„Es begab sich aber zu der Zeit“ Jugendgottesdienst mit Krippenspiel am 4. Advent, 20. Dezember 2009 in der Dreikönigskirche
4. Sonnntag im Advent
„Es begab sich aber zu der Zeit“
Jugendgottesdienst mit Krippenspiel am 4. Advent, 20. Dezember 2009 in der Dreikönigskirche
(Erzähler sitzt in großem Sessel. Vor jeder Szene klingelt er mit einem Glöckchen.)
Erzähler: „Es war emal zu der Zeit, als en Befehl von de Angela Merkel ausging, dass sisch jeder uffschreibe lasse tät. Des war des erste Mal, dass so e Gedöhns von Statte gehe sollte und eben zu der Zeit, als de Roland Koch de Ministerpräsident von Hesse war. Hinz und Kunz latschte also los, um sich in dem Kaff uffschreibe zu lasse, in dem er wo einst das Lischt der Welt erblickte. So auch Josef aus dem Main-Kinzig-Kreis, aus de Stadt Hanau, nach Frankfurt ins Stadtteil Sachsehause, weil er in de Elisabethenstraß geboren wurde. Dort wollt er sisch uffschreibe lasse, zusammen mit seiner Alten, de Maria. Des ging e bisse umständlischer von Statten, denn...“
(Maria und Josef laufen recht langsam und beschwerlich von der einen Seite des Altarraums auf die andere)
Maria: „Ey, isch bin doch schwangä!!“
Josef: „Des weiß isch doch, Spatzebobbes. Isch kann trotzdem nix dafür, dass des blöde Eselvieh ne Nieren-Becken-Entzündung hat und daham bleibe musst!“
Maria: „Mir hätte doch dem Hans sein Esel nehme könne!“
Josef: „Nee, de Hans muss doch nach Quetschemembach und des is viel weiter als wie bei uns. Jetzt komm, is nett mehr weit, isch seh schon die Skyline...!“
Erzähler: „Und Josef stützte sei Maria, als wärs a alt Schachtel und schleppte se mehr oder minder über die Stadtgrenz bei Fescheheim, denn da fuhr die Trambahn 11.
(Maria und Josef sitzen in der Straßenbahn)
Josef: „Siehste, Schatzi, soo schlimm war des jetzt ach nett, oder? Schau mal, hier kann ma jetzt sei Karre für 4,90 reinige lasse, was sisch auf de Hanauer Landstraß alles so verändert hat...“
Maria: „Nett soo schlimm? Hätt isch gewusst, dass des so ne Tortur wird, wär isch daham geblibbe oder hätt´s gemacht wie die Angelina Jolie und de Bratt Pitt. So a afrikanisch Bobbelsche kann doch ach goldig sein!“
Josef: „Ach, was! Bist ja nett die Erste, die a Kind krischt uff de Welt. Außerdem is ja erst in zehn Tage Termin.“
(Ein Mann tritt zu ihnen. In seiner Hand trägt er zwei Gerippte und eine Flasche Apfelwein)
Schaffner: „Tach, ihr zwei! Schobbe oder Saft?“
Maria: „Was will dann der jetzt von uns?“
Josef: „Tschuldigung, simmer nett in der 11?“
Schaffner: „Nee, des hier is de Ebbelweiexpress, mir mache a Stadtrundfahrt!“
Josef: „Ne Stadtrundfahrt?“
Maria: „Siehste isch hab doch gleisch gesacht, die 11 is nett so bunt!“ Josef: „Des tut uns jetzt leid, mir wollten eigentlisch gar nett hier mitfahre!“
Schaffner (leicht genervt): „Was is jetzt? Nen Schobbe oder nett?“
Maria: „Ey, isch bin doch schwangä!“
Josef: „Also, isch würd einen nehme.“
Maria (erschüttert): „Josef!“
Josef: „Ach jetzt lass mir doch den Spaß! Wenn mer jetzt schon mal hier drin sitze, könne mer´s ach genieße...“
(Schaffner gibt Josef den Apfelwein)
Erzähler: „Ja, bei einem isses nett geblibbe und als die zwa dann endlisch am Frankesteiner Platz aussteige, ist de Josef schon leischt beschwingt.“
(Josef tanzt um Maria herum und singt...)
