Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Geistliches Wort - Monatsspruch für Oktober/ November

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'Luther Kirken in Copenhagen, Denmark. Statue of Martin Luther.', 2006, Ib Rasmussen

Gut ist der HERR, eine feste Burg am Tag der Not. Er kennt alle, die Schutz suchen bei ihm.

Nahum 1, 7 (Monatsspruch für November)

„Das sind ja genau die richtigen Zeitschriften für diese Jahreszeit“, lacht die Verkäuferin an der Supermarktkasse, als eine Kundin einen ganzen Stapel an Magazinen über gemütliche Wohnungseinrichtung, Dekorationsideen und Herbstrezepte auf das Förderband legt. Genau das Richtige für die Jahreszeit: Draußen wird es früh dunkel. Rückzug ist angesagt. Die einen kuscheln sich mit guten Filmen oder Lektüre auf dem Sofa in Decken und machen „cocooning“, sich einspinnen wie in einen Kokon. Andere sind in der Küche zugange, veranstalten ihre ganz persönliche Koch-Show und zaubern Gerichte mit Kastanien und Kürbis. Die nächsten starten Ende November schon einmal die erste Plätzchenbackaktion oder binden den Adventskranz. Die nass-kalte Welt kann draußen bleiben. Drinnen ist es behaglich und warm.

„Meine Wohnung ist meine Festung, mein Rückzugsort. Hier kann ich ‚ich‘ sein, ganz einfach ich“, sagt ein Mann über sein Zuhause. „Hier kann ich tun oder lassen, was ich will, muss keinen fremden Vorgaben entsprechen – naja, außer denen von Frau, Kindern und dem Hund... My home is my castle.“ Mein Zuhause ist meine Burg. Im Getriebe der Stadt, im hochtourigen Alltag mit seinen manchmal endlosen Aufgaben, Terminen, Anrufen, E-Mails braucht es Rückzugsorte für Auszeiten, wo man für ein paar Momente zu sich kommen kann.

„Gott ist eine feste Burg“, sagt der Prophet Nahum, dessen Name „trostreich“ oder „Gott hat getröstet“ bedeutet. Eine Zusage lange vor unserer Zeit gemacht, im 7. Jahrhundert vor Christus. Damals war Israel nur ein kleiner Spielball zwischen den Großreichen Assyrien und Babylon, immer in der Gefahr, von der einen oder der anderen Übermacht geschluckt zu werden. Nahum schreibt Israel eine Souveränität ins Herz, die jenseits von äußeren Absicherungen liegt. „Gott ist eine feste Burg.“ Das ist wie ein Schutz, den man in sich trägt, mag die Welt um einen herum noch so stürmen und toben. An manchen Tagen scheint hinter jeder Ecke etwas darauf zu lauern, über einen herzufallen. Man kämpft an allen Fronten. Es ist „trostreich“, eine innere Stärkung, Gott wie eine Burg in sich und um sich zu wissen.

„Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“, dichtete Martin Luther das Lied, das zum Reformationstag am 31. Oktober gesungen wird. Und wenn die Welt voll Teufel wäre und das Leben unendlich viel Mühe und Sorgen bereiten kann, trotzdem: Nichts hat letzte Macht über mich – außer Gott, der wie eine feste Burg um mich herum ist, wo immer ich bin. Von dort aus, von dieser sicheren Burg konnte Martin Luther sogar über die letzte große Bedrohung im Leben, über den Tod spotten. Als ihm ein Pamphlet vor Augen kommt, in dem sein angeblich gotteslästerliches Sterben samt anschließender Höllenfahrt beschrieben wird, sagt er vergnügt, er habe die Nachricht von seinem Tod erhalten, sie fast gerne und fröhlich gelesen und fühle sich dadurch „sanft auf der rechten Kniescheibe und an der linken Ferse gekitzelt."

„Gut ist der HERR, eine feste Burg am Tag der Not. Er kennt alle, die Schutz suchen bei ihm.“ Das ist ein Satz, den man wie einen schützenden Begleiter bei sich tragen kann, ob man sich behaglich nach drinnen zurückgezogen hat oder sich getrost-trotzig den Wetterwechseln der Welt draußen stellt.

Pfr. Martin Vorländer

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Die Abbildung Luther Kirken in Copenhagen, Denmark. Statue of Martin Luther.', 2006, Ib Rasmussen, wurde von ihrem copyright holder dem public domain zur Verfügunf gestellt.