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'Vor dem Aufbruch', 1990 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Vor dem Aufbruch', 1990 - Walter Habdank
© Galerie Habdank

„Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Jesaja 66,13

Im neusten James-Bond-Film braucht selbst der Titelheld „ein Quantum Trost“. Getröstet werden ist ein Urbedürfnis des Menschen, weil die Welt, in der er lebt, nicht vollkommen ist. Der Inbegriff des Tröstens ist die Erfahrung, die ein Kind in seinen ersten Lebensjahren normalerweise oft gemacht hat: Es hat sich verletzt, es hat etwas Liebgewonnenes verloren, es trauert um ein verstorbenes Haustier. Wenn dann die Mutter das Kind in den Arm nimmt, ihm zuhört, ruhig mit ihm spricht und seine Tränen trocknet, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Der mütterliche Trost, den Väter übrigens genauso spenden können, ist das Urbild für Trost überhaupt. Eine Welt, die ins Wanken geraten ist, kommt wieder ins Lot, jedenfalls für den, der Trost erfährt. Er kann wieder aufatmen, er hat wieder festen Boden unter den Füßen, er spürt: Ich bin nicht allein.

Es gibt viele Gründe, weshalb das eigene Leben ins Wanken kommen kann und man sich nach Trost sehnt. Doch woher kann er kommen, wenn er kein billiger Trost sein soll? Das Wort aus Jesaja 66 erinnert an eine Zeit in der Geschichte Israels, als die Menschen sehnsüchtig nach Trost Ausschau hielten. Nach der Zerstörung ihrer Heimat und etwa 50 Jahren im babylonischen Exil waren sie bzw. ihre Nachkommen wieder in Jerusalem angekommen. Große Hoffnungen hatten sie begleitet; endlich würde es wieder aufwärts gehen, würden sie wieder Gottesdienste in ihrem Tempel feiern und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Doch die Ernüchterung war groß: die Schwierigkeiten beim Wiederaufbau waren größer als erwartet, die Stimmung blieb trostlos. Wo war Gott? Hatten die Propheten nicht seine Hilfe angekündigt?

Die Situation Israels damals ist durchaus vergleichbar mit Erfahrungen, die wir heute machen in persönlichen und globalen Krisen, wenn uns das Gefühl beschleicht, Gott sei fern und habe die Menschen oder mich ganz persönlich verlassen. Wie kann es da Trost geben, der eben keine billige Vertröstung ist?

Für die Israeliten damals war es ein langer Weg, bis sie von Gottes Trost etwas spüren konnten in der damaligen Zeit. Und die Sehnsucht nach Trost, der die prekären gegenwärtigen Verhältnisse wirklich ändert, diese Sehnsucht hat in der Erwartung des Messias ihren Ausdruck gefunden. Wenn einer kommt, der im Namen Gottes nicht nur gute Worte spricht, sondern mit Leib und Seele für die Menschen da ist und die Geknickten aufrichtet, dann ist ein Trost da, der so gut tut wie eine Mutter, die ihr Kind liebevoll in den Arm nimmt.

Wir feiern in diesem Monat das Weihnachtsfest. Im Mittelpunkt steht dabei das Staunen darüber, dass in Jesus Gott unser menschliches Leben teilt, vom Stall in Bethlehem bis zu seinem Tod am Kreuz. Jesus sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Dies geschieht in jeder Begegnung mit ihm: Kranke erfahren Heilung, Ausgegrenzte erfahren Anerkennung, Irritierte bekommen Orientierung, Kinder werden ernst genommen. Und alle bekommen die Gewissheit: Hier ist einer, der uns Gottes Nähe spüren lässt, so konkret, so wohltuend, so persönlich, wie ein Kind die tröstende Nähe seiner Mutter spürt.

In Jesus sehen wir, dass Gottes Trost in einem wirklichen gelebten Leben Gestalt angenommen hat. Das kann er auch in unserem eigenen Leben. Ich kenne viele in unserer Gemeinde, die Trost erfahren, wenn sie besucht werden, wenn sie Hilfe erfahren oder wenn einer sich für ihre Belange interessiert. Von Gott gestärkt können wir selber Menschen trösten und so etwas von der Liebe Gottes spüren lassen. Wenn Gott für uns da ist wie Vater oder Mutter, dann ist es gut, wenn Christen sich als Geschwister verstehen, die sich gegenseitig trösten können. Und gemeinsam feiern. Zum Beispiel jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit. Unsere Gottesdienste und anderen Angebote bieten dazu Gelegenheit.

Es grüßt Sie Ihr Pfarrer Thomas Sinning

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de.