Josef: „Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde. Komm', schenk dir ein...!“ Maria: „Jetzt laf doch e mal grad! Ma könnt ja meinen, DU wärst schwangä!“
Josef: „Ach, schau e mal, Schatzi: Die Frau Rauscher spuckt gar nett!“
Maria: „Es ist ja ach de 24. Dezember und asch kalt. Die würd ja einfriere. Jetzt komm, isch will endlisch ins Hotel und en heißes Bad nehme...“
Erzähler: „Leichter gesagt, als getan. Denn als unsre zwei endlich am Maingau Hotel ankomme, gibt´s en klaanes Problem...“
(Maria und Josef stehen an der Rezeption)
Rezeptionist: „Josef? -Steht hier nett!“
Josef: „Des kann nett sein, isch hab reserviert!“
Rezeptionist: „Josef steht hier aber nett!“
Josef: „Na gut, dann gebbe se uns dann halt bitte so en Zimmer. Bitte mit Badewanne.“
Rezeptionist: „Sachen se mal: Red isch Suaheli? Mir sind voll!“
Maria: „Wie??? Voll?“
Rezeptionist (lauter): „Isch hab ka Zimmer mehr frei.“
Josef: „Aber wir brauchen doch nur en klaanes und nur für eine Nacht und außerdem...“
Maria: „...bin isch schwangä!“ Rezeptionist (schreit): „Jetzt hörn se mal: Heut is de 24. Dezember. Was glaube se eigentlisch, was hier los is? Kredi und Plethi komme hier an, um sisch uffschreibe zu lasse. Mir platze aus alle Näde! Und selbst wenn se die Jungfrau Maria höchst persönlich wären: Isch hab ka Zimmer!“
Erzähler: „So finden sisch die beiden uff de Gass wieder. Und eins kann isch euch sagen: In Josefs Haut möscht isch jetzt nett stecke. Sei Frau wird nämlich langsam aber sischer e bissi unleidlisch...“
Maria (vorwurfsvoll): „Isch hab dir gleisch gesagt, du sollst die Buchungsbestätigung ausdrucke! Des weiß doch jeder Depp, das man des macht!“
Josef: „Jetzt reg disch ab, mir finde schon was anderes! In de Wallstraß gibt´s doch noch so e Spelunke!“
Maria: „Spelunke? Aber nett, dass mir dann bei so Messerstechern lande, Frankfurt soll höchst kriminell sein!“
Josef: „Quatsch! Des wird schon werden, wirst sehen!“
Erzähler: „Da hat sisch unsern gude Josef leider geirrt. Ach vom dem annern Hotel de Chef hatte kein Zimmer mehr für die zwei. Etwas überfragt stehen se nun wieder uff de Gass... In ihrer Not klopfe se bei den Affetorhäusern. En Müsli essende, Wollpulli tragende Grüne, bittet sie freundlich herein.“
(Maria und Josef betreten den Aufenthaltsraum. Dort sitzen bereits vier Obdachlose und trinken Tee)
1. Obdachloser: „Ja, sie mal einer an: En Mädsche! Des hatten mer hier ach schon länger nett! Hey, Klaane, setz disch zu uns, mir habbe Tee mit Rum!“
2. Obdachloser: „Sach ma, du Simbel, bist du blind? – Die is schwangä!“
Maria: „Josef, hier bleib isch nett! Was sind denn des für komische Leut? Und wo is mei Badewanne?“
