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Epiphanias

Epiphanias

Epiphanias bedeutet "Erscheinung": Gemeint ist die Erscheinung Gottes in dem Kind von Bethlehem.

Nach dem biblischen Sprachgebrauch ist "Erscheinung" ein Hinweis auf die Göttlichkeit des Kindes, denn nur Gott "erscheint".
Die Weisen aus dem Morgenland bestätigten die Göttlichkeit Jesu durch ihre Körpersprache. Von den Weisen aus dem Morgenland heißt es: Sie "gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe." (Matt. 2, 11)

Diese drei Geschenke entsprechen den drei Eigenschaften des Neugeborenen:

  • Gold = Jesus ist der Messiaskönig (der "Sohn Davids", der künftige Weltherrscher) denn Gold ist ein Geschenk, das nur einem König zusteht.
  • Weihrauch = Jesus ist "wahrer Gott", die sichtbare Erscheinung Gottes, denn Weihrauch wird eingesetzt, um Gott anzubeten (was die Weisen Jesus gegenüber auch taten, indem sie sich vor ihm auf den Boden warfen)
  • Myrrhe = Jesus ist "wahrer Mensch", denn er ist sterblich, d.h. Gott hat unsere Sterblichkeit angenommen: Myrrhe wird bei einer Beerdigung eingesetzt
'Die Legende vom vierten König' - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Die Legende vom vierten König' - Walter Habdank
© Galerie Habdank

Das Evangelium für Epiphanias: Matthäus 2, 1 – 12

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

  • „Weise“ (Magoi) = der Amtstitel für die im Dienst der Religion und des Staates stehenden Sternbeobachter; Wort kommt aus dem Altpersischen

Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland

  • wortwörtlich: „im Aufgang“ (siehe unten)

und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut

  • wortwörtlich: „sie wurden froh in großer Freude gar sehr“

und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an

  • wortwörtlich: sie warfen sich auf den Boden nieder mit den Gesichtern zur Erde

und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.


Ein orientalisches Märchen?

Im Jahre 1995 gab es eine Umfrage zum Thema Weihnachtsgeschichte. Es stellte sich heraus, dass nur 58% der Deutschen die Geburtsgeschichte Jesu kannten. Aber noch auffallender war die Feststellung, dass es nicht allgemein bekannt war, dass die Geburtsgeschichte Jesu eine biblische Geschichte ist. 25% von denen, die die Weihnachtsgeschichte überhaupt kannten, meinten, dass diese Geschichte von den Brüdern Grimm verfasst wurde. Andere hielten es für ein Märchen von Hans Christian Andersen. Das heißt: Mehr als ein Viertel hielt die Geburt Jesu für ein Märchen.

Aber es gibt auch sogenannte kritische Bibelforscher, die die Geburtsgeschichten im Matthäus- und Lukasevangelium auch für Märchen halten. Sie verwenden allerdings nicht das Wort Märchen, sondern sprechen von frommer Legendenbildung oder von christlicher Mythologie.

'The Magi in the House of Herod', between 1886 and 1894, James Joseph Jacques Tissot

Matthäus 2, 1 - 12 wirkt wie ein orientalisches Märchen. Da kommen geheimnisvolle Besucher aus dem Orient, die von einem Wunderstern geleitet werden, der sich bewegt und zum Stillstand über ein Haus kommt. Es wirkt so, als ob es sich hier um erfundene Zauberei handelt. Die sogenannte kritische Bibelforschung spricht von „Erfüllungs-Prophetie“ bei Matthäus, d.h. sie gehen davon aus, dass Matthäus um jeden Preis zeigen wollte, dass Jesus die Erfüllung von alttestamentlichen Vorlagen war und deshalb sich anhand von alttestamentlichen Weissagungen die Kindheits-Geschichte Jesu ausgedacht hat.

Wer aber den Matthäustext genauer untersucht, wird feststellen, dass es Elemente gibt, die nicht zu einem Märchen passen.

„Magoi“

Es fängt damit an, dass die Besucher aus dem Morgenland in dem griechischen Urtext Magoi genannt werden. Diese Besucher waren nicht Könige; das ist eine spätere Erfindung der Kirche. Magoi ist ein altpersisches Wort, eine Bezeichnung für eine Priesterkaste, die mit ihrer Sternenkunde Königen, Fürsten und Reichen als Berater dienten. Sie waren zugleich Astronomen und Astrologen.

In dem Alten Testament werden Sterndeuter scharf verurteilt. In dem Buch des Propheten Jesaja z. B. wird verächtlich von Astrologen gesprochen; es heißt: „Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die an jedem Neumond kundtun, was über dich kommen werde! Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt.“ (47, 13.14)

Matthäus war im Alten Testament verwurzelt. Wenn er Besucher aus dem Orient erfinden wollte – wie die kritische Bibelforscher behaupten - , warum ausgerechnet Sterndeuter, die in der Bibel heftig verurteilt werden? Wenn er Besucher erfinden wollte, dann wäre es naheliegender gewesen, Könige aus dem Orient zu erfinden – wie die spätere christliche Tradition das tat. Denn dafür gibt es genügend alttestamentliche Vorlagen.

