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Geistliches Wort - Monatsspruch für August 2009:

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'Jakobskampf', 1973, Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Jakobskampf', 1973 Walter Habdank.
© Galerie Habdank

Der HERR segne dich und behüte dich;
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
Der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

4. Mose 6, 24-26

Was ist eigentlich Segen?

Segen ist etwas Schönes. Keiner hat etwas dagegen. Manche lassen ihr neues Haus segnen oder ihr neues Auto, Tiersegungsgottesdienste sind sehr populär. Um Segen braucht man sich nicht zu streiten. Ihn gibt es meistens großzügig und ohne Begrenzung. Das war zu Zeiten von Jakob und Esau anders. Da konnte der Ältere seinen Segen, der ihm vom Vater zustand, an seinen jüngeren Bruder für ein Linsengericht verkaufen. Und der Jüngere betrieb einen außerordentlichen Aufwand, um von einem erblindeten Vater den Segen zu bekommen. Und später kämpfte er am Jabbok sogar mit aller Kraft um den Segen, den er sich mit den Worten: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ erstritt. Wie einfach ist es dagegen, heute gesegnet zu werden. Gesegnetwerden scheint so selbstverständlich zu sein wie Nasswerden bei Regenwetter. Wenn es in der Kirche auch an manchem mangelt, an Segen jedenfalls nicht. Der ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oder ist es vielleicht doch nicht so einfach?

Der Segen, wie er hier im 4. Buch Mose beschrieben ist, ist auf jeden Fall anschaulich und konkret. Er ist nicht etwas Undefinierbares und Namenloses, sondern gebunden an die Beziehung zu Gott. Gottes Name (JHWH, in der Lutherbibel mit dem großgeschriebenen „HERR“ übertragen) steht ein für den Segen. Er ist so konkret wie ein strahlendes Gesicht, das sich mir in Liebe und Freundlichkeit zuwendet. Dieser Segen besteht nicht in bloßen Worten, sondern in dem Namen Gottes, in der persönlichen Zuwendung zum Menschen, dem er mit Handauflegung gegeben wird. Die ausgebreiteten Hände des Pfarrers beim Sprechen des Segens sind ja nichts anderes als eine Handauflegung. Der Segen Gottes soll spürbar und erfahrbar sein. Damit steht er den beiden Sakramenten Taufe und Abendmahl recht nahe.

Wenn Gott segnet, dann behütet er auch. Weil wir über unser Leben eben nicht verfügen, sondern auf Gottes Bewahrung angewiesen sind, ist uns der Segen daher besonders wichtig. Vor allem bei der Taufe eines Kindes ist das deutlich zu spüren. Gottes segnende Zuwendung ist freilich kein magischer Schutzritus. Aber er schenkt eine Geborgenheit, die mir die Angst nehmen und mich so mit lebenstüchtiger Zuversicht erfüllen kann.

Wer sich diesem Segen stellt und sich von der Ausstrahlung des Angesichtes Gottes berühren lässt, der wird ein anderer Mensch werden. Der wird zu einem Gesegneten. Und das wirkt sich auch auf die Beziehungen aus. Gesegnete Menschen sind friedensfähig. Mit dem Segen ist ihnen der Friede Gottes geschenkt. Von dieser Gabe profitieren dann auch andere. Deshalb sind gesegnete Menschen so beliebt. Es lohnt sich also, den Segen als ein wirkliches Geschenk Gottes bewusst anzunehmen. Gesegnet zu werden ist eine sehr persönliche Sache, fast wie ein Kuss. Ob die frühe Christenheit sich deshalb im Gottesdienst küsste (1. Kor. 16,20)? Gott will Sie segnen. Verzichten Sie nicht darauf!

Pfarrer Thomas Sinning

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Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de.