3. Obdachloser: „Habt ihr des gehört? Ne Badewann will se! Pass ma uff, Sternsche: Hier is warm und trogge und es gibt Tee. Also setz disch, lesch die Füß hoch und geh deim Mann nett uff die Nerve...“
(Er schiebt Maria auf einen Stuhl und legt ihre Füße auf einen anderen, dann nimmt er einem anderen die Decke weg und wickelt sie um sie. Maria lässt es mit angewiedertem Blick geschehen)
Erzähler: „Tja, da sitzen nun, die zwei. Maria leischt beleidischt, weil se kaane Badewanne bekommen hat und Josef, leischt angetrunken, weil de Tee mit Rum doch sehr verlockend war, bei de Kält. Alles scheint ganz ruhig, doch plötzlich kommt Bewegung in die Bude...“
(Maria lässt einen lauten Schrei von sich)
Maria: „Aaaaah, verdammt!“
Josef: „Was is´n?“
Maria: „Es geht los!“
Josef: „Was geht los!“
Maria: „Na, des Kind kommt, du Schwachkopp!“
Josef: „Jetzt? Hiiier?“
Alle Obdachlosen: „Ach, du dickes Ei!“
Josef: „Ja, und was solle mir jetzt tun?“
Maria: „Tuun? Was ihr jetzt tun könnt? Nix! Isch bin ja schwangä!“
(Maria schreit wieder)
Erzähler: „Die nächsten zweiundfuffzisch Minute werden nett so schön. Weder für die arme Maria, noch für die Herren. Deshalb wolle mir uns des jetzt auch nett länger antun und machen ma nen klaane Ortswechsel. Denn nett nur in den Affentorhäusern ist heute Ausnahmezustand, auch in den Feldern von Oberrad spielen sisch seltsame Dinge ab...“
(Drei Hirten stehen rauchend und etwas gelangweilt im Altarraum.)
1. Hirte: „Man is des hier heut kalt! Da friert eim ja alles ab!“
2. Hirte: „Na, des kann ja bei dir nett viel sein!“
(2. und 3. lachen laut)
1. Hirte: „Witzig, sehr witzig, ihr Deppen!“
3. Hirte: „Alter, ist das hier langweilig heut Nacht! Noch nett mal nen ICE is vorbeigekomme.“
2. Hirte: „Sagt mal, habt ihr euch schon uffschreibe lasse?“
1. Hirte: „Ja, war gestern extra in Offebach deswege.“
2. und 3. Hirte: „Offebach??? Nett dein Ernst!“
1. Hirte: „Doch, bin aber schon lang drübbe!“
3. Hirte: „Isch mach´s morgen, des Uffschreibe. Versteh eh nett so genau, was des alles soll...“
(Zweiter Hirte Zuckt zusammen.)
2. Hirte: „Sagt mal, seht ihr des ach?“
1. Hirte: „Ey, was dann?“
2. Hirte: „Na, des weiße dahinnen!“
3. Hirte: „Isch glaub, du hast zu viel Kaffee getrunken... Alter, was ist das denn???“
2. Hirte: „Sag isch doch! Da kommt wer!“
1. Hirte: „Seht ihr jetzt Gespenster, ihr zwei?“
3. Hirte: „Nett direkt! Eher so was... wie... en... Engel!“
1. Hirte: „En Engel? –Klar! Hatte heute ma Bock auf Oberrad oder was? (entdeckt ihn jetzt auch) Alter!!!!“
(Ein Engel kommt auf sie zu.)
Engel: „Guten Abend, die Herren!“
(Die Hirten drängen sich aneinander und sagen nichts.)
