Sohn den Weg bereiten und ihn aufnehmen in unsere Herzen. Wir bitten dich durch ihn, unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

'Maria Verkündigung' - Simone Martini, 1333

„In den Evangelienlesungen nach Lukas, die am 4. Sonntag im Advent vorgesehen sind, steht Maria im Vordergrund.
Am 4. Advent erfüllt sich unser Herz mit Freude, denn das Fest der Geburt des Herrn ist nahe. Wir hören den Lobgesang Marias, der Mutter Jesu, und preisen mit ihr die Größe des Herrn, denn mit Jesus Christus sind alle Verheißungen, die seinem Volk Israel und uns zugesprochen sind, bestätigt. Durch ihn wissen wir, dass auch die Verheißungen, die noch nicht erfüllt sind, zur Vollendung kommen werden.“ (Martin Senftleben)

Gebet zum 4. Advent

Wir bitten dich, lieber Herr und Gott, bereite unsere Herzen zu einer Wohnung deines Sohnes, damit wir dich allezeit mit fröhlichem Munde rühmen und preisen. Durch ihn, unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.