Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Pfarrer Thomas Sinning: Konfirmation 2015 - "Vielleicht geht es nicht um das Happy End" - Matth. 7, 13-16a

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'Freiberger Dom, Freiberg in Sachsen, Goldene Pforte', 2004, Andreas Praefcke veröffentliche dieses Werk als gemeinfrei. Dies gilt weltweit.

Konfirmation 2015

"Vielleicht geht es nicht um das Happy End" Matth. 7, 13-16a

Predigt gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 17.5.2015 in der Dreikönigskirche

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

heute ist euer Festtag. Ihr steht heute ganz im Mittelpunkt. Ein Jahr Unterricht, zwei Freizeiten, viele Gottesdienste, manche schön, manche vielleicht etwas langweilig für euch, Gespräche, Gedanken, Aktionen, neu geknüpfte Freundschaften ... das alles liegt hinter euch. Und ich hoffe und bin zuversichtlich, dass Ihr diese Zeit im Rückblick als gute Zeit in Erinnerung behalten werdet.

So weit, so klar. Was hinter euch liegt, das wisst ihr. Die viel spannendere Frage ist aber: Was liegt vor euch? Stellt euch mal vor, wir schreiben das Jahr 2040. Eure Kirchengemeinde lädt euch ein zum Silbernen Konfirmationsjubiläum. Was willst du den anderen dann erzählen? Was war das Beste in den letzten 25 Jahren? „Ich bin jetzt 39, und das Beste in den letzten 25 Jahren war: Ich verdiene gut. Mein Mann ist Hausmann. Ich bin Anwältin in Berlin und London. Ich bin einer der besten Köche der Stadt. Ich bin Wissenschaftler geworden. Ich habe eine Internetfirma gegründet. Ich bin ein paar Mal um die Welt gereist. Für mich war das Beste die Geburt meines Sohnes, meiner Tochter. … Oder? Oder was sind eure Träume für die kommenden Jahre? Wenn man anfängt darüber nachzudenken, dann sind da bestimmt ganz viele positive Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche.

Ich hoffe, dass Ihr viele eurer Ziele erreicht; ich hoffe aber auch, dass ihr offen seid für Neues, Unerwartetes, für Dinge, an die ihr heute überhaupt nicht denkt.

'Antelope Canyon im US-Bundesstaat Utah', 2003, Meckimac. GNU Free Documentation License.

Jesus hat Worte gesagt, die können euch hilfreich sein für euren künftigen Lebensweg. In der Bergpredigt sagt Jesus:

Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden! Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Das Ziel ist klar, das Jesus hier vor Augen stellt: Leben, und nicht Verdammnis. Euer Leben soll gelingen. Soll gut werden. Und eben nicht zugrunde gehen. Dafür hat Jesus sich eingesetzt. Dafür ist er am Kreuz gestorben. Dafür hat Gott ihn vom Tode auferweckt. Ihr, wir alle, sind zum Leben berufen. Das ist der Weg, zu dem Jesus einlädt.

Euer Leben soll gelingen. Soll gut werden. Das heißt nicht unbedingt, dass ihr alle Ziele erreicht, die ihr euch setzt, oder dass alle eure Wünsche, die ihr heute habt, in Erfüllung gehen. Ein gelingendes Leben muss nicht immer nur eine Aneinanderreihung von Geschichten mit Happy End sein.

Aber damit euer Leben gelingt, kommt es entscheidend darauf an, dass Ihr eine richtige Grundentscheidung trefft. Dass ihr, um in dem Bild zu bleiben, das Jesus gebraucht, die richtige Tür nehmt und den richtigen Weg beschreitet.

