Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Jugendgottesdienst am 05. November 2009 - Engel sind für uns da

« Predigten Home

Predigt „Engel sind für uns da"

Gehalten von Laura Kiesewetter im Kirchsaal Süd:

'Your Guarian Angel', 2008, alice / Cornelia Kopp

Als wir uns die Themen für die kommenden Jugendgottesdienste überlegten und es darum ging, dass ich eine Predigt mache, war für mich ganz klar, ich möchte über das Thema Engel reden.
Wir hatten bereits vor ein oder zwei Jahren schon einmal das Thema Engel. Damals hat Katharina die Predigt gehalten. Mich hat diese Predigt sehr beeindruckt und fasziniert.
Außerdem haben wir früher auf Jugendkirchennachten immer bestimmte Themengruppen gehabt. In denen haben wir über ein Thema geredet und etwas Kreatives dazu hergestellt.
Meine Gruppe war - wen wundert es - die für Schutzengel. Wir haben kleine Schutzengel-Kuscheltiere gebastelt und uns über Engel unterhalten..

Es scheint also irgendwas zu sein - mit mir und den Engeln. Ganz genau kann ich mir das nicht erklären, aber irgendwie faszinierte mich die Vorstellung von Engeln.

Tatsächlich hab' ich mich einmal in meinem Zimmer umgeschaut und ja, da lassen sich schon so einige Schutzengel und Deko-Engel finden. Sei es in einem Schneeglas zum Schütteln, das ich mal in einer Apotheke geschenkt bekommen habe. Oder ein Schoko-Engel in Goldpapier eingepackt, den mir meine Mutter mal im Adventskalender geschenkt hat und den ich komischerweise aufgehoben und nicht aufgegessen habe. ich kann mir das auch nicht erklären.
Naja, jetzt hängt er an meiner Pinnwand. Außerdem gibt es bei mir noch einige Engelanhänger (wiederum alles Geschenke) über dem Schreibtisch. Und die Stoffengel, die ich – wie ich's grad erzählt hab – auf den Jugendkirchennachten gebastelt habe, findet man auch noch in meinem Zimmer. Dann hab ich noch Handcreme, auf der Engel sind. Genauer gesagt, die Raffaello Engel. Und eine Box, die so ähnlich aussieht.

Tja, warum hab ich diese Engel aufgehoben? Ich mein', ich habe schon etliche kleine Geschenke in der Apotheke bekommen, die ich dann hinterher meist weitergeschenkt oder weggeschmissen habe. Auch in meinem Adventskalender waren andere Schokogegenstände. Ein Schoko-Schneemann, ein Schoko-Weihnachtsmann und so weiter, die hab ich alle direkt verputzt. Aber diese Engel habe ich aufgehoben und mir aufgehängt oder ins Regal gestellt.

Auch wenn wir uns mal in den Medien umschauen, Engel sind da nicht nur an Weihnachten allgegenwärtig. Zum Beispiel in der Werbung: Die gelben Engel – das ist der Pannendienst des ADACs -, die bekannten Philadelpia-Engel, die für Frischkäse schwärmen.

In Kino und Fernsehen laufen Filme mit Titeln wie „Drei Engel für Charlie“, „Stadt der Engel“ „Verliebt in einen Engel“, „Engel und Joe“, „Eiskalte Engel“.

Und Christina Stürmer, Rrammstein, Westernhagen, Bushido, Ben, Shaggi, die Kelly Family oder Robbie Williams sind nur einige Künstler, die schonmal ein Lied den Engeln oder einem Engel gewidmet haben. Diese Songs heißen dann „Wie ein Engel“, „Engel fliegen einsam“, „Send me an angel“ oder eben nur „ANGEL“. Auch die Bands „NO ANGELS“ oder „Hells Angels“ kennt wohl jeder.

Tja, da kommt mir der Gedanke, dass ich nicht die einzige bin, die sich für Engel interessiert.

Aber woran liegt das? Warum faszinieren uns Engel? Warum faszinieren uns diese Reisenden zwischen Himmel und Erde? Nur weil sie etwas Transzendentes sind, das wir nicht unbedingt erklären können? Naja, also wenn es nur daran liegen würde, könnte man auch Kobolde oder Zwerge in meinem Zimmer finden. In der Werbung, in Filmen oder Liedern würden genauso oft Feen, Riesen oder Drachen vorkommen.
Aber genau das ist eben nicht der Fall!

Daran kann es also nicht liegen...

Um uns die Besonderheit der Engel zu erklären, sollten wir uns vielleicht erstmal die Frage stellen:

Was sind Engel genau!?
Oder welche Engeltypen gibt es eigentlich!?

Dazu hab ich mal einen Blick in die Bibel geworfen.

