Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Kirchenjahr - Osternacht

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Osternacht

Christ's descent into Hell. Miniature from St. Albans Psalter, ca 1125

Abstieg Christi in das Reich des Todes, um die Toten zu befreien.

„Die Feier der Osternacht bildet den eigentlichen Abschluss der Heiligen Woche. Sie ist die ursprünglichste Feier der Christenheit“ (Martin Senftleben „Mit dem Kirchenjahr leben“)

Das älteste Fest der Christenheit ist Ostern, bzw. die Feier der Osternacht. Die Osternachtfeier ist von dem jüdischen Pessachfest abgeleitet. Dementsprechend ist der älteste Name für Ostern „Pascha“, die aramäische Bezeichnung für Pessach / Passah. Das Osterfest ist ein christianisiertes Passahfest.

Die ersten Jesusanhänger waren Juden, die weiterhin die jüdischen Feste feierten. Zuerst wurde die Auferstehung Christi jedes Jahr am 14. Nisan (Nisan ist der erste Monat im jüdischen Kalender) gefeiert, im Rahmen der Passahnacht. Am 14. Nisan gab es immer Vollmond, der erste Frühlingsvollmond, denn ein jüdischer Monat beginn mit einem Neumond; bis zur Mitte des Monats ist der Mond voll. Im Westen entstand die Sitte, Ostern an dem Sonntag nach dem 14. Nisan zu feiern, der deshalb der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond war, denn Christus ist an einem Sonntag auferstanden.

In der Passahnacht sollten die Feiernden wach bleiben. Es ging darum, Gott nachzuahmen, von dem es heißt: „Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht“ (Psalm 121, 4) Außerdem sollte in der Passahnacht Elia erscheinen, um die messianische Heilszeit einzuleiten. Juden sollten wach sein, wenn er erscheint. Dementsprechend sind christliche Gemeinden in der Nacht vor Ostern wach geblieben, um zu bezeugen, dass sie mit der Wiederkehr Christi in Macht und Herrlichkeit rechnen und deswegen wachsam bleiben wollen.

Israel erreicht das jenseitige Ufer des roten Meeres

Israel erreicht das jenseitige Ufer des roten Meeres

„Die Christenheit hat schon früh diese Nacht durch einen Vigilgottesdienst (Vigil = Wache), der die ganze Nacht hindurch dauerte, besonders gefeiert. Ein solcher Vigilgottesdienst hat den Charakter eines Weges, den die Gemeinde zum eigentlichen Fest beschreitet, das mit einer festlichen Messe begangen wird. So werden in der Nacht biblische Texte gelesen, die die Heilsgeschichte Gottes mit dieser Welt verdeutlichen und zeigen sollen, wie die Verheißungen des Alten Testamentes in Christus erfüllt wurden.“ (Martin Senftleben)

Das jüdische Passahfest ist auch deswegen die Grundlage des christlichen Osterfestes, weil der Auszug Israels aus Ägypten und der Gang durch das gespaltene Schilfmeer als die Urvorlage der Auferstehung Christi galt. Bis heute gehört es zu der traditionellen Osternachtliturgie, die Befreiung der hebräischen Sklaven aus Ägypten als Urbild der Auferstehung zu feiern. Dieser Glaubensinhalt wird in dem sogenannten „Exsultet“ gefeiert.

Exsultet

Osternacht 2009 in der Dreikönigskirche

Das Exsultet (lat. „es jauchze“) ist ein Osterlob, das zu Beginn der Osternacht in römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Kirchen von einem Liturg gesungen wird. Die älteste erhaltene Textfassung stammt vom Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts.

Frohlocket, ihr Chöre der Engel,
frohlocket, ihr himmlischen Scharen,
lasset die Posaune erschallen,
preiset den Sieger, den erhabenen König!

Ikonen-Musuem Recklinghausen: Auferstehungsikone Christi, russisch, 16. Jhd.

Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe!
Licht des großen Königs umleuchtet dich.
Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel.

Auch du freue dich, Mutter Kirche,
umkleidet von Licht und herrlichem Glanze!
Töne wider, heilige Halle,
töne von des Volkes mächtigem Jubel.

In Wahrheit ist es würdig und recht,
den verborgenen Gott, den allmächtigen Vater,
mit aller Glut des Herzens zu rühmen
und seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn Jesus Christus,
mit jubelnder Stimme zu preisen.

Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt
und den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe vergossen hat.

Gekommen ist das heilige Osterfest,
an dem das wahre Lamm geschlachtet ward,
dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt
und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben.