Vor knapp einem Jahr las ich von einem 13-jährigen Mädchen aus England. Athena Orchard ist ihr Name. Sie war genauso alt wie ihr. Und – sie litt an Knochenkrebs. Sie kämpfte tapfer gegen ihre Krankheit, doch sie verlor den Kampf. Wie groß Athenas Lebensfreude auch kurz vor ihrem Tod noch war, fand ihre Familie heraus, als sie das Zimmer ihrer Tochter ausräumten. Wie die "Daily Mail" berichtete, entdeckten ihre Eltern wenige Tage nach Tod Athenas eine versteckte Botschaft. Auf der Rückseite ihres Wandspiegels hatte das Mädchen einen seitenlangen Brief an die Nachwelt hinterlassen. Darin schrieb sie unter anderem:

"Ob wir fröhlich sind, kommt auf uns selbst an. Vielleicht geht es nicht um das Happy End, vielleicht geht es um die Geschichte."

Ich glaube, dieser Teenager hat damit etwas sehr Kluges gesagt:

„Vielleicht geht es nicht um das Happy End, vielleicht geht es um die Geschichte."

Wir wünschen uns ja meistens doch ein Happy End. Dass aus Verliebtheit echte Liebe wird. Dass ein verkorkstes Schuljahr doch noch versöhnlich mit der Versetzung endet. Dass die Mannschaft tatsächlich den Pokal gewinnt. Dass meine Wünsche eben in Erfüllung gehen.

Es ist gut, solche Wünsche und Ziele zu haben. Und es ist großartig, wenn man sie tatsächlich erreicht. Aber oft läuft es eben auch anders. Die Beziehung geht doch auseinander, ehe sie richtig begonnen hat. Es ist vielleicht doch besser, das Schuljahr zu wiederholen, als sich mit schlechten Noten weiter zu quälen. Der Podestplatz im entscheidenden Turnier wird knapp verpasst. Ja, es läuft oft Vieles anders als erwartet.

„Vielleicht geht es nicht um das Happy End, vielleicht geht es um die Geschichte."

'Two sisters walking through a lawn sprinkled with dandelions', 2011, US Nessie. Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“

Wenn deine Geschichte gut verläuft, dann kannst du auch damit leben, dass sich deine Wünsche nicht alle erfüllen. Dann kannst du es auch verschmerzen, Fehler zu machen. Wenn du dich für die richtige Türe und für den richtigen Weg entschieden hast, dann kannst du darauf vertrauen, dass Enttäuschungen und Misserfolge vielleicht sogar dein Leben genauso bereichern können wir Erfolge und Glücksmomente.

Und damit wird schon deutlich, worauf es ankommt: auf das Vertrauen. Das Vertrauen zu Gott ist der Schlüssel. Wer sein Leben Gott anvertraut, der hat die richtige Tür gewählt, der ist auf dem richtigen Weg. Wer sein Vertrauen auf Gott setzt, der kann sich auf die Geschichte freuen, die sein Leben schreibt. Denn er hat jemanden an der Seite, der hilft, der Kraft gibt, wenn ich an meine Grenzen stoße, der Orientierung gibt, wenn ich unsicher bin, der mir vergibt, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Mit Gott als Begleiter kann die Geschichte nur gut werden. Ob mit oder ohne Happy End.

Warum aber ist dieser Weg schmal, wie Jesus sagt? Warum bewegen sich dort – scheinbar jedenfalls - nicht die Massen, sondern gefühlt nur eine Minderheit?

Es ist eben nicht immer der einfachste Weg, der zum gelingenden Leben führt. Es ist nicht der Weg des geringsten Widerstandes, den Jesus uns weist. Es ist auch nicht ein Versprechen, dass es immer ein Happy End geben wird, mit dem Jesus uns auf die Spur des Lebens schickt. Jesus macht keine unrealistischen Versprechungen. Deshalb mag die Einladung Jesu für etliche nicht besonders verlockend klingen.

Warum soll ich mich für andere Menschen einsetzen, für Schwache und Benachteiligte? Warum soll ich einem vertrauen, der vom Himmelreich erzählt und dann kläglich wie ein Verbrecher am Kreuz hingerichtet wird? Warum soll ich nicht zuerst meinen eigenen Vorteil suchen? Warum soll ich mir Zeit nehmen zum Beten und in die Kirche zu gehen, wenn ich sonntags so viele andere Möglichkeiten habe?

