Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Geistliches Wort zum Abendmahl mit Kindern - Oktober 2013

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'Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.' (Markus 10, 15)

Geistliches Wort zum Abendmahl mit Kindern

Mein erstes Abendmahl. Das war bei meiner Konfirmation. Das Jacket war ungewohnt. Der schmale schwarze Lederschlips, absolut 80er, drückte etwas am Kehlkopf. Und doch fand ich mich schick und ziemlich erwachsen. Erst recht, als wir in die Kirche einzogen und die Gemeinde für uns 13-, 14-jährige aufstand. Beim Abendmahl kniete man damals noch. Das war eine Herausforderung, denn in den neuen, glatten Schuhen musste man aufpassen, nicht abzurutschen. Eine weitere Klippe: Man sollte das Preisschild auf der Sohle nicht vergessen haben, denn sonst wurde es beim Knien für alle sichtbar. Mit der Oblate hatte man zu kämpfen, damit sie nicht am Gaumen klebte. Als wir vom Altar zurück in die Kirchenbank zogen, fragte ein jüngerer Schulfreund aufgeregt: „Und? Wie schmeckt Wein?!“

Das ist lange her. Es hat sich seither viel verändert. Die Konfirmanden in der Dreikönigsgemeinde nehmen schon im Vorbereitungsjahr am Abendmahl teil. Sie stehen ganz selbstverständlich mit im Kreis um den Altar. Auch in den Jugendgottesdiensten und auf den Konfirmandenfreizeiten wird Abendmahl gefeiert. Die Konfirmation selbst ist das, was das Wort aus dem Lateinischen bedeutet: Bestärkung. Die Jugendlichen bekräftigen das christliche Glaubensbekenntnis, auf das sie getauft wurden. Und sie werden durch den Segen mit Handauflegung für ihren Lebens- und Glaubensweg bestärkt. Das erleben sie auch bei dem Abendmahl, das sie dann erstmals als frisch Konfirmierte feiern.

Seit einigen Jahren können auf Beschluss des Kirchenvorstandes auch Kinder am Abendmahl in der Dreikönigsgemeinde teilnehmen. Die hessen-nassauische Landeskirche empfiehlt das den Gemeinden seit 1984. „Können Kinder das Abendmahl verstehen?“, kann man fragen. „Sollten sie nicht lernen, dass man für manches erst groß genug werden und darauf warten muss?“ Andererseits wünschen sich viele Eltern für ihre Kinder, dass sie von klein auf die Gemeinschaft am Altar erleben, darin auf und hineinwachsen.

Biblisch umfasst die Mahlgemeinschaft die ganze Gemeinde. Im Neuen Testament ist nicht bezeugt, dass Kinder davon ausgeschlossen waren. Der Apostel Paulus kritisierte das „unwürdige“ Verhalten der Korinther: Die einen in der Gemeinde aßen den anderen alles weg. (1. Korinther 11, 17 ff) Damit sind jedoch nicht Kinder gemeint, sondern Erwachsene, die sich nicht benehmen können. Christen hatten das Beispiel Jesu vor Augen. Gegen den Widerstand seiner Jünger holte Jesus Kinder in die Mitte und sagte:

„Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.“ (Markus 10, 14)

Das war damals ungewöhnlicher als heute. Kinder galten im Römischen Reich ähnlich wie Sklaven nicht als vollwertig. Jesus machte sie zum Vorbild für Erwachsene:

„Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ (Markus 10, 15)

Wie man das Reich Gottes empfängt, das können Erwachsene von Kindern lernen. Wie ist das dann beim Abendmahl, dem Vorgeschmack auf den Himmel? In der frühen Christenheit vom 2. bis zum 11. Jahrhundert bekamen frisch getaufte Kinder schon ab dem Säuglingsalter das Abendmahl. So ist es in orthodoxen Kirchen bis heute. Der Kirchenvater Augustinus im 5. Jahrhundert n. Chr. schrieb:

„Es sind Kinder, aber sie werden zu Gliedern von ihm [Christus]. Es sind Kinder, aber sie empfangen seine Sakramente. Es sind Kinder, aber sie werden zu seinen Tischgenossen, damit sie das Leben haben.“

Erst später wurde das Abendmahl so sakrosankt entrückt, dass man es Kindern nicht mehr zutraute.

„Damit sie das Leben haben“

, schreibt Augustinus. Um nichts weniger geht es beim Abendmahl. In und mit Brot und Wein schenkt Gott sich selbst. Gott und Mensch an einem Tisch vereint. Ein Geschehen, das alle Sinne, auch den Verstand umfasst und übersteigt. Natürlich ist es sinnvoll und macht Freude, mit Kindern die Bedeutung des Abendmahls zu entdecken.
Die Dreikönigsgemeinde lädt Kinder zu besonderen Tagen der Vorbereitung auf das Abendmahl ein. Letztlich entscheiden die Eltern, ob ihre Kinder am Abendmahl teilnehmen.

Nicht wir, sondern Jesus Christus lädt zum Abendmahl ein. Ob wir groß sind oder klein, Kind oder Erwachsener, beim Abendmahl sind wir alle Gäste. Beim Abendmahl sind wir alle Empfangende, mit Gottes Gegenwart beschenkt. Das bleibt so geheimnisvoll wie beim ersten Mal.

Pfarrer Martin Vorländer

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