Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Geistliches Wort - Monatsspruch für Mai 2009:

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'Pfingsten und Kirche', PSch

Wir können es ja nicht lassen von dem zu reden, was wir gehört und gesehen haben.

Apostelgeschichte 4,20

So sagen es die Apostel Petrus und Johannes vor der obersten jüdischen Religionsbehörde. Sie weigern sich, deren Verkündigungsverbot zu akzeptieren. Sie können es nicht lassen, das Evangelium zu verkündigen.

Wir können es im Unterschied zu Petrus und Johannes ganz gut lassen, von Jesus Christus zu reden. Das überlassen wir meist denen, die in der Kirche zur öffentlichen Wortverkündigung ausgebildet und autorisiert sind.

Warum eigentlich? Manche spüren eine gewisse Unbeholfenheit. Wie können wir von Gott reden ohne betretenes Schweigen und ein Gefühl der Peinlichkeit auszulösen? Man will ja niemandem zu nahe treten. Und wer von seinem Glauben redet, riskiert, verletzt zu werden, denn er gibt etwas von seinen innersten Überzeugungen preis.

Trotzdem stimmt der Satz auch für uns. Wir können es nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben. Wir reden ständig von dem, was wir sehen und hören. Die Frage ist: Was sehen wir und was hören wir? Was sehen wir uns an? Wo sind wir ganz Ohr? Wer bestimmt eigentlich, was uns beschäftigt? Und was begeistert uns so, dass wir einfach nicht den Mund halten können?

Karfreitag, Ostern und Pfingsten laden uns in diesen Tagen und Wochen ein, auf das Wort Gottes zu hören, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi zu betrachten, zu bedenken, zu feiern und uns von der frohen Botschaft des Evangeliums begeistern zu lassen.

Das Hören bildet den Ausgangspunkt. Der Glaube kommt aus dem Hören, aus der Predigt, sagt Paulus (Röm 10,17). Der Glaube lebt davon, dass er auf das Wort Gottes hört und es sich gesagt sein lässt, dass er es im Herzen bewahrt und das Leben davon bestimmen lässt.

Und das Sehen? Petrus und Johannes waren von Anfang an dabei. Sie sind Augenzeugen. Sie haben den auferstandenen Jesus Christus gesehen.

Wir sind nicht die Männer und Frauen der ersten Stunde. Wir können nicht so sehen wie sie. Und wir brauchen es auch nicht. Der Evangelist Johannes reflektiert diesen Wechsel von vorösterlicher zu nachösterlicher Jüngerschaft am Ende seines Evangeliums: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29b). Damit ist das leibhaftige Sehen gemeint.

Doch auch heute kommt es darauf an, eine eigene Anschauung zu entwickeln, eine eigene Anschauung des Glaubens an Jesus Christus. Das ist es ja, was das Sehen und Hören bei den Jüngern bewirkt hat: Sie wachsen in der Beziehung zu Jesus Christus, in die sie hineingerufen wurden. Petrus und Johannes treten, erfüllt von den Pfingstereignissen, in der Kraft des Heiligen Geistes auf.

Der Heilige Geist bewirkt, dass Menschen aus dem Sehen und Hören auf Jesus Christus leben. Und dass sie frei heraus sagen, was sie bewegt und erfüllt. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Jürgen Seidl

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Geistliches Wort zum Fasten: SICH ENTSCHEIDEN!

„Sich entscheiden – 7 Wochen ohne Zaudern“, so heißt die diesjährige deutschlandweite Fastenaktion der Evangelischen Kirche. Ein gut gewähltes Motto, wie ich finde. Es macht bewusst, dass der Mensch ein Wesen ist, das sein Leben führen muss. Und dazu gehört es nun einmal, sich zu entscheiden, ob im Großen oder im Kleinen. Täglich treffen wir viele Entscheidungen. Die meisten davon fallen leicht: Die Wahl auf der Speisekarte im Restaurant folgt dem, was wir gerne mögen. Auch beim täglichen Einkauf können wir nicht groß überlegen und packen doch meistens die gewohnten Lebensmittel ein.

Alltägliche Entscheidungen haben letztlich keine solch große Tragweite wie der Wechsel des Arbeitsplatzes, der Umzug in eine andere Stadt oder das Beenden einer langjährigen Partnerschaft. Solche Entscheidungen brauchen oft lange Zeit, und selbst wenn wir uns entschieden haben, wissen wir manchmal nicht, ob es so richtig war. Jede Entscheidung birgt also ein gewisses Risiko in sich. Und natürlich auch eine große Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber. Aber wie passt das nun zum diesjährigen Fastenmotto? Klare Entscheidungen haben doch auch die Broker an der Börse und die Manager in den Banken getroffen, die in die jetzige Finanzkrise führten.

Zu Entscheidungen gehört also auch eine moralisch-ethische Grundlage, und genau diese ist in unserer heutigen Zeit umstritten.

Als Jesus sich entschied, am Passahfest nach Jerusalem zu gehen, muss er gewusst haben, welche Konsequenzen dies für ihn haben könnte: Die Hinrichtung als Aufrührer am Kreuz. Dennoch glaube ich, dass Jesus bis zum Schluss darauf hoffte, dass er es schaffen würde, die Menschen davon zu überzeugen dass sein Königreich nicht von dieser Welt ist. Denn Jesus hatte keine lebensfeindliche Einstellung, auch nicht sich selbst gegenüber. Er lebte gern, feierte gern, liebte das Leben, Gott und die Menschen. Ein Mensch wie er geht nicht sehenden Auges in den sicheren Tod.

Als Jesus sich dazu entschloss, nach Jerusalem zu gehen, wusste er nur, dass er zu allem bereit sein musste. Dass er zu dem stehen musste und das verkörpern musste, wovon er die ganze Zeit geredet hatte: Die Liebe zu Gott und den Menschen zu behalten, auch dann, wenn es schwierig und unerträglich wird. Diese Entscheidung hat Jesus durchgehalten, und deshalb ist er bis heute für uns glaubwürdig geblieben: Würdig, dass wir ihm glauben können. Und das steht letztlich unsichtbar hinter jeder Entscheidung wie ein unsichtbarer Grund: Die eigene Glaubwürdigkeit zu leben, sich nicht zu verstecken und auch die Konsequenzen des eigenen Handelns zu tragen.

Mehr denn je braucht die heutige Gesellschaft Menschen, die bereit dazu sind, in diesem Sinne Entscheidungen zu treffen: Aus einem verantwortlichen Umgang heraus, mit Gespür für Würde und Respekt, mit Liebe zu Gott und den Menschen. Es geht nicht darum, irgendwie zu entscheiden. Entscheiden ist sogar eine Kunst, und am besten ist es, wenn es eine christliche Kunst ist. Ein Buch, das mir selbst schon geholfen hat, ist von Pierre Wolf und heißt „Den Gefühlen trauen und den Kopf gebrauchen. Die Kunst der Entscheidung nach der Methode des Ignatius von Loyola.“. Die Methode der Unterscheidung der Geister basiert auf dem Bibelwort des 1.Johannesbriefes Kapitel 4,1: „Ihr Lieben, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind.“ Paulus gab der Gemeinde den Rat „Prüfet alles, das Gute behaltet.“(1.Thess.5,21).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Entscheidungen!

Heike Seidel-Hoffmann

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