Ja, es gibt viele Gründe, den anderen Weg, den breiten und bequemen zu gehen. Und es gibt Viele, denen leuchten diese Gründe ein. Ja, aber die könnten sich als falsche Propheten erweisen.

Doch es gibt auch eine Alternative. Es gibt Menschen, die haben ihr Vertrauen auf Gott gesetzt; die sind dem gefolgt, was Jesus gepredigt hat. Und sie haben tatsächlich Gutes bewirken können. Vor einer Woche habt ihr einige Vorbilder des Glaubens vorgestellt; Menschen, die ihr Leben Gott anvertrauten und die Liebe Gottes in konkrete Taten umgesetzt haben: Franz von Assisi, Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer, Mutter Teresa, Sophie Scholl, Martin Luther King. Ihr habt uns gezeigt, dass die Geschichten dieser Menschen beeindruckend waren. Überzeugend waren. Spuren hinterlassen haben. Auch, wenn einige von ihnen wahrlich kein Happy End erlebt haben.

'Phirography the shepherd's love', 2010, StefyMante. Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Solche Lebensgeschichten geben einen Eindruck davon, dass der Weg, zu dem Jesus einlädt, auch wenn er schmal und vielleicht nicht immer der bequemste ist, zum Leben führt. Zu einem echten, überzeugenden Leben. Ja, auf dem Weg, der von dem Vertrauen auf Jesus geprägt ist, kann man etwas bewirken.

Aber ihr solltet euch nicht nur an den großen Vorbildern orientieren. Es geht vielmehr um das Vertrauen und um die kleine Münze der Liebe in eurem ganz normalen Alltag. Wenn einmal etwas richtig schief gelaufen ist und du nicht mehr weiter weißt, dann ist es vielleicht ein schlichtes Gebet, das dir Kraft gibt und dich spüren lässt: Gott hat mich nicht allein gelassen. Wenn ein Freund ungerecht behandelt wurde, und du überwindest dich und setzt doch für ihn ein, auch wenn du dir vielleicht selber dadurch Nachteile einhandelst, dann spürst du, dass es richtig war.

Solche Erfahrungen lassen dich spüren, dass du auf dem richtigen Weg bist. Dass die Geschichte deines Lebens gut ist, auch wenn nicht immer alles glatt läuft. Das Vertrauen auf Gott und die Treue zu ihm, die in der Liebe Gestalt gewinnt, das ist der Weg zu einer guten Lebensgeschichte.

Übrigens - das mit dem Happy End ist doch nicht bedeutungslos. Denn schließlich, am Ende, verspricht Gott uns, dass wir bei ihm gut aufgehoben bleiben, da kann passieren, was auch immer. Geborgensein bei Gott für immer und ewig. Die Liebe Gottes bleibt verlässlich, so oder so.

Aber dass die Geschichten deines Lebens gute Geschichten werden, Geschichten von gelebter Liebe, von gelingender Gemeinschaft, von Gerechtigkeit und von Freude an der Schöpfung, dazu habt ihr mit eurem Glauben an Jesus Christus die richtige Grundlage. Macht etwas daraus!

Ich wünsche euch viel Freude im Glauben und Gottes Segen für euren Lebensweg.

Amen.

'Freiberger Dom, Freiberg in Sachsen, Goldene Pforte', 2004, Andreas Praefcke veröffentliche dieses Werk als gemeinfrei. Dies gilt weltweit.
'Antelope Canyon im US-Bundesstaat Utah', 2003, Meckimac. GNU Free Documentation License.
'Two sisters walking through a lawn sprinkled with dandelions', 2011, US Nessie. Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“.
'Phirography the shepherd's love', 2010, StefyMante. Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

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