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Geistliches Wort zum Monatsspruch - November 2014

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'Sankt Martin', 2008, Die Zuckerschnute

Geistliches Wort zum Monat November 2014

Lernt, Gutes zu tun!
Sorgt für das Recht!
Helft den Unterdrückten!
Verschafft den Waisen Recht,
tretet ein für die Witwen! Jesaja 1,17

In diesem Jahr 2014 denken wir an den Ausbruch des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und an den Beginn des zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren. Je tiefer, je konkreter wir uns auf dieses Gedenken einlassen, umso fassungsloser stehen wir vor dem abgrundtief Bösen, das Menschen anderen Menschen antun konnten. Und in diesen historischen Rückblick mischt sich angesichts der zahlreichen gegenwärtigen Kriege, Konflikte und Provokationen das Erschrecken, wie zerbrechlich der Friede auch heute und auch bei uns ist, wie mächtig Fehlentwicklungen und Ungerechtigkeit einem guten Miteinander entgegenwirken – im Kleinen wie im Großen. Was können wir tun? Kann uns dieser Aufruf aus dem ersten Kapitel des Jesajabuchs herausrufen aus diffusen Ängsten, aus Hilflosigkeit und der unbefriedigenden Haltung, einfach nur tatenlos zuzuschauen?

Lernt, Gutes zu tun!
Sorgt für das Recht!
Helft den Unterdrückten!
Verschafft den Waisen Recht,
tretet ein für die Witwen! Jesaja 1,17

Lauter Ausrufezeichen! lauter Imperative! Solchen Befehlston lieben wir nicht besonders. Aber in dem Appell des Propheten Jesaja geht es nicht um unangenehme, lästige Imperative, sondern um Aufforderungen, die eine friedliche, gerechte Zukunft ermöglichen könnten.

Besonders erstaunlich finde ich den ersten Aufruf: Lernt, Gutes zu tun!

Kann man lernen, Gutes zu tun? Wenn Jesaja dazu auffordert, geht er offenbar davon aus, dass ein Mensch nicht unbedingt aus sich selbst heraus – automatisch – Gutes tut. Kann ich lernen, Gutes zu tun – so wie ich etwa eine Sprache erlerne? Wo sind Lernorte des Guten?

Natürlich fängt solches Lernen in der Familie an. Aber ich bin beeindruckt, wie junge Familien schon bald nach der Geburt ihres Kindes fragen, wo sie Unterstützung finden in ihrem Wunsch, dass ihr Kind lernen möge, Gutes zu tun. Bei Taufgesprächen wird dieses Anliegen oft so oder ähnlich formuliert. Junge Eltern spüren natürlich, dass sie die ersten sind, die ihrem Kind durch ihr Vorbild den Weg weisen können, Gutes zu tun, für das Recht zu sorgen und Unterdrückten zu helfen. Jedoch spüren sie in dieser neuen Verantwortung für einen neuen Erdenbürger auch, dass solches Lehren und Lernen über die Familie hinausweisen muss, und suchen darum für sich und ihre Kinder den Kontakt zur Kirche. Viele entscheiden sich für die Taufe, weil sie die Kirche als einen Lernort des Guten für ihr Kind empfinden in einer Gesellschaft, die materielle Interessen oft über die ethischen Werte stellt.

Lernt, Gutes zu tun! In den drei Kindergärten in der Trägerschaft der Dreikönigsgemeinde spielt diese Aufforderung eine große Rolle, nicht nur in der Vorbereitung auf den Martinstag, der mehr ist als nur ein Laternenfest, sondern den Kindern ein Vorbild im Teilen vor Augen führt. Im Kleinkindergottesdienst lernen schon die Jüngsten die Biblischen Geschichten über das Teilen kennen. In den Kindergottesdiensten und Familiengottesdiensten lernen Kinder die Menschenfreundlichkeit kennen, mit der Gott sich in Jesus Christus den Menschen – gerade den Ausgegrenzten, den Hilfsbedürftigen und Unterdrückten – liebevoll und heilsam zugewandt hat. Auf der Konfirmandenfreizeit schmetterten wir fröhlich ein Lied, in dem beschrieben wird, wie das Miteinander von Menschen aussieht, die den spuren Jesu folgen. In einer Strophe ist viel vom Lernen die Rede. Sie beschreibt, wie wohltuend und heilsam es ist, wenn Menschen miteinander unterwegs sind in der Nachfolge Jesu:

Und dort lernten sie zu teilen Brot und Wein und Geld und Zeit;
Und dort lernten sie zu heilen Kranke, Wunden, Schmerz und Leid;
Und dort lernten sie zu beten, dass dein Wille, Gott, geschehe;
Und sie lernten so zu leben, dass das Leben nicht vergehe.

Ich freue mich über alle, die dazu beitragen, dass unsere Dreikönigsgemeinde ein solcher Lernort des Guten ist. Nicht, dass bei uns und in den vielen anderen christlichen Gemeinden alles gut ist, aber als Lernende sind wir miteinander auf dem Weg.

Pfarrerin Silke Alves-Christe

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