Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Geistliches Wort zum Monatsspruch - Dezember 2013

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Der Nachhimmel über Bethlehem im Jahre 7 vor der Zeitrechnung: Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische, PSch

Geistliches Wort im Dezember 2013

In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Johannes 1,4

Im Johannesevangelium gibt es keine Weihnachtsgeschichte. Das Weihnachtsfest, das oft zum Schönsten am christlichen Glauben gezählt wird, und der Heilige Abend, der für viele Christen der einzige Anlass im Jahr ist, einen Gottesdienst zu besuchen, waren dem Evangelisten Johannes unbekannt. Die wunderschöne Erzählung von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem, von Hirten und Engeln, die in jedem Gottesdienst am Heiligen Abend gelesen wird, findet sich nur im Evangelium des Lukas. Johannes beginnt sein Evangelium, seine Darstellung des Lebens Jesu, nicht mit seiner Geburt, sondern im Grunde viel früher. Auch nicht neun Monate früher mit der Ankündigung der Geburt durch einen Engel an Maria: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.“

Nein, noch viel, viel früher. Bevor der Evangelist Johannes von dem erwachsenen Jesus berichtet, stellt er seinem Evangelium ein interessantes Vorwort voran, das mit den gleichen Worten beginnt wie das 1. Buch Mose, also das 1. Buch der Bibel überhaupt, das von der Schöpfung der Welt erzählt, nämlich mit den beiden Worten: „Am Anfang“. Im ersten Buch Mose heißt es: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde … Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“

Genau da – vor der Schöpfung der Welt – knüpft Johannes an und beginnt sein Evangelium mit einem philosophisch klingenden Text:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott … In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“

Was sich mit Jesu Geburt in der Welt ereignet, stellt Johannes in eine Linie mit dem Ereignis der Erschaffung der Welt. Gottes Wort rief die ganze Welt ins Leben, indem Gott bei allem, was er schuf, das Wort sprach: „Es werde…“. In der Geburt Jesu kommt dieses schöpferische Wort Gottes zur Welt, wenn Johannes fortfährt:

„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“

Was können wir in der Advents- und Weihnachtszeit mit solch abstrakt-philosophischen Gedanken anfangen? Da haben wir doch lieber etwas Konkretes vor Augen und gern auch zum Anfassen – wie Krippenfiguren, Kerzen, Tannengrün, Strohsterne, Geschenke.

Der Monatsspruch für den Dezember aber öffnet den Horizont für eine Wahrheit, die über beschauliche Kerzen- und Tannenromantik hinausreicht.
„In ihm - das heißt: in dem lebensschaffenden Wort der Schöpfung - war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“

Dieses Wort, das der Welt und allen Menschen das Leben gab, identifiziert Johannes mit Jesus. Für Johannes ist die Geburt Jesu ein Geschehen im Horizont der ganzen geschaffenen Welt. Er macht deutlich, dass Gottes Menschwerdung in Jesus keine plötzliche, neue Idee Gottes war. Von dieser Rückbindung an die Erschaffung der Welt, von der Einbindung in Gottes Ewigkeit singen wir in dem bekannten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ in der Zeile: „aus Gottes ewgem Rat hat sie ein Kind geboren“.

Das Geschehen der Weihnacht will unsere selbst gesteckten Grenzen überschreiten. Den engen Grenzen eines bestimmten, festgelegten Datums stellt Johannes den Horizont der Ewigkeit gegenüber. Familiärer Einengung gegenüber betont er Leben und Licht der Menschen an allen Orten und zu allen Zeiten. Vielleicht kann dieser Blick auf Gottes Ewigkeit uns Gelassenheit schenken, wenn wir angestrengt auf ein bestimmtes Datum hinarbeiten – und ganz schnell ist dann wieder alles vorbei, und wir machen weiter, als sei Weihnachten nicht gewesen.

Vielleicht kann dieser Blick auf die ganze, von Gott geschaffene Welt unser Familienfest öffnen für den Gedanken, dass das Licht, das uns an Weihnachten aufgeht, nicht nur für uns, sondern für alle Menschen aller Zeiten und für die ganze Welt leuchtet.

Pfarrerin Alves-Christe

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