Es gibt (ganz klassisch) die Engel, die Botschaften von Gott an die Menschen bringen. Um Jesu herum tauchen diese Engel sehr häufig auf.

'Verkündigung an die Hirten', 1007-1012, Meister der Reichenauer Schule

Zum Beispiel bei der Ankündigung der Geburt Jesu. Ein Engel sucht Maria auf und sagt ihr, dass sie schwanger ist.

„Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben.“

Die Engel aus der Weihnachtsgeschichte sind auch sehr bekannt. Sie erscheinen den Hirten und sprechen zu ihnen:

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk wiederfahren wird: denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Auch am Grab von Jesus erscheinen Engel und sagen den Frauen, die dort stehen, dass Jesus auferstanden ist.

„Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“

In diesem Kontext spielen also Engel als Übermittler von Nachrichten eine wichtige Rolle.
Was wäre passiert, wenn Maria nicht erfahren hätte, dass sie durch Gottes Gnade schwanger geworden ist. Sie hätte spätestens nach 3 Monaten ganz schön verdutzt aus der Wäsche geschaut. Oder wenn die Frauen an Jesu Grab nicht die Nachricht erhalten hätten, dass Jesus auferstanden ist. Sie hätten sich die Situation nicht erklären können.

Das kann man jetzt beliebig weiterführen. Auf jeden Fall ist eins deutlich: Engel waren da und Engel waren unwahrscheinlich wichtig in diesen Situationen!

Aber weiter, welche Engel finden wir noch in der Bibel:

Es gibt die Engel, die man eher als Kampf-Engel bezeichnen könnte. Die für den Herrn als Krieger auftreten. So einer ist zum Beispiel Michael. Er kämpft gegen die, die sich von Gott abgewandt haben. Er kämpft gegen die, die meinen, sie seien höher oder besser als der Herr.

Das heißt für uns: Engel sind auch mächtig. Sie wissen, was sie tun und führen Gottes Aufträge mit starker Disziplin aus. Und es gibt Schutzengel. Im ersten Buch der Könige, Kapitel 19, ist Elija fast am Verdursten. Er befindet sich mitten in der Wüste und hat sein Leben schon aufgegeben. Er ist sozusagen dem Tode nahe.

Er setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Es kommt also ein Engel, rettet ihn und nötigt ihn, weiter zu gehen.

Zusammen gefasst wissen wir jetzt also, dass Engel erstmal sehr wichtig sind als Boten und Nachrichtenübermittler. Dass sie stark und kraftvoll sind und im Ernstfall auch als Krieger eingesetzt werden. Ich meine, es gibt kaum eine Bibelstelle, in der der Mensch, der den Engel sieht, nicht zuerst erschrickt. Diese Engel müssen also eine einschüchternde Wirkung haben. Außerdem sind Engel so etwas wie Schutzpatronen. Ich kann mir das ganz gut vorstellen, dass Gott sieht, wenn es uns nicht gut geht und wir ganz dringend seine Hilfe benötigen. Natürlich hat er auch eine Menge selbst zu tun, deswegen schickt er einen Engel. Dieser Engel kommt dann zu uns und hilft uns stellvertretend. Er verleiht uns Kraft und lässt uns weiter gehen. Und gleichzeitig können wir einen Engel vielleicht besser begreifen, als diesen großen Gott, der gar nicht so leicht zu fassen ist.

Ich möchte euch mal von einer Geschichte erzählen, auf die ich bei der Recherche zu dieser Predigt gestoßen bin.

Es geht um einen Künstler. Dieser Künstler heißt „Helmut Uhrig“. Er ist vor 30 Jahren verstorben. Damals wurde er recht bekannt, weil er in sehr vielen Kirchen in Deutschland Glasfenster, Ältäre und Taufsteine gestaltete oder herstellte. Aber, was mich noch viel mehr an ihm fasziniert hat, ist seine Geschichte.

'Engel auf dem Friedhof', 2006, sandramat

Uhrig wurde 1906 geboren. Das heißt, als der zweite Weltkrieg ausbrach, war er 33 jahre alt. Er hatte bereits Kunst studiert und war verheiratet. Er arbeitete beim Roten Kreuz in der Verwundetenbetreuung, wurde also zu Kriegsbeginn eingezogen und war auf verschiedenen Kriegsschauplätzen für die Zusammenstellung von Lazarettzügen mit Verwundeten zuständig.

Er veranlasste einen Transport von Kindern und Frauen, der eigentlich nicht zugelassen war, rettete so deren Leben und wurde selbst zwangsversetzt in den Nahkampf, was damals quasi einem Todesurteil entsprach. Denn aus dem Nahkampf kamen nur ganz wenige Überlebende wieder.

