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Geistliches Wort - Monatsspruch für August:

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„Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“ Psalm 127, 3

Jesus segnet Kinder

Es wird manchmal lapidar behauptet: „Die Christenheit hat in 2000 Jahren die Welt nicht verändert.“ Diese Behauptung lässt sich mit einem einzigen Thema widerlegen: Kinder.

Es ist für uns heute selbstverständlich, dass Kinder Anspruch auf Liebe, Wertschätzung und Geborgenheit haben. In der antiken Welt - besonders in der Zeit vor Jesus - hatten Kinder keine selbstverständlichen Rechte.

Archäologen haben Friedhöfe neben antiken Tempeln ausgegraben, in denen Säuglinge begraben waren, die als Opfergaben getötet worden waren. Solche Entdeckungen gab es z. B. in Samaria: dort haben Propheten der Gottheiten Baal und Aschera Kinder in Kulthandlungen geopfert.

Das Wort aus Psalm 127 ist teilweise in diesem Zusammenhang zu sehen. Wenn Kinder als eine Gabe Gottes bezeichnet werden, dann haben sie einen absoluten Wert: man darf nicht über Kinder frei verfügen und sie dürfen nicht als Opfergaben missbraucht werden.

Aber in den hellenistischen und den römischen Gesellschaften galten Kinder als Objekte. Es war üblich, dass unerwünschte Säuglinge ausgesetzt werden konnten, besonders wenn sie missgebildet oder unerwünscht waren. Es gab sogar besondere Sterbeplätze, die für das Aussetzen von Säuglingen vorgesehen waren. Im antiken Rom gab es eine jahrhundertealte Tradition der „pater familias“. Ein Kind war nicht automatisch Mitglied einer Familie: erst wenn der Vater es „von der Erde aufhob“, wurde es offiziell angenommen. Wenn das Kind unwillkommen war, konnte es einfach ausgesetzt werden. Offenbar waren Mädchen unerwünscht. Ein Soziologe (Rodney Stark) hat entdeckt, dass weniger als 12 von 600 römischen Familien mehr als eine Tochter hatten. Kinder galten als Besitz des Vaters: er konnte mit ihnen machen, was er wollte – z. B. als Sklaven verkaufen.

Was den Stellenwert von Kindern betrifft, hat das Christentum die Welt verändert. Der Ausgangspunkt für diese Veränderung war die Geburt Jesu: Gott kam als Säugling in die Welt und hat damit alle Säuglinge aufgewertet. Jesus hat nachweislich nur zwei Gruppen von Menschen gesegnet: seine Jünger und Kinder. Es wird ausdrücklich berichtet, dass Jesus Kinder umarmte und segnete. Und er hat sie zu Vorbildern für Erwachsene erklärt.

Die Nachfolger Christi sind dementsprechend durch ihren Umgang mit Kindern aufgefallen. In einem Brief aus dem 2. Jahrhundert, der an einen Mann namens Diognetius gerichtet war, steht geschrieben, dass Christen „heiraten...sie bekommen Kinder, aber sie zerstören ihre Sprösslinge nicht.“ Hier wird auffällig, dass „das Zerstören von Sprösslingen“ das normal zu erwartende war. Unter Christen war außerdem Abtreibung verboten, und ausgesetzte Säuglinge wurden von Christen aufgenommen.

Als die Verfolgung der Christen aufhörte, war es zum ersten Mal möglich, das Leben von Säuglingen und Kleinkindern gesetzlich zu schützen. Unter dem ersten christlichen Kaiser, Konstantin, gab es im 4. Jahrhundert die ersten Verordnungen, um hilfloses Leben zu schützen: zum ersten Mal hatten Sklaven, Gefangene, Verstümmelte und Frauen Rechte. Auch das Aussetzen von Säuglingen wurde verboten.

Unter dem Kaiser Justinian im 6. Jahrhundert gab es einen Kodex, in dem es hieß: „Diejenigen, die Kinder aussetzen, möglicherweise in der Hoffnung, dass sie sterben, und diejenigen, die Abtreibungspräparate benutzen, stehen unter dem vollen Strafmaß des Gesetzes. Wer ausgesetzte Kinder entdeckt, soll dafür sorgen, dass das Kind getauft und mit christlicher Fürsorge und Barmherzigkeit behandelt wird.“

Als das Christentum sich in Europa ausbreitete, wurden auch dort Kinder aufgewertet. Wie ein Historiker (George Grant) schreibt: „Ehe die Christenheit eindrang, gehörten das Aussetzen und die Tötung von Kindern zu dem normalen Alltag in Europa.“ Es ist bekannt, dass Kinder heute besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Aber sie genießen den vollen Schutz des Gesetzes, und es steht ihnen eine bedingungslose Wertschätzung zu. Solche Gesetze und solche Wertschätzung für Kinder sind nicht selbstverständlich. Sie haben einen Hintergrund und der Hintergrund heißt Jesus Christus.

Und Jesus war im Judentum verwurzelt. Die Psalmen war das Gebetsbuch der Synagoge und dementsprechend das Gebetsbuch Jesu. Psalm 127, Vers 3, gehörte zu den Gebeten, die Jesu kannte und einsetzte. Jesus und seine Nachfolger haben vollendet, was in Psalm 127 bezeugt wurde.

PSch