Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Pfarrer Phil Schmidt mit seiner Frau Ursula Schmidt

Interview Lieber Pfarrer Schmidt, liebe Frau Schmidt, Es ist so weit! Die Zeit Ihres Ruhestands naht.

Im Juni 1974 wurden Sie als 2. Pfarrer in die 1969 gegründete Südgemeinde eingeführt. Damals waren die Gemeinderäume in der Darmstädter Landstraße 81. Im November folgte dann Ihre Ordination. Ihr Pfarrerleben verbindet sich eng mit der Südgemeinde, wie sie dann in der Tucholskystr. 40 Gestalt annahm.

Frau Schmidt: Pfr. Hipp hat meinem Mann ermöglicht, hier zu arbeiten. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Für die Gemeindeglieder war ein Amerikaner auf der Kanzel schon gewöhnungsbedürftig. Ich erinnere mich noch an einen Gottesdienstbesucher bei einem Kirchentagsgottesdienst (1987) in unserem Kirchsaal, der, als er den Akzent meines Mannes bei der Begrüßung hörte, aufstehen und rausgehen wollte; aber dann doch blieb.

Nach 37 Jahren ist Ihr Abschied nicht nur für Sie persönlich - auch für die Gemeinde - ein Einschnitt. Im Augenblick wissen Sie beide nicht, wie Sie allen Anforderungen gerecht werden sollen. Hier abbauen, dort aufbauen. Wie soll das alles neben der Gemeindearbeit in die noch verbleibenden Tage gepresst werden?

Frau Schmidt: Das ist nicht zu schaffen. Mein Mann ist ja noch im Dienst und nimmt noch den Vorsitz im Kirchenvorstand wahr. Er braucht sein Amtszimmer mit Unterlagen, Büchern und Materialien. Seine Dienstzeit endet am 31. Mai 2011. Wir können hier noch nicht abbauen. Von einem 7-Zimmer- Haus ziehen wir in ein kleines Haus mit 4 Zimmern in Preungesheim, das meine Mutter bewohnte. Laut Dienstordnung würden wir 14 Tage nach dem 31. Mai unser Haus im Hainer Weg räumen müssen. Aber das werden wir nicht schaffen, denn die Verabschiedung ist erst am 12. Juni.

Pfr. Schmidt: Am liebsten würde ich bis zum Ende meiner Dienstzeit mich meinen Aufgaben widmen - unauffällig und ungestört.

Ist Ihnen vor dem sogenannten Ruhestand bange oder freuen Sie sich drauf?

Pfr. Schmidt: Weder noch! Ich habe keine Angst vor dem Ruhestand, aber ich freue mich nicht, denn wir verlieren unsere Heimat - unsere Gemeinde, die uns 37 Jahre geistige Heimat war - und unsere Nachbarn, mit denen wir uns gut verstehen. Ich werde Verbindung zu einer englischsprachigen Gemeinde (Trinity Lutheran Church) aufnehmen und schauen, wo meine ehrenamtliche Hilfe erwünscht wird.

Frau Schmidt: Mein Mann war dort im Vikariat. Sprache kann Heimat sein.

Wie arrangieren Sie sich damit, dass Sie nun einen Ruheständler an Ihrer Seite haben. Erwarten Sie einen schwierigen Pensionär?

Frau Schmidt: Er wird nie ein Ruheständler sein. Eher werde ich ihn in seinen Aktivitäten bremsen müssen.

Wie wollen Sie Ihre viele freie Zeit verwenden ? Was planen Sie?

Frau Schmidt: Wir wünschen uns beide, dass wir weiterhin die Möglichkeit haben zu predigen und kreativ zu arbeiten. Wir werden uns auch bestimmt einem Chor anschließen.

Pfr. Schmidt: Eine Aufgabe, die ich mir vorgenommen habe, ist es, die Spiele ins Englische zu übertragen, die ich entwickelt habe. Ich könnte mir auch vorstellen, weiter an der Gemeindewebsite mitzuarbeiten. Aber das muss mit dem Kirchenvorstand erst abgesprochen werden.

Frau Schmidt: Die Verbindung zu einer Gemeinde wird wichtig für uns beide bleiben – ohne christliche Gemeinschaft können wir uns unser Leben nicht vorstellen. Aber ich hoffe, dass Gemeindearbeit nicht so intensiv wie bisher Priorität haben wird, damit wir mehr Zeit für unsere Familie und Freunde haben. Unsere Reisen werden nun nicht mehr limitiert durch die Anzahl der Urlaubstage und den Dienstplan.

Pfr. Schmidt: Ich möchte im Moment nicht versuchen genau zu planen, was im Ruhestand passieren sollte. So weit bin ich noch nicht.

Viele in unserer Gemeinde befürchten, dass Sie beide uns verloren gehen.

Pfr. Schmidt: Ich habe noch keine feste Vorstellung, wie unsere künftige Beziehung zur Dreikönigsgemeinde aussehen wird.
Wichtig ist mir, dass die Gemeinde sich unter dem neuen Pfarrer oder der Pfarrerin weiterentwickeln kann. (Interview war noch vor der Wahl der Nachfolgerin.) Wir sind offen für alle Möglichkeiten, aber wir halten es auch für unerlässlich, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin Raum hat, sich in die Gemeinde einzuleben und einen eigenen Stil zu entfalten.

Frau Schmidt: Wir blicken beide in tiefer und großer Dankbarkeit auf die Zeit in unserer Gemeinde zurück und bitten um Entschuldigung, falls wir unbewusst Menschen verletzt haben sollten.

Vielen Dank für Ihre Gesprächsbereitschaft. Alles Gute für Ihr gemeinsames Leben im Ruhestand!

Inge Geldner

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