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Geistliches Wort - Monatsspruch für Februar 2009: Wo ist euer Glaube? Lukas 8, 25

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'Seesturm', 1977 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Seesturm', 1977 - Walter Habdank
© Galerie Habdank

Der Monatsspruch erscheint in dem folgenden Zusammenhang: (Lukas 8, 22 - 25):

Und es begab sich an einem der Tage, dass er in ein Boot stieg mit seinen Jüngern; und er spach zu ihnen: Lasst uns über den See fahren. Und sie stießen vom Land ab. Und als sie fuhren, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel über den See, und die Wellen überfielen sie; und sie waren in großer Gefahr. Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers, und sie legten sich, und es entstand eine Stille. Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie aber fürchteten sich und sprachen zueinander: Wer ist dieser? Auch dem Wind und dem Wasser gebietet er, und sie sind ihm gehorsam.

Die Frage Jesu wirkt zynisch. Die Jünger waren in Lebensgefahr. Jeder normale Mensch hätte in dieser Situation Todesangst empfunden. Die Jünger haben offensichtlich genau das Richtige getan: sie haben Jesus aufgeweckt, damit er die bedrohliche Lage wahrnimmt. Die Frage: "Wo ist euer Glaube?" wirkt unbarmherzig.

  • Werden Sie getadelt, weil sie Todesangst hatten?
  • Will Jesus sagen, dass sie sich in ihr Schicksal hätten fügen sollen und in stoischer Ruhe mit dem Schiff hätten untergehen sollen?
  • Oder hätten sie wissen müssen: Solange Jesus mit uns ist, können wir nicht untergehen?

Die Antwort auf diese drei Fragen lautet jeweils: Nein.

  • Todesangst ist menschlich; auch Jesus kannte sie. Gegen den Tod zu kämpfen, ist normal und gesund.
  • Sich in ein vermeintlich unabwendbares Schicksal einzufügen, gehört eher in den Bereich des Aberglaubens. Biblischer Glaube bedeutet, sich Gott, nicht einem anonymen Schicksal anzuvertrauen.
  • Die Anwesenheit Jesu im Boot ist keine Garantie, dass das Boot nicht untergehen könnte. Denn die Anwesenheit Jesu in Jerusalem hat die Todesdynamik, die zu seiner Kreuzigung führte, auch nicht verhindert. Die Anwesenheit Jesu bedeutet keinen magischen Schutz.

Weshalb diese scheinbar unbegründete Frage: "Wo ist euer Glaube?" Welche Art Glaube hat Jesus bei seinen Jüngern vermisst?

Die einzig mögliche Antwort lautet: Sie hatten in Todesgefahr geglaubt, dass alles aus sei, dass Gott nicht in der Lage sei, auch aus einem Untergang etwas Sieghaftes zu machen. Was bei den Jüngern gefehlt hat, war Osterglaube. Auf der einen Seite könnte man die Jünger verteidigen mit der Feststellung: die Auferstehung Jesu ist noch nicht eingetreten.

Aber auf der anderen Seite hatte Jesus schon vor den Augen der Jünger demonstriert, dass er die Verkörperung der Anwesenheit Gottes auf Erden und deshalb mächtiger als alles ist, auch mächtiger als der Tod. Denn im vorigen Kapitel wurden die Handlungen Jesu folgendermaßen zusammengefasst:

"Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt." (7, 22)

Manchmal wird uns Christen vorgehalten, dass wir kleingläubig sind, weil wir öfters ängstlich und verzagt sind, und weil wir Gott nicht viel zutrauen, besonders wenn es rückgängige Entwicklungen in Kirchengemeinden gibt.

Aber es ist notwendig, hier zu differenzieren. Wir sollen zwar damit rechnen, dass Gott Wunder vollbringen kann, aber wir dürfen nicht Wunder einkalkulieren, als ob Gott verpflichtet sei, Wunder zu vollbringen. Aber noch schlimmer wäre es, behaupten zu wollen: wenn wir nur mehr beten würden oder wenn wir uns mehr anstrengen würden, würde Gott mit Wundern reagieren und z.B. unsere Kirchen und Gemeindehäuser mit Menschen füllen. Wunder sind immer Geschenke; sie stehen nicht in unserer Verfügungsgewalt. Es ist erlaubt, ängstlich und verzagt zu sein. Es ist erlaubt, damit zu rechnen, dass Wunder nicht eintreten müssen.

Aber was wir nie verlieren dürfen, ist unser Osterglaube. Auch wenn sich die allerschlimmsten Befürchtungen realisieren sollten, darf man nicht glauben, dass Gott ohnmächtig oder gleichgültig geworden ist. Er wird zuletzt die schlimmsten Zusammenbrüche in Ostersiege verwandeln. Das ist der Glaube, der nie verloren gehen darf. Nach diesem Glauben fragt Jesus, wenn er spricht: "Wo ist euer Glaube?"

PSch

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Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de.