Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: Johannes der Täufer

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Predigt „Johannes – der Täufer“

Gehalten von Katharina Hellwig im Kirchsaal Süd:

Johannes der Täufer, (orthodoxe Ikone, 15. Jhd.)

Johannes, der Täufer. Jeder hat schon einmal von ihm gehört, aber kaum einer weiß so genau, wer er eigentlich gewesen ist, dieser Mann. Johannes, der Täufer – klingt irgendwie mächtig. Ein bisschen, wie: Henry Maske, der Gentleman; Alexander, der Große; Frank Castle, the punisher oder Iwan, der Schreckliche. Wie einfach wäre es, wenn jeder Mensch gleich einen Titel bei sich tragen würde, dann wüsste man gleich mehr über sein Gegenüber und könnte ihn auch besser einschätzen: Gabi, die Juristin, frage ich dann wohl gerne mal um rechtlichen Rat, während mir Basti, der Starke wohl eher beim Möbeltragen helfen sollte... Naja, zurück zu Johannes. Johannes, dem Täufer. Wie man dem Namen also unschwer entnehmen kann, ein Mann, der tauft. Aber wen taufte der denn so? Hat der nicht Jesus getauft? Warum durfte der denn überhaupt taufen? Wer war denn dieser Typ eigentlich? Bis auf Lukas halten sich die Evangelien mit Informationen über dieses Mann sehr zurück. Plötzlich taucht er auf und tauft sämtliche Menschen und bewegt diese dazu, ihre Lebensweise noch einmal zu überdenken. Aber wo kommt der denn plötzlich her? –
Liest man den Anfang des Lukasevangeliums, wird einem plötzlich bewusst, dass man es bei Johannes, dem Täufer, nicht mit irgendeinem Typen zu tun hat, der sich entschlossen hat, Menschen zu taufen, sondern dass Johannes Leben, von Anfang an, ähnlich wie bei Jesus, von Gott bestimmt wurde. Er kam unter vergleichbar seltsamen Umständen zur Welt, nur, dass seine Mutter keine Jungfrau, sondern bereits eine alte und anscheinend ihr Leben lang unfruchtbar gewesene Dame war. Elisabeth. Sie wird im hohen Alter unverhofft noch einmal schwanger, nachdem der Engel Gabriel die Geburt dieses Kindes ihrem Mann Zacharias angekündigt hatte.

Der gleiche Engel übrigens, der noch im selben Kapitel Jesu Geburt ankündigt. Er sagt zu Zacharias: „Fürchte dich nicht, denn dein Gebet ist erhört und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Johannes geben.“ Nicht, das der Besuch eines Engel nicht schon alleine eine Besonderheit ist, die Tatsache, dass der Engel Zacharias gebietet, er solle seinen Sohn Johannes nennen und nicht wie es sich in alter Tradition gehörte, nach ihm, also Zacharias, zeigt, dass da etwas Besonderes am Werk zu sein schien. Johannes kam also unter ganz außergewöhnlichen, ja, göttlichen Umständen zur Welt: Als von einem Wesen Gottes angekündigter Sohn, ein von einer unfruchtbaren und außerdem noch alten Frau ausgetragenes Kind, das den besonderen Namen Johannes, das heißt „Gott ist gnädig“, tragen sollte.

Und auch später, nachdem Maria unter ganz ähnlichen Umständen eine Ankündigung erfahren hatte, geschieht etwas Bedeutsames: Die schwangere Maria besucht die schwangere Elisabeth und Johannes´ Mutter beschreibt, dass sich das Kind in ihrem Bauch bewegte, als Maria den Raum betrat. Und noch mehr: „Und Elisabeth wurde vom heiligen Geist erfüllt.“ Heißt es. Für mich klingt das so, also hätten die beiden ungeborenen Kinder bereits gemerkt, dass eine Verbindung zwischen ihnen besteht. Das muss man sich einmal bildlich vorstellen. Da stehen zwei Frauen voreinander. Die eine alt, die andere blutjung. Beide sind schwanger, beide haben die Geburt eines Kindes von einem Engel vorhergesagt bekommen und beide merken, dass das keine gewöhnlichen Jungen sein werden, die da in ihnen heranwachsen.

Beide Jungen werden geboren. Erst Johannes, dann Jesus. Johannes wirkte breits als Täufer und Prediger, da hatten die Leute von Jesus noch gar nichts gehört. Er taufte sie und gebot ihnen, ihr Leben zu ändern, großzügiger zu ihren Mitmenschen zu sein, nicht zu töten, nicht zu betrügen. Und viele Menschen sahen in ihm den Erlöser. Hofften, er sei der Christus, den sie sich so wünschten, doch Johannes sprach zu ihnen: „Ich taufe euch mit Wasser, es kommt aber einer, der ist stärker als ich.“ Er sagt es nicht eifersüchtig, voller Neid oder in Angst um seine Stellung bei seinen Zuhörern. Er sagt es, als hätte er es von Anfang an gewusst und als würde er dem, der kommen wird, Ehrfurcht entgegenbringen. „Ich taufe euch mit Wasser, aber es kommt einer, der ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse, der wird euch mit dem heiligen Geist und dem Feuer taufen.“