„Im Aufgang“

'Superbe lever de soleil sur les Aiguilles Rouges à Chamonix-Mont-Blanc', 2011, Jef132

Es gibt ein weiteres Wort im Urtext, das nicht zu einem Märchen passt. Es heißt: ... da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland

Es gibt hier eine inkorrekte Übersetzung, die in neueren Übersetzungen korrigiert worden ist. Nach der Lutherübersetzung sagen die Weisen: „Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland“. „Im Morgenland“ ist nicht richtig. Es müsste heißen „Im Aufgang“. Es handelt sich hier um einen astronomischen Fachbegriff. Er bezeichnet den sogenannten heliakischen Aufgang eines Gestirns, d.h. das erste Sichtbarwerden eines Sternes in der Morgendämmerung kurz vor Sonnenaufgang, nachdem dieser Stern für eine längere Zeit nicht mehr sichtbar war.

Das heißt: es handelt sich um ein Phänomen, das nur gelehrten Astronomen auffallen würde. Für normale Augen war der sogenannte Stern von Bethlehem unauffällig. Diese Unauffälligkeit wird in dem Matthäustext bezeugt. Denn Herodes musste heimlich bei den Sterndeutern nachfragen, wann der Stern zuerst erschienen wäre. Niemand in Jerusalem hat etwas gemerkt von irgendeinem besonderen Stern. Die Unauffälligkeit des Sterns und die astronomische Fachsprache passen nicht zu einer erfundenen Legende.

Astronomie in der antiken Welt

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass es in den Jahrhunderten vor Christus eine empirische Beobachtung der Sterne gab, die mit wissenschaftlicher Genauigkeit durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden auf Keilschrifttafeln aufgeschrieben, die heute in Museen zu finden sind. Die babylonischen Astronomen z. B. waren in der Lage, auszurechnen, wie lange ein Jahr dauert. Sie haben berechnet 365, 2468 Tage. Diese Berechnung ist so genau, dass innerhalb von 500 Jahren die Berechnung nur um 2 Tage korrigiert werden muss.

Das heißt: Sterndeuter in der damaligen Zeit waren keine esoterischen Horoskopen-Hersteller, sondern Wissenschaftler von Format. Die Magoi sind anhand ihrer Sternbeobachtungen nach Jerusalem gekommen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen.

Bewegung und Stillstand

Aber wie sind die Bewegungen dieses Sterns von Bethlehem zu verstehen? Ist ein Stern, der sich bewegt und zum Stillstand kommt nicht ein Hinweis, dass diese Geschichte doch eine Erfindung ist?

Es gibt aber eine einfache Erklärung für das Verhalten des Sterns. Nämlich: der Stern von Bethlehem bewegt sich wie ein Planet. Das Wort Planet bedeutet wortwörtlich Wanderer. Die Planeten bewegen sich den sogenannten Fixsternen gegenüber. Manchmal kommt ein Planet zu einem scheinbaren Stillstand. Das hängt damit zusammen, dass die Planeten sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit im Verhältnis zur Erde bewegen, so dass es manchmal so aussehen kann, als ob ein Planet stehen geblieben ist.

Als die Weisen auf dem Weg nach Bethlehem waren, konnten sie etwas gesehen haben, was mit einem Planeten zusammenhing, der in einer außergewöhnlichen Zusammenstellung von Sternen aufgetreten war – eine Zusammenstellung, die nur ihnen als Astronomen aufgefallen war. Bewegung und Stillstand lassen sich naturwissenschaftlich erklären. Es gab keine Sensationssüchtigen in Bethlehem, die von einem Wunderstern angelockt wurden.

Ein einmaliger Vorgang

'Die Anbetung der Könige
', 1564, Pieter Bruegel the Elder

Dieser Vorgang ist in der Bibel etwas Einmaliges. Die Bibel berichtet sonst immer nur davon, dass Gott derjenige ist, der Menschen in Bewegung setzt. Gott bringt Menschen in Bewegung durch Propheten, durch Könige, durch Richter, durch Schriftgelehrte, durch Engel, durch seinen Geist, durch Visionen und Träume, und vor allem, durch sein Wort. Dementsprechend hat Gott auch den Weisen aus dem Morgenland in einem Traum befohlen, auf dem Heimweg einen Umweg zu nehmen - an Herodes vorbei. Gott hat die Sterndeuter nach Hause geleitet. Aber erstaunlicherweise hat er sie nicht nach Bethlehem geführt. Das ist wirklich verblüffend! Und ist wieder ein Indiz, dass diese Geschichte nicht von Matthäus erfunden wurde.