Engel: „Die Herren brauchen doch keine Angst haben! Ich bin hier, um euch große Freude zu verkünden, die allen Menschen widerfahren wird, denn heute ist der Heiland geboren, der Herr, in Frankfurt!“
1. Hirte: „Was hat´n der genommen? –Hallo? Alles in Ordnung bei ihnen?“
Engel: „Sehr wohl, der Herr!“
2. Hirte: „Was red´s de denn so komisch geschwollen daher?“
Engel: „Entschuldigt, der Herr, aber mein Zuständigkeitsbereich erstreckt sich im normalen Falle eher im Rahmen von Niedersachsen.“
3. Hirte: „Niedersachsen? –Isch raff nix!“
Engel: „In Windeln gewickelt, werdet ihr das Kind finden, in einer Krippe liegend.“
(Drei weitere Engel erscheinen im Hintergrund)
1.-3. Engel (singen): „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“
(Alle Engel verschwinden)
1. Hirte: „Alter, war das krass!“
2. Hirte: „Was machen wir´n jetzt?“
3. Hirte: „Ey, mir gehen dahin, wo der gesagt hat!“
Erzähler: „Und die drei mache sisch uff de Wesch Rischtung Sachsehause. Immernoch tief beeindruckt, von dem, was se gesehen habe. Aber nicht nur diese drei haben eine seltsame Begegnung in dieser Nacht. Nein, auch in fernen Landen tragen sisch merkwürdige Dinge zu...“
(Drei Könige stehen im Altarraum und grübeln über einer Landkarte. Ein Großer Stern steht über dem Altar.)
1. König: „Ich versteh des nett! Des ist die neuste aller neusten Karte. Warum verflixt, finde mer diesen Stern da nett?“
2. König: „Der muss hier irschewo sein, der ist doch soo groß.“
(Brabbeln für sich und schauen dabei immer wieder von der Karte zum Stern. Dieser bewegt sich nun langsam von der einen Seite zur anderen)
3. König: „Ka´ Wunner, dass mir den nett finne: De Kerl bewegt sisch!“
2. König: „Ach, so´n Käs! Wie kommst de denn da druff?“
3. König: „Ey mach doch mal die Glüse uff: Ebe war er noch da!“
(deutet nach rechts)
1. König: „Der Kerl hat rescht, der war ebe noch weiter hibdebach!“
2. König: „Des kann doch nett sein!“
3. König: „Ey, wenn isch´s dir doch sag: Schau ma ganauer hin.“
(Alle drei beobachten den Stern, der sich langsam weiter bewegt.)
Alle drei: „Der Kerl bewegt sisch!“
(Der Stern macht einen großen Satz)
Alle drei (lauter): „Der Kerl bewegt sisch!“
1. König: „des is´n Zeische!“
2. König: „Ey, für was dann?“
1. König: „Ey, mir solle dem folge!“
3. König: „Wohin dann?“
1. König: „Ey, isch weiß es doch ach nett, aber...“
Alle drei (noch lauter): „Der Kerl bewegt sisch!“
(Der Stern führt die drei durch den Altarraum, um den Altar herum und in die Küstersakristei hinein. Dabei tanzt er fröhlich vor ihnen her.)
Show mit Beamer: Man sieht unterschiedliche Plätze der Welt. Immer zu sehen: Die Drei Könige und der Stern, auf dem Weg nach Frankfurt. Dazu läuft „When I won´t walk 500 miles“ von den Proklaimers.
Erzähler: „Es sind also so einische uff dem Wesch nach Sachsehause: Nett nur drei Hirte, sondern ach noch drei Könige, die nem Stern hinnerher lafe! Inzwische geht es in de Affetorhäuser etwas lauter zugange...“
Maria (schreit): „Aaaaaaaaaaaaaaaahhh! Isch kann nimmer, ich will nimmer, isch kann nimmer!“
1. Obdachloser: „Angriffslinie bilden!!“
2. Obdachloser: „Des arme Mädsche. Ma könnt grad helfe...“
Josef: „Jetzt stehn se doch da nett so unnütz rum! Besorge se mal lieber en paar saubere Labbe und warmes Wasser!“
3. Obdachloser: „Oh Gott, mir is ganz flau in de Magengegend, ich glaub, ich...“
(3. Obdachloser kippt um.)