Johannes weiß also, dass etwas Großartiges passieren wird. Er kündigt Jesu Wirken an und reduziert sein eigenes auf die Stellung eines Mannes, der es noch nicht einmal wert ist, Jesus die Schuhe auszuziehen. Doch eben dieser steht irgendwann vor ihm und bittet ihn, ihn zu taufen. In Matthäus steht geschrieben: „Zu der Zeit kam Jesus nach Galiäa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?“ Johannes findet, es müsse ein Rollentausch stattfinden. Jesus solle zum Täufer werden und er zum Getauften. Aber Jesus besteht auf seine Taufe und Johannes bleibt gar nichts anderes übrig, als dem Folge zu leisten.

Nach dieser Taufe beginnt Jesu Wirken im Lande. Die ersten Wunder geschehen, die ersten Heilungen finden statt, Jesus predigt, Jesus wird berühmt. Johannes tut das, was er schon die ganze Zeit tat: Er taufte und predigte von Nächstenliebe, Reue und vielen zwischenmenschlichen Werten, die zur damaligen Zeit häufig zu kurz kamen. Unter anderem predigte er gegen Poligamie, sprich die Ehelichung mehrerer Frauen und trat dadurch ungünstigerweise dem Landesfürst Herodes auf den Schlips, der es vorzog, neben seiner Frau, der Tochter Aretas’, des Königs der Nabatäer, auch noch die Frau seines Bruders zu ehelichen.

Da Johannes nun gegen Herodes und dessen Regierungs- und Lebensformen predigte, schlossen sich ehemalige Soldaten Herodes` Aretas, dem König der Nabatäer an, dessen Tochter (verärgert über die erneute Eheschließung ihres Mannes) zu ihrem Vater zurückgekehrt war. Aretas, als Vater erniedrigt und mit Herodes sowieso in Landesstreitereien verwickelt, schien einen Waffengang für unausweichlich zu halten. Herodes wiederum, erzürnt über die Zurrechtweisung des Täufers, ließ Johannes inhaftieren und (zum tragischen Ende der Geschichte) hinrichten, da er Angst vor einem Zweifrontenkrieg zwischen ihm und Aretas´ und Johannes` Anhänger hatte. So stirbt Johannes, weil Herodes eine Frau nicht reichte, weil ihm sein Hab und Gut bedeutender war als sein Volk und weil er von Liebe und Frieden predigte, ca. 35 nach Christus einen Märtyrertod.
Der Krieg wurde trotzdem ausgetragen und Herodes verlor, da ihm Soldaten aus Solidarität zu Johannes den Wehrdienst verweigerten. Herodes holt sich Hilfe aus Rom. Johannes stirbt also mit Anfang, Mitte Dreißig. So wie Jesus. Ein Mann, der unter besonderen Umständen geboren wurde, der Jesus ankündigte, der die Menschen bewegte und taufte und der das Heil Gottes verkündigte. Ein interessanter Mann. Ein Mann dessen Name viel öfter fallen müsste und dessen Wirken neben dem Jesu oftmals sehr in den Hintergrund gerät.

Johannes, der Täufer. Er scheint schon im Mutterleib erfahren zu haben, was es bedeutet, wenn einem der heilige Geist begegnet. Bei seiner Vorgeschichte und bei seiner Weise im Land zu wirken, scheint es nur gerecht, dass es ihm zuteil wurde, den Sohn Gottes zu taufen. War es so bestimmt? Wusste Gott, als er Gabriel aussandte, um zwei Frauen die Botschaft zu überbringen, dass sich diese beiden Kinder irgendwann einmal als erwachsene Männer gegenüberstehen werden und der eine, den anderen tauft? Dieser Moment scheint magisch zu sein, denn der Himmel reißt auf, der heilige Geist fährt in der Gestalt einer weißen Taube herab und aus dem Himmel klang eine Stimme, die sagte: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Was so viel heißt, wie „Ich liebe dich“. Es scheint also völlig richtig gewesen zu sein, dass Johannes den Sohn Gottes taufte und nicht wie er dachte, ein Rollentausch. So war es Johannes anscheinend doch wert, Jesus zu taufen, sonst wäre diese Art der Begegnung niemals passiert.

Er war und ist für uns Christen ein bedeutungsvoller Mann, dieser Johannes. Er scheint mehr Respekt verdient zu haben. Er predigte von Liebe, er taufte Gottes Sohn und er starb wegen seines Glaubens. Es gilt, dies zu ehren. Ich schließe mit den Worten Johannes, des Täufers:

Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen!

Amen.

Die orthodoxe Ikone 'Johannes der Täufer', 15. Jhd. ist im public domain, weil ihr copyright abgelaufen ist.