Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Pfarrer Thomas Sinning: 1 Kor.3, 9-15 Gottes Mitarbeiter

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12. Sonntag nach Trinitatis

Gottes Mitarbeiter 1 Kor.3, 9-15

Predigt gehalten von Pfarrer Thomas Sinning am 10.08.2008 in der Bergkirche

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.
Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. 1 Kor.3, 9-15

Liebe Gemeinde!

Wenn ich bei Gemeindegliedern zu Besuch bin, dann kommt es immer wieder mal vor, dass die Besuchten offenbar ein schlechtes Gewissen verspüren und mir sagen: „Wissen Sie, Herr Pfarrer, ich bin ja kein Kirchgänger. Ich habe schon meinen Glauben, aber in die Kirche, das muss ich ihnen gestehen, gehe ich nicht." Wenn ich das höre, habe ich zweierlei Gefühle in mir: einerseits fühle ich mich ein bisschen unwohl, weil ich eben kein kirchlicher Kontrolleur und keine moralische Oberaufsicht bin und auch nicht sein will. Das sage ich dann auch. Andererseits möchte ich aber gerne zum Mitmachen bei der Kirche einladen, und dann erzähle ich, warum mir der Gottesdienst wichtig ist und was er für andere bedeutet, wie besonders schön es ist, wenn durch die Musik das Lob Gottes festlich erklingt (so wie gerade eben in diesem Gottesdienst), und wie gut es ist, wenn man als Christ seinen Glauben in einer Gemeinschaft leben kann.

Davon spricht auch der Apostel Paulus in unserem heutigen Predigttext. Wir, die Christen dürfen Gottes Mitarbeiter sein, und wir die Kirche, wir unsere Gemeinde, wir sind Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Das mag auf den ersten Blick vielleicht wenig aufregend klingen. Aber es bedeutet für uns als Christen und als Gemeinde sehr viel. Wir sind Gottes Mitarbeiter. Und unsere Gemeinde ist Gottes Ackerfeld und sein Bau. Das bedeutet, wir gehören nicht uns selber, sondern Gott. Wir sind Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen und Erwartungen, aber wir alle haben eines gemeinsam, und nur dieses eine ist es, was uns als Gemeinde und als Kirche zusammenhält und verbindet: Jesus Christus.

Er ist der Grund, der schon gelegt ist. Und alles, was wir tun, was wir aufbauen, was wir uns vornehmen, das muss diesem Grund entsprechen, das muss mit der Botschaft von Jesus zusammenpassen.

Nicht selten gerät diese Zugehörigkeit zu Gott und die gemeinsame Basis der Beziehung zu Jesus Christus in Vergessenheit. Dann schieben sich Traditionen oder persönliche Interessen oder menschliche Empfindlichkeiten in den Vordergrund. So war es damals in der Gemeinde in Korinth. Die Christen waren zerstritten; die einen beriefen sich darauf, dem redegewandten Apollos anzugehören. Die anderen standen auf der Seite des Paulus; wieder andere waren stolz darauf, von Petrus getauft zu sein. und wieder andere reklamierten für sich eine ganz besondere Beziehung zu Christus. Diese Konkurrenz spaltete die Gemeinde. Namen und Personen und Traditionen waren es, die das Leben der Gemeinde lähmten und kaputtzumachen drohten. Und die gemeinsame Basis des Glaubens war kaum noch erkennbar.

Darum betont der Apostel Paulus so deutlich, dass die Christen in der Gemeinde eben nicht sich selber gehören, auch nicht irgendwelchen Namen oder Personen oder Parteien oder Traditionen, sondern allein Gott. Gott, der in Jesus Christus uns seine Gnade zugewendet hat. Und dieser Gott ist es auch, vor dem sich schließlich herausstellen wird, was wahrhaftig und echt gewesen ist und was Bestand hat.

Auch bei uns in der Gemeinde gibt es mancherlei unterschiedliche Interessen und Sichtweisen in verschiedener Hinsicht. Und in der Vergangenheit hat es zuweilen auch heftigen Streit gegeben, um Personen, um Inhalte von Gemeindearbeit, um Gebäude. Und doch sind wir als Gemeinde zusammengeblieben. Dafür bin ich dankbar. Wir sind zusammengeblieben, denn das Wissen um den einen Grund, der gelegt ist, Jesus Christus, ist die entscheidende Basis für alles, was in unserer Gemeinde geschieht. Das hat sich als stärker erwiesen als alle unterschiedlichen Meinungen und Interessen. Die gemeinsame Basis des Glaubens an Jesus Christus verbindet uns untereinander auch über unterschiedliche Auffassungen und Einschätzungen hinweg, und sie verbindet uns genauso auch mit den Christen unserer Nachbargemeinden und mit den Christen anderer Konfessionen.

