Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Andacht zum Ewigkeitssonntag von Pfarrer Martin Vorländer: Es wird ein Wiedersehen geben

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'Sadness', 2009, Sasha Wolff from Grand Rapids'

Es wird ein Wiedersehen geben

Andacht gehalten von Pfarrer Martin Vorländer
am 21. November 2010 auf dem Friedhof Frankfurt-Sachsenhausen

Die Schriftstellerin Mascha Kaléko, die einige Kindheitsjahre hier in Frankfurt gelebt hat, schreibt in ihrem Gedicht „Memento“:

Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

Abschied ist für den, der bleibt, meist schwerer als für den, der geht. Man bleibt zurück – ohne den anderen. Man muss sehen, wie man sich im alten Leben allein neu zurecht findet. Ein wichtiger Mensch in der eigenen Lebensgeschichte fehlt. Mit ihm oder ihr ist ein Stück von mir selbst verloren gegangen. Der Verstorbene ist in eine unerreichbare Stille entrückt. Ich kann ihm nichts Gutes mehr tun, ihm nicht mehr sagen, was ich so gerne noch gesagt hätte. Ich kann keine neuen Begebenheiten und Wendungen des Lebens mit ihm erleben.

Manchmal ist der Klang seiner Stimme, sein Gesicht in der Erinnerung mir so nah, als käme er gleich zur Tür herein. Manchmal erscheint der Verstorbene in Träumen, als wäre er lebendig. Der Tod ist immer ein Abbruch, ein Verlust, ob ein Mensch hochbetagt gestorben ist oder noch jung aus dem Leben gerissen wurde.

Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

Und doch leben wir auch mit den Abschieden, die wir nehmen müssen, nicht ohne Trost, nicht ohne Hoffnung. So verschieden wie unsere Lebensgeschichten sind, so verschieden sind unsere Bilder von einem Leben nach dem Tod. Die Heilige Schrift verheißt uns:

„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“

Wie wird das Neue sein? Wo sind unsere Toten? Wo werden wir nach dem Tod sein? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube und hoffe, dass Gottes Liebe mächtiger ist als der Tod, dass Gott uns aus dem Tod zu neuem ewigem Leben ruft. Eines Tages werden wir ankommen dürfen bei Gott. Und es wird ein Wiedersehen geben. Das glaube und hoffe ich.

Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als Mascha Kaléko zu dichten begann, sangen die Comedian Harmonists: „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein bisschen Seligkeit und ich träum davon schon lange lange Zeit. Irgendwo auf der Welt fängt mein Weg zum Himmel an, irgendwo, irgendwie, irgendwann.“ Der Weg unserer Verstorbenen zum Himmel hat schon angefangen. Gott schenke ihnen und dereinst auch uns himmlische Seligkeit. Amen.

Die Photographie 'Sadness', 2009, Sasha Wolff from Grand Rapids, ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

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