Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten von Prädikantin Karin Kehr: 1. Mose 1,1-4a; 26-31a; 2,1-4a Alles Leben hat einen bewußten Ursprung

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'Fünfter Schöpfungstag', 1987 - Walter Habdank. © Galerie Habdank

'Fünfter Schöpfungstag', 1987
Walter Habdank. © Galerie Habdank

Alles Leben hat einen bewußten Ursprung 1. Mose 1,1-4a; 26-31a; 2,1-4a

Predigt gehalten von Prädikantin Karin Kehr 1. April 2007

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Amen.

Liebe Gemeinde,

Jubilate, Jauchzet, wie Luther es übersetzt, ist das erste Wort des Wochenpsalms 66, den wir vorhin im Eingangsteil gehört haben und der dem heutigen 3. Sonntag nach Ostern seinen Namen gab. Das Wort Jubel wird von uns oft gebraucht, wenn Freude sich laut äußern soll, wenn jeder es erfahren soll, dass etwas Schönes passiert ist. Etwas über das man sich sehr freut. Der Psalmist fordert alle Lande auf, Gottes Namen zu lobsingen. Im Lied vor der Predigt sind auch wir dem nach gekommen: Wunderbar sind deine Werke, o Gott, die du hervorgebracht.

Gerade jetzt im Frühjahr gibt es so viel, über das wir bei der Schöpfung Gottes jubeln und staunen können. Nach dem eher tristen Winter explodieren geradezu die Farben. Wieviele verschieden Grüntöne gibt es im Moment im Wald zu sehen. Im Garten steht gerade der Kirschbaum in voller Blüte, wie ein weiß-rosafarbener Blütenball. In seinen Ästen sind die Meisen herumgehüpft und haben nach Nahrung gesucht. Jedesmal nach einem Bissen haben sie sich ganz ordentlich den Schnabel an der Rinde abgeputzt, bevor sie auf der Suche nach dem nächsten Happen weitergehüpft sind.

Nicht nur das neue Erwachen des Lebens jedes Frühjahr, auch der Blick in die Vergangenheit, die uns in den Fossilien überliefert ist, fasziniert mich. Nach einer Exkursion kommt zu Hause dann das Präparieren. Vorsichtig werden die versteinerten Überreste aus dem umgebenden Gestein herausgeholt. Langsam nimmt das Wesen vor mir Gestalt an. Lebewesen oder Pflanzen, die vor Jahrmillionen unsere Erde bevölkert haben. In Stein verwandelt haben sie die Zeiten überdauert und geben uns heute einen Eindruck ihres Aussehens wieder. Oftmals sind es ganz fremde Formen, richtig bizarr kommen sie uns vor, manchesmal sind die Formen heute lebenden Exemplaren fast identisch. Wie sind diese Tiere und Pflanzen entstanden, wie ist das Leben entstanden? Mühsam versuchen die Menschen Antworten auf diese Fragen zu finden, die einzelnen Puzzleteilchen zu einen ganzen Bild zusammen zu setzen. Die Bibel gibt eine Antwort. Die allerersten Worte der Bibel im ersten Buch Moses erzählen von der Schöpfung der Welt. Der heutige Predigttext ist ein Ausschnitt aus der Schöpfungsgeschichte.
Da heißt es:

1. Mose, Kapitel 1
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
Und Gott sah, daß das Licht gut war.
Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.

Kapitel 2
So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.
Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.
Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.
So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.

Die Bibel will uns hier kein zeitgetreues Protokoll liefern, wie Gott die Welt schuf, sondern vielmehr erklären warum Gott die Welt erschuf. Sie ist kein Zufallsprodukt, sondern nach einem genauen Plan geschaffen und ganz bewusst entstanden. Geschrieben wurde der Schöpfungsbericht zu einem Zeitpunkt, als das Volk Gottes in der Gefangenschaft der Babylonier war. Als ihre ganze Welt Kopf stand, ihre Städte und Tempel zerstört waren, sie aus dem Heimatland vertrieben waren und die fremden Götter vorgesetzt bekamen. Da war es für sie wichtig sich zu erinnern, dass es einen Gott gab, der alles nach einem geordneten Plan erschaffen hat und der über alles, auch über ihre Feinde und deren Götter, herrscht. Auch für uns ist es wichtig, uns bewusst zu machen, dass alles Leben einen bewussten Ursprung hat und nach einer geplanten Ordnung entstanden ist. Dafür können wir dankbar sein und Gott mit unserem Lobgesang und Jubel über seine Schöpfung danken.

Wenn Menschen etwas erschaffen, nutzen sie oft ihre Hände, die den Pinsel führen, um ein Bild entstehen zu lassen, oder die den Ton kneten und Gegenstände entstehen lassen, oder die Hammer und Meisel führen, um Skulpturen zu erschaffen. Gott aber nutzt das Wort. Und Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Seinem göttlichen Wort wohnt eine Kraft und Energie inne, die Dinge geschehen lassen kann. Bei uns Menschen muss nach dem Sagen immer noch das Tun kommen. Auch in Jesus Christus nutzt Gott Worte, um Dinge geschehen zu lassen. Bei den Krankenheilungen spricht er und die Menschen werden gesund. Der Hauptmann von Kapernaum glaubt an die Kraft des Wortes Gottes. Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund, bittet er Jesus. In der heutigen Schriftlesung vom wahren Weinstock hat Jesus Christus selbst auf die Bedeutung des Wortes Gottes hingewiesen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Damit hat Gott diese Gewalt seines Wortes auch uns Menschen übertragen. In der Apostelgeschichte heilt Petrus vor dem Tempel einen Gelähmten: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Wenn wir von dem göttlichen Wort erfüllt sind, reicht auch bei uns Menschen allein das Wort aus, das im Namen Jesu gesagt wird, dass Dinge geschehen, dass der Gelähmte wieder gehen kann. Darüber kann man staunen und Gott danken.

