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Predigten von Pfarrer Phil Schmidt: Lukas 24, 44 – 46 Was Anwälte zu der Auferstehung sagen

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Christus erscheint zwei pilgernden Apostel in Emmaus

Ostermontag

Was Anwälte zu der Auferstehung sagen Lukas 24, 44 – 46

Predigt gehalten von Pfarrer Phil Schmidt 2004

Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage.

Er gibt eine Fernsehserie über einen Rechtsanwalt, Perry Mason, der seit Jahren im Kabelfernsehen zu sehen ist. Es handelt sich um eine beliebte Serie, die scheinbar nie aufhören wird. Denn seit 1957 ist Perry Mason irgendwo im Fernsehen zu sehen. Dieser Fernsehanwalt hatte in den ersten 70 Sendungen 70 Mal hintereinander gewonnen. In der 71. Sendung verlor er, denn die Produzenten dieser Serie meinten, er sollte einmal verlieren, damit die Sendung glaubwürdig erscheint. Aber es gibt einen echten Anwalt, der noch erfolgreicher ist als Perry Mason. Er ist in Guyana geboren, ein kleines Land an der Nordküste von Südamerika. Er heißt Lionel Luckhoo und er steht im Guinness Buch der Weltrekorde. Er gilt als der erfolgreichste Rechtsanwalt aller Zeiten. 245 Mal hat er Personen verteidigt, die unter Mordanklage standen und jedes Mal gewann er. Aber trotz seines Erfolges und seines Wohlstands spürte er einen inneren Unfrieden. Je älter er wurde, um so inhaltsarmer erschien ihm sein Leben. Als er 63 Jahre alt war, befasste er sich mit Jesus Christus. Vor allem interessierte er sich für die Auferstehungsberichte. Er untersuchte diese Osterberichte mit der abgebrühten Berechnung eines Rechtsanwalts, der 245 Prozesse hintereinander gewonnen hatte. Er war gewohnt, Zeugenaussagen mit nüchterner Sachlichkeit zu untersuchen. Und als er mit seiner Untersuchung fertig war, sagte er folgendes: „42 Jahre lang habe ich bei Gerichtsverhandlungen in vielen Teilen der Welt als Anwalt für die Verteidigung gedient. Und ich behaupte, dass die Indizien, die für die Auferstehung Jesu Christi sprechen, überwältigend sind; sie sind so eindeutig, dass es keinen Raum für Zweifel gibt.“ In der Auferstehung Jesu Christi fand er außerdem etwas, was seine inneren Bedürfnisse erfüllte und was auch seine intellektuelle Neugier zufrieden stellte.

Was dieser Anwalt festgestellt hat, ist keine Überraschung. Es gibt ein Buch, das 1991 in Australien und Neuseeland erschien. Das Thema dieses Buches lautet: was sagen prominente Anwälte zu der Auferstehung Christi? Das Buch macht deutlich, dass die Osterberichte des Neuen Testamentes auch erfahrene Anwälte überzeugen können.

Allerdings soll jetzt nicht behauptet werden, dass die Auferstehung Jesu Christi durch Rechtsanwälte beweisbar ist. Was aber deutlich wird, wenn Anwälte sich mit den Auferstehungszeugen befassen, ist, dass die Osterberichte dafür geschrieben sind, dass man sie kritisch untersucht. Diese Berichte halten es aus, mit Sachlichkeit untersucht zu werden.

'Die zwölf Apostel', Ethiopian Bible , 1700

Aber es gibt eine Menge Leute, die unsachlich sind, wenn es um Tod und Auferstehung geht, weil sie kategorisch sagen: es gibt kein Leben nach dem Tod; wenn man tot ist, ist man tot. Personen, die so reden, tun so, als ob ihre Haltung die einzig mögliche wäre; als ob alles andere realitätsfremd und unwissenschaftlich wäre. Aber das Gegenteil ist wahr: es ist realitätsfremd und unwissenschaftlich, etwas zu behaupten, ehe man alle Indizien gesammelt und beurteilt hat. Wer die Auferstehungsberichte des Neuen Testamentes noch nicht sorgfältig gelesen hat, hat keine Berechtigung, irgendein Urteil zu sprechen.

