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Geistliches Wort zum Monatsspruch - Februar 2014

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Geistliches Wort im Februar 2014

Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Epheser 4, 29

Wie viele Worte spricht ein Mensch im Laufe seines Lebens? Manche mehr, andere weniger, aber auf jeden Fall unzählig viele. Wie viele dieser Worte sind gut, hilfreich, erbaulich, klug, notwendig? Und wie viele sind gedankenlos, unbarmherzig, sinnlos, destruktiv, überflüssig? Beide Arten von Rede gehören zum „Wortschatz“ eines Menschen. Und der Vorsatz, nur noch die erste Art von Worten von sich zu geben und auf die zweite Art zu verzichten, ist vermutlich mindestens so schwer einzuhalten wie der Entschluss am Beginn eines Jahres, weniger und gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben.

„Es genügt nicht, zur Sache zu reden, man muss zu den Menschen reden“, sagt Stanislaw Jerzy Lec. Darum geht es eigentlich immer. Das drückt schon der Monatsspruch aus dem Epheserbrief aus. Was nützt es, in der Sache recht zu haben, wenn man damit einen Men- schen verletzt oder Konflikte schürt? Segen ist wichtiger als Rechthaben. Der Wahrheitsgehalt dessen, was man sagt, ist das eine; die Wirkung, die die eigenen Worte auf andere Menschen haben, ist das andere. Und vor allem auf Letztere kommt es an, wenn es darum geht zu beurteilen, ob Worte wirklich gut, aufbauend und notwendig sind. Martin Luther betont dies in der Auslegung des achten Gebotes: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“

Reden ist wichtig. Schweigen kann manchmal noch wichtiger sein. Kritik kann helfend und aufbauend, sie kann aber auch vernichtend sein. Lob kann wohltuend sein, aber auch unehrlich und berechnend. Bemerkungen können dem anderen guttun oder vielleicht nur mich selber in ein besseres Licht rücken.

Die Worte eines Menschen haben es in sich. Sie gehören zu den stärksten Machtmitteln, über die man im zwischenmenschlichen Miteinander verfügt. Welche Verantwortung trage ich mit meinem Reden und Schweigen! Nach dem Monatsspruch geht es aber um noch mehr als um wahr oder unwahr oder richtig und falsch: Es geht um Segen. Gottes Segen wird den Menschen nicht nur im Gottesdienst zugesprochen. Gottes Segen sucht sich seinen Weg durch das Reden und Handeln von Menschen, die sich von seinem Geist leiten lassen. Das bringt allerdings die Gefahr mit sich, dass ich mit meinem Reden und Handeln dem Segen Gottes im Wege stehen kann.

Ganz besonders schwer ist es, Gutes und Aufbauendes zu sagen, wenn der andere mich gekränkt oder beleidigt hat. Dann wäre die normale menschliche Reaktion, sich nichts gefallen zu lassen und ein ebenso kränkendes oder beleidigendes Wort zu erwidern. Oft läuft es genau so. Aber gerade hier erweist sich die Möglichkeit, Segen zu bewirken, indem man nicht mit gleicher Münze heimzahlt und seine Zunge im Zaum hält. Der Apostel Paulus gibt den Rat:

„Segnet, die euch verfolgen, segnet und flucht nicht.“ (Römer 12, 14).

Das müssen nicht unbedingt fromme oder feierliche Worte sein. Vielleicht kann der Verzicht auf ein Wort in einer spannungsgeladenen Situation mehr Segen bewirken als jedes ausgesprochene Wort; es könnte sogar als ein Hinweis auf Jesus gedeutet werden, auf den man jenes Wort aus dem Jesajabuch bezog:

„Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf.“ (Jesaja 53, 7).

Doch nicht allein in Konflikten, vielmehr in allen Situationen des Alltags bleibt es eine Herausforderung, mit seinen Worten dem Segen Gottes Raum zu geben. Nächstenliebe findet ihren Ausdruck nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Art und Weise der menschlichen Kommunikation. Darum ist dieser Ratschlag jeden Tag wertvoll:

„Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“

Pfarrer Thomas Sinning

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