Nach der Erschaffung der Materie, den Pflanzen und Tieren schuf Gott den Menschen am sechsten Tag zu seinem Bilde. Was heißt es, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist? Das Ebenbild Gottes war in den früheren Völkern, besonders im alten Ägypten den Königen, bzw. dem Pharao vorbehalten. Er war der Stellvertreter Gottes und damit auch der Herrscher über alles. In der Bibel nun wird dieser Anspruch, diese Zusage allen Menschen gewährt und übertragen. Jeder Mensch ist das Ebenbild, der Stellvertreter Gottes auf Erden. Kein Mensch hat nun die alleinige Machtausübung in der Hand.

Gott will auch ein Gegenüber haben, das mit ihm kommunizieren kann, das mit ihm in Kontakt treten kann. Kennen Sie das Gefühl, Sie sind in eine neue Wohnung gezogen und haben sie schön eingerichtet. Dann wollen Sie andere Menschen einladen, um ihnen die Wohnung zu zeigen, damit sie sich mit Ihnen freuen können. So hat Gott seine Schöpfung errichtet und lädt uns Menschen ein, sie immer wieder zu betrachten und etwas Neues zu entdecken. Er wartet auf unsere Reaktion, auf unsere Antwort. Damit der Mensch mit Gott kommunizieren kann, gibt er dem Menschen die Fähigkeit zur Sprache. Das ist ein Unterschied zu allen anderen Tieren. Auch Tiere können Laute äußern, können Gefühle ausdrücken. Jeder Katzen- oder Hundebesitzer kann am Maunzen oder Bellen erkennen, ob das Tier sich freut, Angst oder Hunger hat. Aber Gedanken aussprechen, das kann allein der Mensch. Der Psalmist fordert uns auf: Lobet ihr Völker unseren Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen.

Gott setzt den Menschen als Herrscher über alle Tiere ein. Der Mensch als Krone der Schöpfung. Vielfach haben Menschen die Bedeutung des Herrschaftsauftrages missverstanden. Es ist kein Freibrief, alle Resourcen für die eigene Bequemlichkeit und Erbauung zu verprassen. Sondern es ist ein Auftrag, als Stellvertreter Gottes seine Schöpfung zu erhalten und zu bewahren. Gottes Liebe zu den Menschen ist so groß, dass er sich selbst einschränkt, sich selbst in Jesus Christus in das Leiden begibt, die Menschen zu retten. In seiner Beschränkung schenkt er den Menschen größere Freiheit. Nach seinem Bild sollen auch wir handeln. Unsere Macht dazu nutzen, andere Menschen und unsere Umwelt zu schützen und zu stärken.

Mit der Erschaffung des Menschen ist die Schöpfung aber nicht beendet. Der siebte Tag als Tag der Ruhe gehört unabdingbar dazu. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, heißt es im zweiten Kapitel in Vers 2. Erst mit dem Ruhetag ist sein Werk, die Erschaffung der Welt, vollendet. Gott brauchte den Ruhetag sicherlich nicht, weil er von der vielen Arbeit so erschöpft war. Seine Schöpfung, wir Menschen, brauchen den Ruhetag von unserer normalen Arbeit, um innehalten zu können und Perspektiven wieder erkennen zu können. Vor einigen Jahren hatte sich in meiner damaligen Firma ein Engpass ergeben, der Samstagsarbeit erforderlich machte. In diesen Wochen, als der Monat nur noch aus Arbeitstagen und Sonntagen bestand, ist mir der Sonntag als Ruhetag von der Arbeit sehr bewusst und persönlich sehr wichtig geworden. Ich habe kleine Rituale eingeführt, die das Anderssein dieses Tages für mich betont haben. Ruhetag heißt nicht unbedingt gar nichts mehr tun, dann besteht leicht die Gefahr, dass Langeweile und damit Unzufriedenheit aufkommt. Aber ein Abstand von der normalen Arbeit ist notwendig, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Um Dinge wieder mit Abstand aus einer anderen Perspektive betrachten zu können und Prioritäten vielleicht wieder zu ändern.

Ich möchte den Sonntag, oder einen siebten Tag in der Woche, wieder ganz bewusst als Ruhetag von meiner Arbeit nutzen. Darüber nachdenken, dass Gott auch mich zu seinem Ebenbild, als sein Stellvertreter hier auf Erden, geschaffen hat. Wo kann ich seine Schöpfung bewahren oder andere Menschen unterstützen und ihnen helfen? Das Wort, das ich im Namen Jesu Christi sage, hat eine Kraft innewohnen und kann Dinge in Bewegung setzen. Ich möchte seine Schöpfung immer wieder mit aufmerksamen Augen betrachten und mit offenen Ohren hören und Gott antworten. Kann ich auch Sie dazu einladen? Dann können wir gemeinsam in den Jubel des Psalmisten mit einstimmen: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn.

Amen

Wir danken Frau Friedgard Habdank sehr herzlich, dass sie uns die Bilder ihres Mannes auf so großzügige und kostenlose Weise zur Verfügung gestellt hat. © Galerie Habdank, www.habdank-walter.de

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