Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Frau Unger, ein Gemeindeglied, erzählt

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Frau Unger, ein Gemeindeglied, erzählt

Frau Unger

Hunger, Not und Elend haben Frau Unger in Ihren ersten Lebensjahren begleitet; ein Schicksal, das Sie mit vielen Millionen von Flüchtlingen teilten. Dass Sie und Ihre Familie überlebt haben, ist ein Wunder.

„Ja, ich wurde 1944 in Danzig geboren als 3. Kind meiner Eltern. Meine Mutter floh im Winter 1945 mit uns Kindern vor der Roten Armee auf einem Flüchtlingsschiff nach Dänemark. Ich weiß von dem allen nur aus Erzählungen. Meine Schwestern haben immer wieder von den Lagern erzählt und vor allem von dem letzten, wo wir hinter Stacheldraht wie Gefangene gehalten wurden. 1947 kamen wir nach Schwabach bei Nürnberg; dorthin wurde mein Vater 1948 aus britischer Gefangenschaft entlassen. 1950 zogen wir nach Neckarsulm und 1962 nach Frankfurt. Hier waren wir endlich angekommen. Meine Mutter war ein Stadtmensch, die sich auf dem Land nicht wohlfühlte.

Unsere Familie erhielt eine Wohnung in der Holbeinstraße. Als ich mit 20 Jahren 1964 heiratete, zogen wir zu meinen Eltern. Es war damals schwierig, eine passende Wohnung zu bekommen. Zum Gottesdienst gingen wir in die Lukaskirche. Meine Tochter kam 1966 und mein Sohn 1968 zur Welt. Endlich fanden wir als junge Familie eine Wohnung in der Diesterwegstraße. 1975 wurde meine Ehe geschieden. Da ich gelernte Floristin war, arbeitete ich wieder in meinem Beruf im Blumenhaus Görlich, übernahm dann aber bald einen Blumenladen in der Dreieichstraße. Hier konnte ich mich besser um meine beiden Kinder kümmern und ihre Hausaufgaben beaufsichtigen.

1992 heiratete ich zum zweiten Mal. Wir wurden von Pfr. Schmidt getraut und wuchsen immer mehr in die Südgemeinde hinein. Seit 1985 war ich im Süd-Chor, der damals von Frau Schardin geleitet wurde. Dem Handarbeitskreis gehöre ich seit 1994 an. Seit 2 Jahren organisieren Frau Kosiahn und ich die Basarvorbereitungen; mein Mann war uns dabei immer eine große Hilfe. Seit Jahren geben wir den Erlös des Basars an die Lazarus-Wohnsitzlosenhilfe. Ich bin Mitglied im Förderkreis und sehe, wie mit unseren Geldern existentielle Not gelindert wird. Ich selbst arbeite hier mit und helfe beim Sommer-, Erntedank- und Nikolausfest. Es macht mir große Freude, von dem, was ich bekommen habe, an Hilfsbedürftige weiterzugeben.“

Günther Zybell

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