Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

03. Oktober 2010 - Familiengottesdienst zum Erntedankfest in der Bergkirche

« Reportagen Home

Familiengottesdienst zum Erntedankfest

Familiengottesdienst zum Erntedankfest am 03. Oktober 2010 in der Bergkirche

Gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 03.10.2010

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

Einige von Euch tragen eine Brille. Ich auch. Wer eine Brille braucht, der kann damit viel besser sehen als ohne sie.

Ich habe heute eine besondere Brille mitgebracht. Sie ist vielleicht nicht so elegant wie die meisten anderen, dafür aber größer und auffälliger. Diese Brille ist eine besondere Brille, weil jeder von uns eine solche Brille braucht. Auch die mit guten Augen. Auch die, die sonst immer alles scharf sehen können. Diese Brille ist nämlich eine Staun-Brille.

Was soll denn das? Fragst Du jetzt vielleicht. Nun, Jeden Tag sehen wir Menschen, Häuser, Bäume Gärten, Blumen, Wolken, Mond, und Sterne. Im Frühling sehen wir die Blüten aufgehen, im Sommer die blaue Farbe des Meeres, im Herbst die leuchtendroten Farben der Blätter und im Winter die Eisblumen am Fenster. Aber: Staunen wir eigentlich noch darüber, dass es das alles gibt? Staunen wir noch darüber, wie schön das alles ist?

Familiengottesdienst zum Erntedankfest am 03. Oktober 2010 in der Bergkirche

Diese Staun-Brille kann uns dazu helfen, das wir uns darüber wundern und staunen, wie schön Gott die Welt eingerichtet hat, wie wunderbar er sie geschaffen hat, wie erstaunlich er die Evolution gesteuert hat, dass die Welt so ist, wie sie ist. Dass die Quellen frisches Wasser geben, die Bäume und das Korn und die Früchte wachsen (…). In der Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel heißt es: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“

Ja staunen – das müssen wir glaube ich lernen. Die Erwachsenen vielleicht noch mehr wie die Kinder. Ein Getreidehalm zum Beispiel: Er ist eigentlich nichts Besonderes. Denken wir jedenfalls normalerweise. Aber wenn ich diesen Halm mit meiner Staunbrille anschaue, dann kann ich mich wundern: Er ist ganz lang, und dabei ist er so dünn. Selbst der Wind macht ihm nichts. Er knickt nicht, er kann sich biegen, und wird doch wieder gerade. Wenn man ein Bauwerk wie diesen Halm bauen wollte, dann müsste es ein Turm sein so hoch wie der Kölner Dom, und dabei nur einen Meter dick. Ich glaube wenn Menschen einen solchen Turm bauen würden, der würde ganz schnell zusammenbrechen. Den würde die Baupolizei gar nicht genehmigen. Ja, über einen solchen Halm kann man nur staunen. Und dann ist da noch die Ähre mit den Körnern. Aus einem gesäten Korn wachsen viele Körner. Und daraus können wir Mehl mahlen und Brot backen. Ich staune darüber, wie großartig Gott alles eingerichtet hat!

Familiengottesdienst zum Erntedankfest am 03. Oktober 2010 in der Bergkirche

Wir sollten viel öfter staunen. Wir sollten viel öfter unsere Staunbrille aufsetzen und genau hinschauen. Dann können wir immer wieder Wunderbares entdecken, was Gott geschaffen hat, und können darüber dankbar werden. Unser Erntedankfest hat eigentlich genau den gleichen Sinn wie diese Staunbrille: es will uns lehren, genau hinzusehen und dankbar zu werden.

Familiengottesdienst zum Erntedankfest am 03. Oktober 2010 in der Bergkirche

Und wenn wir lernen, genau hinzuschauen, dann können wir auch anderes besser wahrnehmen: zum Beispiel, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht wie uns. Dass es Menschen gibt, die ungerecht behandelt werden oder die Not leiden. Wer genau hinschaut und nicht die Augen verschließt, der nimmt wahr, dass über eine Milliarde Menschen Hunger leiden, also ungefähr jeder sechste Mensch, der auf dieser Erde lebt! Und wer dankbar ist, dass wir hier mehr als genug zum Essen haben, der wird auch bereit sein, etwas für die Menschen zu tun, denen es nicht so gut geht. Der wird sich nicht mit der Not und der Ungerechtigkeit abfinden, die dazu führt, dass so viele Hunger leiden, obwohl Gott diese Welt doch so geschaffen hat, dass sie alle Menschen ernähren kann.

Es ist gut, wenn wir genau hinsehen. Und wenn wir Gott danken für die Wunder seiner Schöpfung. Amen.

^ Zum Seitenanfang