Matthäus berichtet von einem Vorgang, der in der Bibel nirgendwo sonst vorkommt. Nämlich: nicht durch Gott und seine Vertreter, sondern durch eine wissenschaftliche und astrologische Beobachtung der Sterne wurden Menschen dazu bewegt, eine Reise zu unternehmen, die wahrscheinlich über 1000 Kilometer lang war und die zuletzt dazu führte, dass sie Gott in der Gestalt eines Kindes anbeteten.

Die Botschaft hier ist atemberaubend. Eine Mischung aus Astronomie und Astrologie führte Menschen dazu, dass sie eine beschwerliche Reise unternahmen und zuletzt den Gott anbeteten, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Das entsprechende Wort im Urtext beschreibt die Körpersprache der Anbetung: vor einem Kind warfen sich die Weisen auf den Boden mit den Gesichtern zur Erde; die Körpersprache der totalen Ergebenheit.

Diese Geschichte zeigt, wie grenzenlos das Wirken Gottes ist. Gott will in Jesus Christus zu allen Menschen eine Beziehung herstellen. Es ist nicht unter seiner Würde, auch durch Sterndeutung einen Weg zu den Menschen zu finden, obwohl Sterndeutung in der Bibel disqualifiziert wird.

Offen sein für die Größe Gottes

Diese Geschichte ist allerdings nur deswegen aussagekräftig, weil die Möglichkeit besteht, dass sie sich tatsächlich so abgespielt hat, wie Matthäus berichtet. Die kritische Bibelforschung sagt kategorisch: diese Geschichte ist eine Erfindung: es gab keine Sterndeuter, die durch einen Stern nach Bethlehem geleitet wurden. Sie sagen das, weil sie Wissenschaftler sind, die nur akzeptieren, was nachweisbar ist. Diese Haltung setzt voraus, dass es keine einmaligen Ereignisse in der Menschheitsgeschichte gibt. Die Wirkung Gottes wird auf das reduziert, was der Mensch nachweisen kann. D. h. die unermessliche Größe Gottes kann von der kritischen Bibelforschung nicht anerkannt werden.

Es ist klar, dass es nicht möglich ist zu beweisen, dass der Matthäusbericht historisch ist und es ist klar, dass die Identität des Sterns von Bethlehem nicht eindeutig zu klären ist. Aber das muss man auch nicht. Es genügt festzustellen, dass es tatsächlich möglich ist, dass sich alles so abgespielt hat, wie Matthäus berichtet.

'The Adoration of the Kings', c. 1470, Hugo van der Goes

Es ist möglich, und darauf kommt es an. Denn nur so bleiben wir offen für die Möglichkeit, die Größe Gottes zu sehen und die Freude zu empfangen, die diese Geschichte vermitteln will.

Überschwängliche Freude

Was die Sterndeuter sahen, hat eine unbeschreibliche Freude in ihnen ausgelöst. Es heißt im Urtext – wortwörtlich übersetzt: „Als sie den Stern sahen, wurden sie froh in großer Freude sogar sehr“. Sie wurden „froh, in großer Freude, sogar sehr.“ Man merkt, diese Freude lässt sich nur schwerfällig mit Worten ausdrücken.

Diese Freude der Sterndeuter ist wie eine Vorschau für uns. Auch wir sind für eine überschwängliche Freude vorgesehen, die mit Worten nicht zu erfassen ist. Und grundsätzlich alle Menschen sind für diese Freude bestimmt. Wenn sogar heidnische Astrologen, die babylonischen oder persischen Göttern gedient hatten, von der Freude Christi erfasst werden, dann gibt es für grundsätzlich alle Menschen Hoffnung. Das bezeugt der Matthäustext, der für Epiphanias vorgesehen ist.

Notizen, Indizien und Spekulation

Solange das Geburtsdatum Jesu unbekannt bleibt, wird es nicht möglich sein, den Sternenhimmel über Bethlehem zur Zeit seiner Geburt zu rekonstruieren. Falls Jesus im Jahre 7 vor der Zeitrechnung geboren ist, dann ergeben sich interessante Möglichkeiten, die der österreichische Astronom Konradi Ferrari d’Occhieppo am ausführlichsten erläutert hat.

Hier einige Indizien, die veranschaulichen, was der Stern von Bethlehem vielleicht hätte sein können. Die Identität des Sterns von Bethlehem bleibt allerdings eine offene Frage.