In allen Quellen über Uhrig wird eine bestimmte Situation erzählt:

Uhrig befand sich an der Front im Nahkampf. Er war in ein Geschoss geraten und hatte schon beinahe sein Leben aufgegeben. Da kam ein Soldat und wies ihn in eine bestimmte Richtung. Er ging in die Richtung und entkam dem Geschoss und überlebte. Uhrig hatte hinterher immer wieder von dieser Situatuion erzählt. Wie nahe er dem Tod war und wie ausweglos seine Situation schien und dann das Auftauchen dieses einen Mannes. Uhrig war sich sicher: Dieser Mann muss eine Engel gewesen sein. Er war davon überzeugt, dass nur ein Engel in dieser Situation auftauchen konnte. Schließlich waren sie unter Beschuss gewesen. Und welcher Mann mit Verstand würde dann zu ihnen stoßen.

Vollkommen von diesem Engel beeindruckt, schuf Uhrig danach über dreihundert Werke, in denen er Engeln eine wichtige Rolle zusprach. Er wollte den Glauben an Engel anderen Menschen weitergeben und ihnen damit vermitteln, welche große Rolle Engel in seinem Leben haben.

Und mit diesem Glauben an Engel ist er nicht allein. Nach Ergebnissen von Umfragen, glauben 50 % der Deutschen an die Existenz von Engeln. Das ist somit jeder zweite Deutsche. Jeder zehnte Deutsche ist sogar davon überzeugt, schon mal einem Engel begegnet zu sein.

Und ich denke, jetzt haben wir das Geheimnis, das Engel so interessant macht:

'l'Ange Gardien', 2009, Vassil

Mit dem Glauben an Engel nehmen wir Gottes Hilfe, seinen Schutz und seine Botschaft an. Wir schlagen einen Weg ein, der vielleicht nicht immer zu erklären ist, aber auf dem wir Vetrauen haben. Ja, Engel sind transzendent und wissenschaftlich erklären können wir sie wahrscheinlich nicht. Aber das müssen wir auch gar nicht.

Sie sind hier auf der Erde als Helfer Gottes unterwegs, um uns zu schützen und Kraft zu geben. Und damit meine ich nicht kuschelige kleine rotbackige Engel wie auf manchen Bildern oder in der Werbung. die uns mal drücken oder anlächeln wenn es uns schlecht geht. Sondern ich meine echte Engel, die in jeder Form auftauchen können. Die uns wirklich helfen. Und ganz genau das ist es.

Sie greifen ein, wenn wir allein sind. Wenn wir nicht weiter wissen, wenn wir uns vom Leben geschlagen geben. Wenn wir uns einfach nur schlecht fühlen oder uns in einer auswegslosen Situation wiederfinden. Dann sind die Engel für uns da. Wir müssen nur darauf vertrauen.

Genauso wie durch einen Engel, kann Gott auch durch die Menschen wirken. Wer hat nicht schonmal zu jemandem gesagt „du bist echt ein Engel“. Weil ihm dieser Mensch sehr geholfen hat. Weil er eben einfach da war oder einfach wusste, was zu tun war.

Und ich denke mal, das ist auch genau der Grund, warum man in meinem Zimmer so viele Engel findet. Weil die Tatsache, dass in meinem Zimmer stellvertretend für einen echten Engel, ein kleiner Schoko oder Porzellan-Engel steht, mich daran erinnern lässt, dass Gott da ist. Dass er auf uns acht gibt und uns beschützt. Und gerade wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und doofen Uni-Kram mache und einfach nicht voran komme, dann gibt mir dieser Engel ein Gefühl - der da an meiner Pinnwand hängt - ein Gefühl von Kraft und Sicherheit. Auch wenn es mir wirklich schlecht geht, errinert er mich daran, dass alles irgendeinen Sinn hat und dass wir nur Vertrauen in Gott haben müssen.

Dass nichts, was man tut, umsonst ist, dass man mit Gott und seinen Engeln rechnen kann und dass immer ein "Weiter" existiert.

Das Bild 'Your Guarian Angel', 2008, alice / Cornelia Kopp, ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.0.
Die Photographie 'Engel auf dem Friedhof', 2006, sandramat, wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren.
Die Abbildung 'Verkündigung an die Hirten', 1007-1012, Meister der Reichenauer Schule (Perikopenbuch Heinrichs II.), ist Teil einer Reproduktions-Sammlung, die von The Yorck Project zusammengestellt wurde. Das copyright dieser Zusammenstellung liegt bei der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH und ist unter GNU Free Documentation lizensiert.
Das Glasfenster 'l'Ange Gardien' (Vitrail néogothique dans l'église Saint-Martin de Florac), 2009, Vassil, wurde von ihrem Urheber zur uneingeschränkten Nutzung freigegeben. Diese Datei ist damit gemeinfrei („public domain“). Dies gilt weltweit.

^ Zum Seitenanfang