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Geistliches Wort zum Monatsspruch - Februar 2015

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Geistliches Wort zum Monat Februar 2015

Worte sind Saatgut

Redet, was gut ist,
was erbaut und
was notwendig it,
damit es Segen bringe
denen, die es hören. Epheser 4,29

Das alte Klischee, dass Frauen unentwegt quasseln und Männer bedächtig schweigen, um im richtigen Moment kluge Worte von sich zu geben, wurde kürzlich von einer Untersuchung widerlegt: Männer wie Frauen sprechen durchschnittlich ca. 16.000 Wörter am Tag! Ausgesprochene Vielsprecher schaffen es auf 47.000 Wörter, während stille Zeitgenossen immerhin noch etwa 500 Wörter am Tag von sich geben.

Die spannende Frage ist also nicht, wie viel, sondern wie und was wir reden! In diesem Monatsspruch für den Februar klingt es so, als wären Wörter so etwas wie Saatgut. Saatgut bringt ja auch Segen hervor, nämlich eine reiche Ernte. Man darf dabei das Feld nicht mit dem Saatgut überschütten und auch nicht geizig sein. Doch wiederum ist die Menge nicht das allein entscheidende – es kommt auf die Qualität des Saatguts an, wenn es eine gute Ernte werden soll.

Was kommt denn dabei heraus, wenn ich 16.000 Wörter am Tag gesprochen habe? Segen für die, die es hören? Ermutigung und Freude? Oder habe ich schon wieder jemanden mit derselben alten Geschichte gelangweilt? Habe ich gerade mit der Abschlussbemerkung „Das muss man doch wohl noch sagen dürfen!“ einen Dritten, der nicht dabei war, durch den Kakao gezogen, um selbst gut rauszukommen? Hat jemand die Wertschätzung in meiner „konstruktiven Kritik“ gehört oder klang mein Satz wie: „Das ist im Prinzip nicht schlecht, aber ...“

Dieser Monatsspruch fordert uns auf, die Wirksamkeit unseres Redens ernst zu nehmen. „Loben zieht nach oben“, so fasst eine Redewendung das Ganze zusammen. Anerkennung und Lob, Wahrnehmung und Wertschätzung, das ist das Saatgut für jeden Veränderungsprozess.

Auf jedem Weg gibt es Rückschläge, werden auch Dinge benannt, die noch nicht so sind, wie sie sein sollen. Aber aufbauende Wertschätzung gibt überhaupt erst den Rahmen dafür ab, dass sich ein Mensch ein kritisches Wort auch anhört, ohne es sofort abzuwehren.

Man merkt diesen Unterschied an sich selbst. Wertschätzung baut auf, abschätzende Worte ziehen den Boden weg. Manchmal tut es gut, den eigenen Worten hinterherzuhören: Wie ist das angekommen, was ich da sage? Über die Wirkung meiner Worte entscheide ich nicht selbst, sondern der Mensch, der sie hört. Und wer sich unsicher ist, der kann einfach mit dem Loben und Anerkennen anfangen. Wenn das ehrlich ist und von Herzen kommt, gibt es selten zu viel davon. Wer dabei noch benennt, was ihm gut gefallen hat, gibt ein „qualifiziertes Lob“ weiter. Das baut wirklich auf!

Worte sind wertvolles Saatgut! Viel Freude beim Entdecken des Wachstums!

Pfarrer Andreas Klein

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Die Photographie 'Grain field', Go2anna, ist rechtefrei, Wikimedia