Maria (krallt Josef am Arm): „Jooooosef!!!!“
Erzähler: „Mir verlasse an dieser Stell mal wieder das Geschehe und gucke ma´, was die annern so treibe...“
(Hirten, Könige und Stern tanzen im Altarraum eine Koreographie zu „Word up“ von Cameo und verlassen diesen mit einer Polonaise)
Erzähler: „Während die sechs Gestalte kurz vor Sachsehause sind, hat die jung Maria ihr Geburt tapfer hinner sisch gebracht. Sie hält den klaane Jesus nun endlisch in de Arme. Die Kerle um se rum, sind genauso ferdisch, wie unsre Maria.“
(Maria sitzt in der Mitte und hat eine Puppe im Arm. Um sie herum knien Josef und die Obdachlosen und schauen alle neugierig auf das Kind)
1. Obdachloser: „Kerle, is des en schee Bobbelsche!“
2. Obdachloser: „Ich fühl mich irgewie seltsam. So... komisch.“
1. Obdachloser: „Ich ach! Ich glaub, des is nen ganz besonderes Kerlsche.“
3. Obdachloser: „Ich bin ach schon ganz andächtisch!“
(Die Tür geht auf. Die Hirten-König-Stern-Polonaise kommt hinzu. Der Stern begibt sich wieder auf seinen Platz hinter dem Altar. Die Hirten stellen sich links von Maria und Josef, die Könige rechts.)
1. Hirte (tritt vor): „Mir sind gekommen, weil mir eine frohe Botschaft bekomme habe!“
2. Hirte (tritt vor): „En Engel hat gesacht, mir solle hier her komme und den Heiland begrüßen, der geboren wurde.“
3. Hirte (tritt vor): „Und da simmer! Uff dem Wesch ham wer noch so drei komische Typen getroffe (deutet auf die Könige).
1. König: „Hier haste nen Handkäs´, als Gastgeschenk, quasi!“
2. König: „Und hier nen Schobbe!“
3. König: „Und hier ne Bretzel!“
(Alle drei legen die Dinge Maria zu Füßen)
Erzähler: „So geht de 24. Dezember friedlich zu Ende. Und alle sind sisch im Klaare darüber, dass des nen besondere Kerl is, der da bei de Maria uff dem Arm hängt. Und da, keiner von dene da (zeigt auf die anderen) en Kind von Traurischkeit is, habe die des natürlich auch noch ziemlich gefeiert. Zu Recht. Denn schließlich mache mir des heute noch. Frohe Weihnachten.“ (Klingelt und geht zu den anderen)
Lied: Alle singen zu dem Lied „Männer sind Schweine“ von den Ärzten folgenden Text abwechselnd...
Hallo, Jesus, ich preise Dich
Du bist der Einzige für mich!
Sonst ist wirklich niemand so
Drum bin ich hier, nicht anderswo.
Du bist so groß und furchtbar hell,
ich spüre sowas immer schnell,
jetzt liegst Du da und bist so klein,
doch trotzdem stark und für uns fein.
Bald ist es soweit,
bald ist Weihnacht,
da ist ein Wort des Lobes angebracht:
Er ist geboren!
Seht ihn in der Krippe hier.
Zum Heiland ist er erkoren,
und unser aller Begier.
Ein Engel brachte große Freude,
die nie wirklich wer bereute.
Ob Hirte, König oder Stern,
denn alle haben ihn so gern.
Er wird verkünden gutes Wort
Und viele Menschen eilen fort.
Um ihm zu folgen Gottes wegen
Und seine Kunde auszulegen.
Er ist die Liebe,
Er ist´s allzeit,
für uns und für die ganze Christenheit.
Er ist geboren!
Seht ihn in der Krippe hier.
Zum Heiland ist er erkoren,
und unser aller Begier.
Wir haben das hier aufgeführt
Und hoffen, dass es niemand stört,
Dass wir ein bißchen lustig waren,
Jenseits allem Vorstellbarem.
Wir wünschen eine schöne Zeit,
und bitten jetzt um Achtsamkeit:
Jetzt gibt es nämlich noch Kaffee
Und Plätzchen, Kuchen, Schmalz und Tee.