2,2, - Wir haben seinen Stern gesehen im „Morgenland“ (im Urtext „Anatole“). Sprachforscher haben herausgefunden, dass das griechische Wort, das hier vorkommt: „Anatole“, in der Einzahl gebraucht, eine spezielle astronomische Bedeutung hat. Es bezeichnet den sogenannten heliakischen Aufgang eines Gestirns, d.h. das Sichtbarwerden eines Sternes in der Morgendämmerung kurz vor Sonnenaufgang. In der Mehrzahl gebraucht, hat dieses Wort eine geographische Bedeutung, nämlich: Morgenland – Anatolien – Osten. In Vers 1, wo es heißt: „da kamen Weise aus dem Morgenland“ ist die Übersetzung richtig, denn „Anatole“ steht hier in der Mehrzahl. Aber in Vers 2 steht dieses Wort in der Einzahl; „Morgenland“ ist also eine falsche Übersetzung. Die korrekte Übersetzung lautet „Aufgang“.

Der Nachhimmel über Bethlehem im Jahre 7 vor der Zeitrechnung: Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische, PSch

Der Nachhimmel über Bethlehem im Jahre 7 vor der Zeitrechnung: Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische, PSch

Dass „Aufgang“ gemeint ist, wird an einer späteren Stelle bestätigt:
„Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre“. Das hier verwendete Verbum „erschienen“ bedeutete in der damaligen astronomischen Fachsprache das erste Erscheinen eines Sternes im Frühaufgang. Da nach der damaligen Auffassung zugleich mit der Geburt eines Menschen auch „sein“ Stern „aufgeht“, erkundigte sich also Herodes nach der Zeit des Frühaufgangs, um damit zugleich das Alter des vermeintlichen Rivalen zu erfahren.

Was die Weisen dem König geantwortet haben, wird vom Evangelisten nicht überliefert. Ihre Aussage kann aber durch die Handlungsweise des Königs näher bestimmt werden: „Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.“

Der Planet Jupiter galt im Altertum ganz allgemein als der Stern des Weltherrschers. Jupiter ist der Königsstern. Dies bestätigt ein Denkmal, das man im Jahre 7 v. Chr. auf der Nilinsel Philä zu Ehren des Kaiser Augustus errichtet hatte. Auf diesem Denkmal wird der Kaiser als Weltherrscher ausdrücklich mit dem Namen Jupiters bezeichnet.

Im Jahre 7 v. Chr. gab es dreimal eine Begegnung (Konjunktion) zwischen Jupiter und Saturn im Sternzeichen des Fisches. Eine dreifache Konjunktion dieser 2 Planeten im gleichen Sternbild des Tierkreises ereignet sich alle 794 Jahre. Die babylonischen Sterndeuter hatten die Fähigkeit, diese Tatsache auszurechnen.

Nach Claudius Ptolemäus (um 100 – 178 n. Chr.), dem bedeutendsten Astronom der Antike, war Jupiters Wirkung am machtvollsten, wenn er sich im Zeichen der Fische, seinem astronomischen Hause, befand.

Der Saturn war bei den Babyloniern der Stern, dem das Land „amurru“ zugewiesen wurde. Die hellenistische Sterndeutung bezeichnet den Saturn als den Stern der Juden. Eine Stelle im Alten Testament scheint diese Auffassung widerzuspiegeln. Der Prophet Amos hielt eine Strafpredigt, in der er die heidnischen Sitten der Israeliten anprangert. Es heißt: „Ihr truget den Sakkut, euren König, und Kewan, den Stern eures Gottes, eure Bilder, welche ihr euch selbst gemacht habt“ (5, 26) „Kewan“ ist der babylonische Name für den Planeten Saturn.

Auf einer Keilschrifttafel hat ein Forscher (H. C. Rawlinson) festgestellt, dass die Magoi sich mit besonderer Vorliebe mit dem Land „amurru“ beschäftigten, und folgende Sätze kommen vor: „wenn das und das geschieht, dann wird ein großer König im Westen aufstehen, dann wird Gerechtigkeit, Friede und Freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken.“

Im Jahre 1925 gelang es dem Orientalisten Paul Schnabel, eine fast zweittausend Jahre alte babylonische Keilschrifttafel zu entziffern. Die Tontafel stammt von der Sternwarte Sippar am Euphrat. Auf ihr sind alle wichtigen astronomischen Ereignisse des Jahres 7 v. Chr. vornotiert. Das Hauptthema dieses alten Sternkalenders ist die Sensation des Jahres: die große Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische.

Das Gemälde 'The Magi in the House of Herod', between 1886 and 1894, James Joseph Jacques Tissot, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Das Bild 'The Adoration of the Kings', c. 1470, Hugo van der Goes, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Das Bild 'Die Anbetung der Könige', 1564, Pieter Bruegel the Elder, ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Die Photographie 'Superbe lever de soleil sur les Aiguilles Rouges à Chamonix-Mont-Blanc', 2011, Jef132, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de.

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