Weil wir von diesem gemeinsamen Grund her kommen, ermutigt uns der Apostel Paulus, an dem Bau Gottes, der wir ja als Gemeinde sind, weiterzuarbeiten. Weiterbauen, weiterarbeiten, das kennzeichnet unsere Existenz als Gemeinde. Paulus vergleicht die Gemeinde nicht mit einem Haus, das einfach und für alle Zeiten fest da steht. Sondern er vergleicht die Gemeinde mit einer Baustelle, an der es immer etwas zu tun gibt, und wo immer wieder etwas Neues entsteht. Und er vergleicht sie mit einem Ackerfeld, auf dem es immer wieder etwas zu tun gibt, wo immer wieder neu das Feld beackert werden muss, wo immer wieder Neues wächst und nur ein Wechsel der Fruchtfolge das Feld gesund und fruchtbar bleiben lässt.

Darum lebt die Kirche nicht von ihren Gebäuden und traditionellen Strukturen. Sondern sie lebt von der Mitarbeit und dem Engagement der Vielen, die zu ihr gehören. Das sind sicher nicht allein die Pfarrerinnen und Pfarrer. Gewiss auch nicht allein die haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter. Und nicht allein die, die ein Amt haben, sondern genauso auch die, die ganz ohne Aufsehen sich aus ihrem Glauben heraus um andere Menschen kümmern, auf andere zugehen, und genauso auch die, die durch ihre Treue zur Gemeinde, durch ihre Gebete und ihre menschliche Teilnahme oder durch Musik und Gesang die Gemeinde stärken. Ich bin froh, dass es viele Mitarbeiter bei uns gibt und solche, die ein Amt übernehmen. Ich bin aber genauso froh, dass es viele andere gibt, die auf ganz unspektakuläre Weise durch ihr Dasein und Mitmachen und ihre Gebete unsere Gemeinde stärken.

Dass daraus etwas Gutes wird, hängt letztlich nicht an uns selber. Sondern es hängt einzig an unserem Herrn Jesus Christus. Das entlastet mich, wenn ich weiß: es hängt nicht an mir allein. Und das lässt mich demütig werden, und es kann mich mit einer heilsamen Gelassenheit erfüllen, wenn ich weiß: Mein begrenzter Beitrag mit meiner begrenzten Sichtweise ist nur ein kleiner Teil des Bauwerkes „Gemeinde“.

> Gewiss, wir müssen uns in vielen Fragen sehr ernsthaft Gedanken machen über die richtigen Schritte für unsere Gemeinde jetzt und in Zukunft, gerade auch jetzt, wo wir ein Gebäudekonzept für unsere Gemeinde entwickeln müssen. Aber, vergessen wir nicht: keiner von uns kann für seine Vorschläge und Ideen die letzte Wahrheit beanspruchen. Und was am Ende Bestand haben wird, das wird sich erst noch zeigen, wie bei einem Haus, das aus verschiedenen Materialien gebaut ist und verbrennt, so dass am Ende nur noch die Teile stehen bleiben, die dem Bau am besten angemessen waren.

Doch das braucht uns nicht mit Angst oder Sorge zu erfüllen. Denn am Ende schreibt der Apostel: „Er wird gerettet werden.“ Wie durchs Feuer hindurch. (Diese Bibelstelle ist übrigens der Grund, weshalb man in der katholischen Tradition vom Fegefeuer spricht.) Gerettet. Das ist das Ziel, für das dieser Bau steht: Dass wir, dass alle Menschen gerettet werden. Dass das Leben, das uns in Jesus Christus eröffnet ist, zur Geltung kommt und wir daran teilhaben dürfen. Selbst durch Krisen und Schwierigkeiten hindurch.

Darum möchte ich mich mit Ihnen zusammen ermutigen lassen, mitzumachen, mitzuarbeiten an dem Bau Gottes, demütig und zugleich zuversichtlich in der Gewissheit, dass der entscheidende Grund, auf dem wir stehen, nicht wanken kann. Denn der ist längst gelegt in Jesus Christus. Darum spielen Namen wie Paulus oder Apollos oder Petrus, Namen wie Bergbezirk, Süd oder Dreikönigs, Namen wie Pfarrer X oder Dekan Y gar nicht die entscheidende Rolle, sondern allein dieser eine Name: Jesus Christus.

Und der Friede Gottes der höher ist als all unser Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

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