Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Kirchenjahr - Himmelfahrt

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Himmelfahrt

Abschluss der Auferstehungserscheinungen

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen."
(Joh 12,32)

Am Himmelfahrtstag feiern viele Gemeinden Gottesdienste im Freien. Die Dreikönigsgemeinde hat mit Nachbargemeinden zusammen öfters Himmelfahrtsgottesdienste am Jakobiweiher im Stadtwald gefeiert. Der erste Gottesdienst unserer Gemeinde im Stadtwald war im Jahre 1993, als die Berg-, Süd- und damalige Dreikönigsgemeinde noch nicht zusammengelegt waren (Zusammenlegung war 1997). Das Bild rechts stammte von diesem ersten Himmelfahrtsgottesdienst im Stadtwald.

'The Ascension'
Himmelfahrts-Gottesdienst, 13. Mai 2010 im Park der Villa Metzler

Himmelfahrts-Gottesdienst: Apg. 1, 3-11 Schaut nicht hinauf ...

13. Mai 2010 im Park der Villa Metzler

Predigt, Bericht und Bilder anschauen

40 Tage lang war der Auferstandene für Augenzeugen wahrnehmbar. Die Himmelfahrt war der Abschluss der sichtbaren Auferstehungserscheinungen Christi. Aber mit der Himmelfahrt ist Christus nicht weggegangen, sondern er ist allgegenwärtig geworden. Um diese Allgegenwärtigkeit Christi richtig einzuordnen, kann es hilfreich sein, einen hebräischen Begriff zu kennen: Schechinah ( = Niederlassung). Denn der Himmel ist nicht nur oben, der Himmel ist da, wo Gott sich niederlässt.

Schechinah: die Niederlassung Gottes

Gott ist größer als jeder Versuch, seine Gegenwärtigkeit zu bestimmen: "Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen" (1. Könige 8). Aber er hat sich dafür entschiedenen, an bestimmten Orten anwesend zu sein. Wie es in dem Buch des Propheten Jesaja heißt:
"Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen." (57, 15)

Außerdem offenbart die biblische Geschichte, dass Gott sich - mit einer sichtbaren Andeutung seiner Herrlichkeit - an bestimmten Orten niedergelassen hatte: im brennenden Dornbusch, am Berg Sinai, in der Stiftshütte, auf dem "Gnadenthron" der Bundeslade. Der hebräische Ausdruck für die Niederlassung Gottes heißt Schechinah, von dem Wort Schechen abgeleitet: sich niederlassen, ruhen, verweilen, wohnen, bewohnen.

(Zu diesem Begriff heißt es in der Enzyklopädie Judaica: "Die göttliche Gegenwart, das Innewohnen Gottes in der Welt, eine Offenbarung des Heiligen inmitten des Weltlichen..." Definition von Saadiah Gaon (882-942): "Die Schechinah ist identisch mit dem biblischen Begriff‚ 'die Herrlichkeit des Herrn'; sie ist ein herrliches Licht, das als Vermittler zwischen Gott und Menschen dient. Als Mose die Herrlichkeit Gottes sehen wollte, erschien die Schechinah.)

The Second Jewish Temple. Model in the Israel Museum, Ariely, 2008

Der Tempel: Ort der Niederlassung

Der Tempel in Jerusalem galt als ein Ort, wo Gott dauerhaft anwesend war; das Allerheilige galt als Wohnstätte Gottes auf dieser Erde - auch wenn es klar ist, dass Gott nicht auf einen Ort beschränkt ist. Der Tempel galt als der Ort, wo Himmel und Erde sich berührten. Und das Allerheilige galt sogar als ein Stück Himmel auf Erden, als ein Abbild des Himmlischen.

Der Tempel wurde im Jahre 70 zerstört und das Einzige, was übrig blieb, war ein Teil der westlichen Stutzmauer des Tempelbergs. Im Laufe der Zeit entstand die Vorstellung, dass die Schechinah sich hier niedergelassen hatte; denn das Intaktsein dieser Stelle galt als ein Zeichen, dass Gott hier noch präsent war. Deswegen gilt dieser Ort als heilig, und deswegen pilgern Juden aus aller Welt dorthin, um hier zu beten.