Ihr seid geladen,
Ihr seid nun Gast,
doch langsam bitte, ohne jede Hast.
Er ist geboren!
Seht ihn in der Krippe hier.
Zum Heiland ist er erkoren,
und unser aller Begier.
Er ist geboren!
Seht ihn in der Krippe hier.
Zum Heiland ist er erkoren,
und unser aller Begier.
Predigt
Als ich überlegte, von was das diesjährige Weihnachtssspiel handeln sollte, habe ich auf eine sehr alte Idee zurückgegriffen: Schon seit Jahren wollte ich ein traditionelles Krippenspiel inszenieren. Nie hat es sich ergeben, weil meine vorweihnachtliche Kreativität immer ganz andere Charaktere erschuf, als die für ein Krippenspiel. Paul Juppie, z.B., der das Christkind vertreten muss oder der erfolgreiche Schokoladenfabrikant Konstantin Breitner, der Obdachlose Socke oder die Sekretärin Frau Eichinger. Alle sie waren schon am vierten Advent in dieser Kirche und alle haben eine weihnachtliche Botschaft vermittelt. Doch dieses Jahr sollte es sein. Dieses Jahr sollte es ein Krippenspiel werden. Krippenspiel ja. Traditionell nein. Ich wollte etwas modernes haben, etwas, dass die Menschen zum Schmuzeln bringt und in dem sie sich wiederfinden. Ein Krippenspiel, bei dem keiner in der Bank sitz und denkt: „Und jetzt kommt gleich der böse Herbergenbesitzer und weist sie ab und jetzt passiert gleich dies und jetzt passiert gleich das...gähn...“. Alle Eltern, die Kinder in einem Kindergarten hatten, der Krippenspiele aufführte, wissen, was ich meine. Drei Kinder sind neun Jahre Kindergarten! Das sind neun Krippenspiele. Das sind neun Kostüme! Und das ist neun mal die gleiche Geschichte... Klar, wir kommen nicht drum herum: es ist nun mal vermutlich so abgelaufen, aber das Schöne am Darstellenden Spiel ist ja die Freiheit, es beliebig zu erweitern oder zu verändern... Verändern? Nein, verändern wollte ich es eigentlich nicht. Deshalb auch meine Entscheidung, die Rahmenhandlung des Lukasevangeliums (erweitert durch die Waisen aus dem Morgenland) 1:1 zu übernehmen.
Blicken wir auf die Sprache: Während ein traditionelles Krippenspiel eher wortkarg ist, wurde hier sehr viel geredet. Doch nicht nur das, auch noch auf hessisch. Wer den Autor Robert Gernhardt kennt, wird sich von Zeit zu Zeit an dessen Buch „Erna, de Baum nadelt“ erinnert haben. Es hätte ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest für Schorsch und Erna Breitlinger werden können. Doch völlig unerwartet werden sie zu Zeugen eines schrecklichen Unglücks: Der Baum beginnt zu nadeln. Robert Gernhardt schafft es, sich zwanzig Seiten über diesen Umstand auszulassen und zwar auf tiefstem Hessisch.
Sprachlich also ähnlich. Inhaltlich finden wir hier jedoch einen großen Unterschied: Während bei Breitlingers lediglich der Baum nadelt, wird bei uns der Heiland geboren! Blicken wir auf den Ort: (Für alle Gottesdienstbesucher unter 25: Die Location!) Ein traditionelles Krippenspiel spielt hauptsächlich in einer Holzhütte oder einem Stall. Krippe, Ochse, diverse Schafe und alle,s was eben in einer Scheune zu finden ist, steht herum. In der letzten Szene knien die Hirten dann andächtig vor der Krippe. Josef links, Maria rechts. Plötzlich tauchen dann wie aus dem Nichts auch noch drei Könige auf und weil Mama so lange am Kostüm genäht hat, dürfen die Engel auch noch einmal hinzutreten. Die Geburt selbst findet nicht statt. Das Kind ist plötzlich einfach da.
