Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Geistliches Wort: Monatsspruch für April/ Mai 2008:

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Labyrinth

Von der Symbolik des Labyrinths

Liebe Mitglieder der Dreikönigsgemeinde,

kennen Sie die altgriechische Geschichte des Prinzen Theseus? Er wurde nach Kreta geschickt, um junge Männer und Frauen aus seiner Heimatstadt Athen zu befreien, die dort in einem Labyrinth gefangenen waren. Zwei Gefahren drohten Theseus dabei: Sich unwiederbringlich in den Irrwegen des Labyrinths zu verlaufen und nie wieder nach Hause zurück zu finden, oder zwischenzeitlich dem furchterregenden Minotauros, einem stierköpfigen Ungeheuer, zum Opfer zu fallen. Auf der Insel angekommen, traf Theseus die kretische Königstochter Ariadne, die ihm nicht nur ein Schwert, sondern auch ein bedeutsames Garnknäuel, den sogenannten „Ariadnefaden“, mit auf den Weg gab. Nachdem Theseus den Minotauros getötet hatte, konnte er mit Hilfe des Fadens der Ariadne, den er hinter sich gespannt hatte, den sicheren Rückweg in die Freiheit finden.

Das Christentum griff den Mythos von Theseus auf und deutete ihn um. Christus selbst ist der neue Theseus, der in das Labyrinth als Sinnbild für Tod und Hölle hinabsteigt, um die Mächte des Todes zu überwinden. Das Labyrinth steht für Dunkelheit, Sünde und todverfallene Mächte, denen sich der Mensch aussetzen muss, um zum wahren Leben zu kommen. Der Weg durch das Labyrinth ist der Weg der Erlösung und der Weg zu Gott. Christus selbst geht den Gläubigen voran; sie können ihm folgen und durch ihn zum Himmel finden.

Die großen Kirchenlabyrinthe entstanden im Mittelalter. Das wohl bekannteste ist das Labyrinth der Kathedrale von Chartres in Frankreich, das aus dem 13. Jahrhundert stammt und noch heute zu sehen ist. Der Durchmesser von etwas über 12 Metern bei einer Wegbreite von 34 Zentimetern erlaubt eine gute Begehbarkeit. Früher tanzten am Ostersonntag Bischöfe und Domkapitel zu liturgischen Gesängen durch das Labyrinth hindurch. Ein Ball, Bild der siegreichen Ostersonne, wurde dabei hin- und hergeworfen. Es war der Tanz der Befreiung von den Todesmächten.

In Kirchenlabyrinthen gibt es keine Sackgassen und Irrwege, nur einen einzigen gewundenen Weg. Es gibt also keinen falschen Weg, auf dem man sich verlaufen könnte. Auch wenn man einmal dem Ziel den Rücken kehrt, das Labyrinth lehrt, dass jeder Richtungswechsel, jede Umkehr und sogar das Problem der Unübersichtlichkeit des Weges mit dazu gehören; dass dies keine Sackgassen und Irrwege sind, sondern dass all das notwendig ist, um zum Ziel zu gelangen. Es heißt also, geduldig zu bleiben und immer weiter voran zu schreiten, manchmal schnell, manchmal langsam, manchmal schwerfällig und manchmal mit tänzerischer Leichtigkeit.

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann

Liebe
„Und von der Mitte her breitet (die Liebe) sich aus wie eine Flamme. Wer sich die Liebe ganz zu Eigen macht, der wird in keine Richtung fehlgehen. Denn die Liebe ist in der Mitte von allem. Sie übertreibt und vernachlässigt nichts, sie weicht nicht aus und verliert nichts. Sie ist und bleibt der Kern unseres Daseins. Sie ist die Seele und das Auge. Sie rundet den Lauf der Welt und verwirklicht das Gute.“
(Hildegard von Bingen)

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