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Geistliches Wort - Monatsspruch für Juni 2013

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'Weizen', 2005, User:Bluemoose

Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt.

Apostelgeschichte 14, 17

“Oh my God!“ OMG. Jugendliche sagen das (oder schreiben es auf ihren Smartphones) heutzutage ziemlich oft: Als Ausdruck des Erstaunens, der Freude, der Begeisterung. Heißt das, dass Jugendliche heute frömmer sind als früher? Dass sie Schönes und Überraschendes mit Gott in Verbindung bringen? Oder ist es oft eher eine gedankenlose Erwähnung Gottes im Alltag; eine Floskel ohne wirklichen Inhalt?

Manchmal passieren ja tatsächlich Dinge, die eine Gänsehaut verursachen. Nicht nur Grauenvolles, sondern auch Schönes, Unerwartetes, Unglaubliches. Eine überraschende Begegnung nach vielen Jahren, die längst Vergangenes lebendig werden lässt. Eine unerwartet gute Note in der Klausur. Ein Problem, das mir letzte Nacht noch den Schlaf raubte und sich heute schon als längst gelöst herausstellt. Worte, die mir gut tun. Ein Musikstück, ein Kunstwerk, das ganz tief in meinem Inneren etwas berührt. Es gibt in der Tat viele mögliche Gründe zu sagen: „Oh my God!“

Als die Apostel Paulus und Barnabas in der kleinasiatischen Stadt Lystra einem gelähmten Menschen durch das Vertrauen auf Gott zur Heilung verhalfen, da, so wird in der Apostelgeschichte erzählt, wollten die Zuschauenden sie als menschgewordene Götter verehren; sie brachten Stiere und Kränze, um den „Göttern“ Opfer zu bringen. „Oh my God!“ – Die Götter sind unter uns.

Natürlich war das eine krasse Fehleinschätzung. Wie überhaupt das leichtfertige „Oh my God!“ leicht eine Fehleinschätzung sein kann. Menschen neigen dazu, greifbare Dinge oder auch Personen zu vergöttlichen. Ob es der Starkult in der Popindustrie ist oder der Materialismus in der Konsumgesellschaft: Es gibt eine Neigung des Menschen, das Greifbare, das man sich verfügbar machen kann, zu vergöttlichen.

Paulus und Barnabas protestierten gegen ihre göttliche Verehrung, was ihnen nur mit großer Mühe gelang. Sie sagten zu den Menschen:

„Bekehrt euch von den falschen Göttern zu dem einen lebendigen Gott. Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt.“

Genau darum geht es: Das, was Gott tut, zu erkennen und mit Dankbarkeit anzunehmen. Gott schenkt uns das Leben in seiner großartigen Vielfalt und Fülle. Er hat die Schöpfung so angelegt, dass wir alle in ihr und von ihr leben können. Und er hat uns in Jesus seine alles überwindende Liebe erwiesen.

Auf der anderen Seite gilt aber auch, Gott selber als den Unverfügbaren, den unser eigenes menschliches Denk- und Handlungsvermögen weit übersteigenden Gott anzuerkennen. Der Gott, von dem Salomo im Tempelweihgebet sagte, „den aller Himmel Himmel nicht fassen können“, der allein verdient es, Gott genannt zu werden. Und weil er unserer menschlichen Verfügbarkeit entzogen bleibt, wäre es eine verhängnisvolle Fehleinschätzung, wenn man ihn für eigene Interessen oder Machtansprüche missbrauchen würde. Gegenüber Gott sind wir immer nur Empfangende. Und die rechte Art und Weise, zu ihm in Beziehung zu treten, ist das Vertrauen. In der Bibel wird das „Glauben“ genannt.

Martin Luther schreibt im Großen Katechismus:

„Was ist Gott? Antwort: Ein Gott heißt etwas, von dem man alles Gute erhoffen und zu dem man in allen Nöten seine Zuflucht nehmen soll. … Das nun, woran du dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“

In diesem Sinn gibt es gewiss viele Gründe zu sagen: „Oh my God!“ Denn es gibt mehr als tausend Gründe, Gott Dank zu sagen.

Pfarrerin Silke Alves-Christe

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Die Photographie 'Weizen', 2005, User:Bluemoose, ist lizensiert unter der the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.