Unser Krippenspiel berücksichtigt nicht nur traditionelle Schauplätze Frankfurts, sondern endet sogar noch in den Affentorhäusern. Für alle Nicht Frankfurter: Die Affentorhäuser sind eine Anlaufstelle für Wohnsitzlose im Kern von Sachsenhausen.
Die Tiere fehlen, dafür gibt es drei Obdachlose, und eine Krippe ansich haben wir auch nicht... Eigentlich war das gar kein richtiges Krippenspiel! Blicken wir auf die Story: Mancher wird behaupten: „Völlige Verfremdung! –Von der Weihnachtsgeschichte war ja gar nix mehr übrig!“ Derjenige wird aber auch verständnislos dreinblicken, wenn man ihm versucht zu erklären, dass Romeo und Julia und die West Side Story quasi dasselbe erzählen.
Vor einigen Jahrzehnten hätte man „Blasphemie!“ gerufen und schreiend den Gottesdienst verlassen. Heute sind wir weiter: Ihr seid alle geblieben. Danke dafür! Ich könnte jetzt noch einige Zeit versuchen, Parallelen und Abweichungen zu deuten, doch darum geht es gar nicht. Das sollte nicht der Inhalt unserer Botschaft sein! Die Rahmenhandlung ist doch völlig belanglos. Ob Maria und Josef mir Esel kommen oder mit dem Ebbelwei-Express tut nichts zur Sache! Ob die Hirten nun in Oberrad auf dem Felde stehen oder anderswo, ist bedeutungslos. Ob Jesus in einem Stall zur Welt kommt oder während einer Essensausgabe macht keinen Unterschied, denn das Wichtigste, das Einmaligste und das Größte ist lediglich die Tatsache, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, zu uns auf die Welt gekommen ist. Mensch geworden, für uns. Um Nächstenliebe zu verbreiten, Menschenbilder zu überdenken und ein Bindeglied zwischen uns und Gott zu werden. Darum geht es. Es geht um die Geburt Jesu und sonst um gar nichts!
Wenig nutzt es uns, wenn wir uns damit aufhalten, wie alles einmal gewesen sein KÖNNTE. Wichtig ist, was es für uns heute bedeutet. Wir feiern nicht Weihnachten wegen der Weihnachtsgeschichte. Wir feiern Weihnachten wegen Jesu Geburt. Überall auf der Welt. Bei dreißig Grad im Schatten oder im Tiefschnee. Am Meer, in den Bergen oder in der Stadt. Wir lesen die Weihnachtsgeschichte auf englisch, italienisch, russisch, griechisch, ja sogar auf indisch. Und manchmal sogar auf hessisch. Die Weihnachtsgeschichte muss übertragbar sein. Ins Jetzt. Denn nur dann können wir feststellen, was sie für uns in unserer Zeit bedeutet und was wir davon mitnehmen, an welcher Stelle sie uns persönlich berührt.
Die persönliche Berührung spüren wir jedes Jahr, wenn wir an Heilig Abend zusammenkommen. Mit unseren Familien, mit Freunden und lauter Menschen, die uns etwas bedeuten, die wir lieben. Wir beschenken uns, schmücken festlich die Wohnung und wünschen sogar der Kassiererin beim REWE, die uns netterweise an Heilig Abend noch das vergessene Glas Rotkohl verkauft, frohe Weihnachten. Das ist: Menschlichkeit, Zusammensein, Innehalten, um wesentliche Dinge wieder zu finden. Das ist Jesus Christus und er wird es auch noch in zweitausend Jahren sein. Vielleicht kommen Maria und Josef in einigen Jahren mit dem Motorrad. Vielleicht ist Maria dann Punkerin. Vielleicht wird die Weihnachtsgeschichte dann auch gerappt. Belanglos. Was bleibt, ist Jesus Christus.
Amen.
Katharina Hellwig
Aufführung des Krippenspiels beim Mitarbeiterfest am 15. 01. 2010
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