Von Einar Helland Berger, 30. Oktober 2005

Dies ist die Nacht,
die unsere Väter, die Söhne Israels,
aus Ägypten befreit
und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.

Dies ist die Nacht,
in der die leuchtende Säule
das Dunkel der Sünde vertrieben hat.

Dies ist die Nacht,
die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben,
scheidet von den Lastern der Welt,
dem Elend der Sünde entreißt,
ins Reich der Gnade heimführt
und einfügt in die heilige Kirche.

Dies ist die selige Nacht,
in der Christus die Ketten des Todes zerbrach
und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.

Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren,
hätte uns nicht der Erlöser gerettet.

O unfassbare Liebe des Vaters:
Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!

O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam,
du wurdest uns zum Segen,
da Christi Tod dich vernichtet hat.

O glückliche Schuld,
welch großen Erlöser hast du gefunden!

O wahrhaft selige Nacht,
dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen,
in der Christus erstand von den Toten.

Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht:
„Die Nacht wird hell wie der Tag,
wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“

Der Glanz dieser heiligen Nacht
nimmt den Frevel hinweg,
reinigt von Schuld,
gibt den Sündern die Unschuld,
den Trauernden Freude.
Weit vertreibt sie den Hass,
sie einigt die Herzen
und beugt die Gewalten.

In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater,
nimm an das Abendopfer unseres Lobes,
nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe!
Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet,
wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche
durch die Hand ihrer Diener.

So ist nun das Lob dieser kostbaren Kerze erklungen,
die entzündet wurde am lodernden Feuer zum Ruhme des Höchsten.

Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat,
so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes.

Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs,
das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.

O wahrhaft selige Nacht,
die Himmel und Erde versöhnt,
die Gott und Menschen verbindet!

'Venus near Moon'

Darum bitten wir dich, o Herr:
Geweiht zum Ruhm deines Namens,
leuchte die Kerze fort,
um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben.
Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer,
vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel.

Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint,
jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht:
dein Sohn, unser Herr Jesus Christus,
der von den Toten erstand,
der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht;
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Amen.



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Taufe als Nachahmung der Auferstehung

Taufe als Nachahmung der Auferstehung

In den ersten Jahrhunderten der Christenheit wurden Taufen in der Osternacht vollzogen, denn die Taufe war eine Nachahmung der Auferstehung Christi. Ursprünglich mussten sich die Taufkandidaten bei der Taufe vollständig ausziehen. (Siehe unten: "Taufe in der Kirche des 4. Jahrhunderts.) Diese Nacktheit war eine Erinnerung an Adam und Eva, die nackt waren und sich nicht schämten, als sie noch in unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott waren. Diese Nacktheit galt auch als Nachfolge Christi, der am Kreuz nackt war. Danach wurden sie ins Wasser untergetaucht, und zwar dreimal für die Dreifaltigkeit Gottes und für die drei Tage, die Jesus im Grab war, denn die Taufe war ein symbolisches Begräbnis. Nach dem Auftauchen aus dem Wasser zog der Getaufte ein weißes Gewand an, um zu symbolisieren, dass er/sie Jesus Christus (bzw. das ewige Leben, den neuen Menschen) angezogen hat. An dem Sonntag nach Ostern erschienen die Getauften in ihren weißen Taufkleidern, deswegen bekam dieser Sonntag den Namen: "Weißer Sonntag".

Taufe

AUFE

Scene of baptism. Stained glass, Paris, last quarter of the 12th century. From the Sainte-Chapelle of Paris

in der Kirche des 4. Jahrhunderts
Beispiel: Antiochien

Die Reihenfolge der Schritte, die zur Taufe in der Osternacht führten:

  1. Anmeldung: 40 Fastentage vor Ostern ("Aschermittwoch") = Zeit, die Jesus in der Wüste fastete.
  2. Während der Fastenzeit gab es Unterweisung und Exorzismus:
    Bei der Austreibung der Dämonen waren die Taufkandidaten barfuß, das Obergewand war ausgezogen, und sie hielten die Hände hinter den Rücken: die Körperhaltung von Gefangenen.
  3. Die Unterweisung wurde mit dem Aussprechen eines ersten Glaubensbekenntnisses abgeschlossen.
  4. Absage an den Satan und Zusage an Christus
    (zuerst unmittelbar vor der Taufe in der Osternacht, später wurden diese Handlungen auf Karfreitag um 15 Uhr, die Todesstunde Jesu, vorverlegt; denn diese Todesstunde galt als der Moment, in dem Satan besiegt wurde und in dem der Schächer am Kreuz in das Paradies eintrat, weil er sich unmittelbar vorher zu Christus bekannte.) Mit kniender Körperhaltung, die Hände zum Himmel erhebend, sagte jeder Einzelne:
    "Ich widersage dir, Satan, deiner Pracht, deinem Dienst und deinen Werken." (es gab auch die Sitte in manchen Städten, Richtung Westen zu schauen bei dieser Absage; danach drehte man sich Richtung Osten und sagte:)
    "Und ich binde mich an dich, Christus" (galt als "Vertragsabschluss". In Konstantinopel wurde die Absage an den Satan mit einem Spucken Richtung Westen begleitet; an anderen Orten gab es ein Anblasen als Zeichen der Absage; in Jerusalem gab es eine abwehrende Handhaltung dem Satan gegenüber).
    Stirnsalbung und Besiegelung: Salböl war eine Mischung aus Olivenöl und Balsam (eine Erinnerung an Christus, den "Gesalbten").
  5. In der Osternacht: Salbung des ganzen Körpers: Der Priester zog vorher das Gewand des Taufbewerbers aus. Diese Ganzsalbung wurde als Schutz des Körpers gegen die Angriffe des Teufels gedeutet.
  6. Zweites Glaubensbekenntnis: vielleicht in kurzer Form, wobei es darauf ankam, sich zu dem dreieinigen Gott zu bekennen.
  7. Vasnetsov Bapt Vladimir fresco in Kiev
  8. Totale Entkleidung vor dem Einstieg in das Taufwasser: Erinnerung an Adam und Eva, die nackt waren und sich nicht schämten, als sie noch in unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott waren. Diese Nacktheit galt auch als Nachfolge Christi, der am Kreuz nackt war.
  9. Dreimaliges Untertauchen "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Rechte Hand des Priesters auf dem Haupt galt als die Hand Gottes. Der Heilige Geist wurde in diesem Moment übertragen. Dreimaliges Untertauchen galt auch als Erinnerung an die drei Tage, die Christus im Grab verbrachte. Taufe bedeutet also: mit Christus begraben zu werden und mit ihm aufzuerstehen. Der Getaufte gehört schon jetzt zu dem unvergänglichen Leben Gottes.
  10. Als der Getaufte aus dem Wasser stieg, zog er ein weißes Gewand an. Weiß = die Farbe der Auferstehung, die Farbe der himmlischen Herrlichkeit, die Christus bei seiner Verklärung offenbarte.
  11. Die Taufe
  12. Die Neugetauften wurden von den Gemeindegliedern umarmt und geküsst. Dieser Kuss hat zwei Bedeutungen: Es gab ein Freilassungszeremoniell, bei dem alle Anwesenden den freigelassenen Sklaven küssten. Und der Kuss auf dem Mund war auch ein Zeichen der Heiligkeit des Getauften; d.h. dass er Gott geweiht ist, denn es war in der antiken Welt üblich, das Heilige zu küssen.
  13. Zwei andere Sitten konnten vorkommen: die Getauften bekamen Kerzen (denn Taufe = Erleuchtung), und Milch und Honig auf die Zunge (= in dem gelobten Land fließen Milch und Honig). In Jerusalem trugen die Getauften Kerzen in den Händen, als sie von der Taufkapelle in die Auferstehungskirche (heute heißt sie "Grabeskirche") zu der Eucharistie zogen.


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Das Bild von dem Feuer, von Einar Helland Berger, 30. Oktober 2005 aufgenommen, ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.5.
Wir danken dem Ikonenmuseum Frankfurt (www.ikonenmuseumfrankfurt.de ) für die Genehmigung, Ikonen aus diesem Museum kostenlos zeigen zu dürfen.
Der Ausschnitt aus 'Verkündigung an die Hirten', Taddeo Gaddi, 14. Jhd., Baroncelli Kapelle, Santa Croce Kirche, Florenz, das Bild 'Christ's descent into Hell', Miniature from St. Albans Psalter, ca 1125, das Glasfenster 'Scene of baptism. Stained glass, Paris, last quarter of the 12th century. From the Sainte-Chapelle of Paris' und die Darstellung der Israeliten am Ufer des roten Meeres aus der Schedelschen Weltchronik aus dem Jahre 1493 gehören zum "Public Domain", weil ihr Copyright abgelaufen ist.
Wir danken Stefan Binnewies (www.capella-observatory.com) für die freundliche Genehmigung, das Bild 'Venus near Moon', 2004, kostenlos zeigen zu dürfen.

PSch

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Predigten zur Osternacht