Für Christen gibt es keinen heiligen Boden

Aber für uns Christen gibt es eigentlich keine heiligen Stätten. Denn wir glauben, dass Jesus die Verkörperung der Schechinah ist. In Jesus hat Gott unter uns gewohnt. Wie Johannes schrieb: das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit - wortwörtlich: "zeltete" unter uns – eine Erinnerung daran, dass das Stiftszelt einmal der Ort war, wo Gott sich niedergelassen hatte und wo seine Herrlichkeit als leuchtende Wolke zu sehen war.

Selbsteinschränkung aufgehoben

Die Himmelfahrt Christi bedeutet, dass eine Selbst-Einschränkung Gottes aufgehoben ist und dass Gott in Jesus ab jetzt überall ist – besonders wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, und besonders dort, wo Abendmahl gefeiert wird. Ab jetzt ist jede Christin und jeder Christ eine Wohnstätte Gottes, ein Tempel des heiligen Geistes.

In der Urchristenheit wurde diese Heiligkeit durch den sogenannten heiligen Kuss bezeugt. In der antiken Welt wurde das Heilige geküsst. Es war die Sitte, heilige Stätten und heilige Kultgegenstände zu küssen, weil man meinte, man könnte sich dadurch göttliche Kräfte aneignen, die an sakralen Orten vorkommen. Aber Christen haben sich gegenseitig geküsst, um zu bezeugen, dass jede Christin und jeder Christ ein heiliger Ort ist, wo Gott sich niedergelassen hat.
(Quelle: "Philema hagion" (Heiliger Kuss), Dr. Karl-Martin Hofmann)

Warum Ölberg?

Eine Weissagung aus dem Propheten Sacharja lautet, dass der Ölberg in der Endzeit der Ort der Erscheinung Gottes sein wird. "Und seine Füße werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin." (14, 4)

Deswegen entstand im Judentum die Erwartung, dass der Messias am Ölberg erscheinen und dass dort die Auferstehung der Toten beginnen sollte. Deshalb wurde am Ölberg ein Friedhof angelegt.

Derselbe Prophet hatte angekündigt: "Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin." (9, 9) Jesus richtete sich offenbar nach diesen beiden Voraussagen des Propheten, und von dem Ölberg zog er herunter in das Kidrontal, als er in Jerusalem von Osten her einzog. Der Ölberg war deswegen ein passender Ort für die letzte sichtbare Erscheinung Jesu Christi auf dieser Erde.

Himmelfahrt: Christus ist König

Zu der Himmelfahrt Christi gehören bestimmte Bilder. Die Himmelfahrt Christi bedeutet, dass er jetzt "oben" ist, in dem Sinne, dass er im "Himmel" "zur Rechten Gottes" sitzt, wie auf einem Thron, d.h. er hat Anteil an der Macht und Herrlichkeit Gottes. Ihm ist alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben. Die Himmelfahrt ist deshalb auch die Inthronisierung Christi. Deswegen heißt es in einem Lied zu diesem Fest (EG 123):

'Pantocrator' Fresco in Troodos in Asinou Church

Jesus Christus herrscht als König,
alles wird ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß.
Aller Zunge soll bekennen,
Jesus sei der Herr zu nennen,
dem man Ehre geben muss.

Fürstentümer und Gewalten,
Mächte, die die Thronwacht halten,
geben ihm die Herrlichkeit;
alle Herrschaft dort im Himmel,
hier im irdischen Getümmel
ist zu seinem Dienst bereit

Die Abbildung 'Ascension', Giotto di Bondone (1267-1337), Cappella Scrovegni a Padova, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
ie Abbildung 'The Second Jewish Temple. Model in the Israel Museum', Ariely, 2008, ist lizenziert unter der Creative Commons–Lizenz „Attribution 3.0 Unported“.
Die Abbildung des "Pantocrator" Fresco in Troodos in Asinou Church wurde von ihrem Urheber, Marcobadotti, zur uneingeschränkten Nutzung freigegeben. Das Bild ist damit gemeinfrei („public domain“). Dies gilt weltweit.

PSch

Predigten zu Himmelfahrt

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