Auch die ersten Anhänger Jesu kamen nicht an der Aufgabe vorbei, die Bibel mit Sorgfalt zu lesen. Wir haben vorhin die Emmausgeschichte gehört. In dieser Geschichte wird deutlich gemacht, dass Osterglaube nicht allein dadurch entstanden ist, dass Jesus nach seinem Tod lebend gesehen wurde. Sondern Osterglaube hing von einer Untersuchung der Bibel ab. Die Emmausjünger sahen den Auferstandenen mit ihren physischen Augen, aber das reichte nicht aus. Sogar der auferstandene Jesus war auf die Bibel angewiesen, um deutlich zu machen, was seine Anhänger glauben sollten. Zu den Emmausjüngern sagte Jesus:

O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.

Und später als Jesus seinen 11 Jüngern erschien, heißt es:

Matthäus 8,1-10', Codex Vaticanus 354

Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage.

Was hier deutlich gemacht wird, ist, dass die Auferstehung Christi nur zu begreifen ist, wenn man die Bibel kennt und die Bibel auslegt. Denn die Bibel – und nur die Bibel - macht deutlich, wie das Wort Auferstehung gemeint ist.

Deswegen heißt es in der vermutlich ältesten schriftlichen Auferstehungsüberlieferung im Neuen Testament, am Anfang des 15. Kapitels des 1. Korintherbriefes:

Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; (mit „Schrift“ ist hier das gemeint, was wir Altes Testament nennen).

Das heißt: der Tod und die Auferstehung Jesu sind in der Bibel eingebettet. Man muss die Bibel lesen, um die Auferstehung überhaupt zu beurteilen, damit man überhaupt in der Lage ist, eine Glaubensentscheidung zu treffen. Ohne eine sorgfältige Untersuchung der Bibel, wird man nicht verstehen können, warum Jesus gestorben und auferstanden ist.

Hier sieht man eine Eigentümlichkeit der Christenheit. Unser Glaube ist verankert in der Bibel, verankert in Zeugenaussagen, verankert in einem historischen Rahmen, den man mit allen Mitteln untersuchen kann. Unser Glaube hat keine Angst vor wissenschaftlichen Untersuchungen oder archäologischen Entdeckungen. Unser Glaube soll mit Sachlichkeit untersucht werden. Kriminologen, Gerichtsmediziner, Richter und Anwälte haben sich mit der Auferstehung Jesu befasst und sind überzeugt worden.

Es gibt nur einen Feind des Glaubens, an dem der Osterglaube scheitert. Dieser Feind heißt anmaßende Dummheit. Menschen, die sich einbilden, dass sie alles beurteilen können, ohne sich informieren zu müssen, sind für Osterglaube schwer zugänglich. Menschen, die zu anmaßend sind, um die Indizien zu sammeln, die sie brauchen, um eine vernünftige Entscheidung über Jesus zu treffen. Man kann für sie nichts tun, außer für sie zu beten.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal einen Juristen zitieren. Er heißt Lee Strobel und sagte folgendes: „Früher betrachtete ich die Auferstehung Christi als ein lächerliches Märchen. Denn immerhin hatte ich während meines Jurastudiums gelernt, mit eiskalter Rationalität Dinge zu beurteilen. Dann wurde ich einige Jahre lang Journalist für eine Tageszeitung und diese Berufserfahrung verstärkte meine Neigung, kaltschnäuzig und zynisch zu sein. Aber als meine Frau Christin wurde, bin ich neugierig geworden, als ich merkte, dass sie anders geworden war. Daraufhin setzte ich meine juristischen und journalistischen Fähigkeiten ein, und zwei Jahre lang untersuchte ich systematisch die Auferstehungsberichte und die Behauptung, dass Jesus Gott sein sollte. Am Ende dieser Untersuchung war ich völlig überzeugt und bin Christ geworden.“

Nocheinmal: es geht jetzt nicht darum, zu behaupten, dass Juristen irgendetwas beweisen könnten; es geht darum, zu veranschaulichen, wie notwendig es ist, die biblischen Berichte mit unserem ganzen Verstand zu untersuchen.

Möge Gott uns helfen, Ostern zu feiern, indem wir die Bibel aufschlagen und den Verstand einsetzen.

Das Kunstwerk 'Christus erscheint zwei pilgernden Apostel in Emmaus', Duccio di Buoninsegna, 1308-1311, und dessen Reproduktion gehört weltweit zum "public domain". Das Bild ist Teil einer Reproduktions-Sammlung, die von The Yorck Project zusammengestellt wurde. Das copyright dieser Zusammenstellung liegt bei der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und ist unter GNU Free Documentation lizensiert.
Die Abbildung 'Die zwölf Apostel', Ethiopian Bible, 1700, und 'Matthäus 8,1-10', Codex Vaticanus 354, 949, monk Michael, sind im public domain, weil ihr copyright abgelaufen ist.

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