Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Pfarrer Thomas Sinning: Markus 14, 3-9 Die Salbung in Bethanien – eine berührende Geschichte

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'The Meal at the House of Simon the Pharisee, Anonimous, French school, XV c. (?)

Reminiscere

Die Salbung in Bethanien – eine berührende Geschichte Markus 14, 3-9

Kurzpredigt gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 20.03.2011 im Familiengottesdienst in der Bergkirche

Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat. Markus 14, 3-9

Haben die Jünger nicht doch recht? Ist die Verschwendung von etwas so Kostbarem wirklich zu rechtfertigen?

In diesen Tagen, wo wir alle gebannt, erschrocken und sprachlos die Nachrichten aus Japan hören und sehen, da kann man doch tatsächlich denken: Was zählen da noch solche Nebensächlichkeiten wie der Duft eines aromatischen Öls? Wo die Not so unsagbar groß ist, da kann man sich einfach nicht um saubere Kleider oder gepflegte Fingernägel und blankgeputze Autos Gedanken machen. Da gilt es, das wirklich Notwendige zu tun.

Ich glaube, Jesus würde das auch so sehen. Er würde nicht widersprechen, wenn damals in der Tischrunde ein Mensch dabei wäre, der in Not geraten ist, und man für ihn die ganzen Ersparnisse der Jünger geben würde. Wo geholfen werden kann, da steht die wirkliche Hilfe an erster Stelle.

Und doch gibt Jesus der Frau hier recht. Er nimmt sie in Schutz. Er ist zutiefst dankbar für das, was sie getan hat. Nicht nur, weil diese Frau mit ihrer Salbung Jesu deutlich macht, dass sie an ihn als den Gesalbten, den Messias glaubt. (Messias heißt „Gesalbter“.) Nicht nur, weil sie damit zum Ausdruck bringt, dass Jesus sterben und von den Toten auferstehen wird. Ja, es ist ein großes Glaubenszeugnis, das diese Frau hier gibt! Sie glaubt an Jesus. Aber das ist nicht alles.

Jesus ist auch und vor allem dankbar für das, was die Frau tut, weil es ein Akt tiefer, wirklicher Liebe ist. Und ohne diese Liebe ist alles nichts. Ohne solche Liebe gibt es auch keine Hilfe in der Not. Das haben auch die Menschen in dem Erdbeben in Japan vor gut einer Woche erlebt.

'A Mickey Mouse doll lies among debris in Ofunato', 2011

Der 21-jährige Yuta Saga berichtete vom Freitag vergangener Woche in Japan: „Ich habe die hässliche Seite der Menschen gesehen, aber auch die gute Seite erlebt“, meint Saga. „Einige Menschen dachten nur an sich selbst. Andere halfen.“ Völlig verzweifelt reichte eine Frau ihm ihr Baby. „Bitte retten sie mein Kind!“, flehte sie. Saga packte das Baby und rannte die Treppen hoch, während viele Menschen, die noch am Fuß der Treppe standen, vom Tsunami weggerissen wurden. Im zweiten Stock des Gebäudes traf er auf etwa 200 Menschen. Auch die Mutter schaffte es, sie eilte hinauf zu ihm, und er legte das Baby in ihre Arme. An den Fenstern beobachteten die Menschen, wie entwurzelte Bäume und Häuser von der Welle mitgerissen wurden. Er hat geholfen. Er hat das Baby gerettet. Andere haben in der Not nur an sich selbst gedacht.

Es ist die Liebe, die den Unterschied macht. Es ist die Liebe, die in einer solchen schrecklichen Situation Menschen nicht nur an sich denken, sondern helfen lässt, und die hier diesem Baby das Leben gerettet hat. Es ist die Liebe, die den Unterschied macht, ob die hässliche oder die gute Seite des Menschen zum Vorschein kommt. Es ist die Liebe, die den Unterschied macht, in großen Nöten und auch in kleinen Dingen. Und diese Liebe kommt von Gott. Diese Liebe ist undendlich wertvoll. Sie ist unbezahlbar.

Amen.

Das Gemälde 'The Meal at the House of Simon the Pharisee, Anonimous, French school, XV c. (?), ist im public domain, weil sein copyright abgelaufen ist.
Die Photographie 'A Mickey Mouse doll lies among debris in Ofunato', 2011, ist das Werk eines Seemanns oder Angestellten der U.S. Navy, das im Verlauf seiner offiziellen Arbeit erstellt wurde. Als ein Werk der Regierung der Vereinigten Staaten ist diese Datei gemeinfrei.

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