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Geistliches Wort zum Monatsspruch - August 2014

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Geistliches Wort zum Monat August 2014

Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! 1. Chronik 16, 23

Singen. Von Gott erzählen. Das sind Tätigkeiten, die in unserem Alltag nur noch höchst selten vorkommen. Warum eigentlich? „Ich kann nicht singen“, sagen viele, die es nie ernsthaft versucht haben. Und von Gott erzählen? Weil in unserer aufgeklärten abendländischen Kultur Religion zur Privatsache erklärt wurde, ist es heute vielen Menschen peinlich, über religiöse Dinge zu sprechen und ihren Glauben zu bekennen. Das ist doch zu persönlich. Was denken dann andere von mir?

Schade eigentlich. Denn Singen ist etwas sehr Schönes. Wenn man es gerne macht, dann ist es auch schön. Denn es gibt tatsächlich kaum Menschen, die nicht singen können. Und wer hätte nicht irgendwann Grund, seiner Freude singend Ausdruck zu verleihen? Der Glaube als schamhaft verborgene Privatsache müsste eigentlich auch nicht sein. Vielleicht sollten wir von kippatragenden Juden oder von der oft auch modebewussten Selbstverständlichkeit kopftuchtragender Muslimas lernen, den eigenen Glauben im Alltag nicht unter den Scheffel zu stellen. Auch wenn es bei uns keine Kleidervorschriften gibt, die einen Christen eindeutig erkennbar machen. Schließlich können ja auch das persönliche Verhalten und der Lebensstil ein Glaubenszeugnis sein, vom sonntäglichen Gottesdienst bis zur praktizierten Nächstenliebe, über das Tischgebet bis zu der Offenheit, über den eigenen Glauben mit anderen Menschen zu sprechen.

Singen und von Gottes Tun erzählen. Diese Aufforderung hatte einst König David in einem Danklied zum Ausdruck gebracht. Nach turbulenten, schwierigen und teilweise chaotischen Zeiten hatte er sein Reich gefestigt und schließlich hatte er in der neuen Hauptstadt Jerusalem dem Herzstück des Glaubens, der Bundeslade mit den Tafeln der Zehn Gebote, einen festen Platz im Zentrum des öffentlichen Lebens gegeben. Aus diesem Anlass wurde ein Dankfest gefeiert. Alle sollten mitsingen, alle sollten sich an Gottes gnädigem Tun freuen. Nicht nur die Menschen in Judäa, sondern die Menschen aller Länder der Erde.

David hat lange gewartet, bis er den großen Dankgottesdienst feiern ließ. Erst als es an der Zeit war, hat er das Lied zum Klingen gebracht:

„Singet dem Herrn, alle Länder der Erde! Verkündet sein Heil von Tag zu Tag!“

Es braucht den richtigen Moment, den „Kairos“, wie es in der Bibel heißt. Wenn eine Krankheit oder ein Konflikt mich oder andere belasten, klingt das Singen vielleicht nur wie das Pfeifen im Walde, und es tut vielleicht gar nicht gut. Und vom eigenen Glauben zu sprechen, verlangt viel Einfühlungsvermögen in die jeweilige Situation und das Gespür für den „Kairos“, damit daraus nicht ein plumper Missionierungsversuch oder eine Selbstbeweihräucherung wird.

Wenn aber der richtige Augenblick gekommen ist, wenn ich aus freiem Herzen „Gott sei Dank“ sagen kann, dann sollte ich es auch tun. Am besten so, dass die dankbare Freude auch von anderen geteilt werden kann. Vielleicht sogar singend. Ich glaube, wir sollten noch viel mehr Lobund Danklieder singen in unseren Gottesdiensten. Vielleicht nicht nur dort.

Pfarrer Thomas Sinning

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Die Photographie stammt von Vogel_Rudolpho Duba_pixelio