Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst: Geiz ist nicht geil

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Predigt „Geiz ist nicht geil!“

Gehalten von Katharina Hellwig im Kirchsaal Süd:

'Forgiveness', Carlos Latuff

Wir haben in der Lesung das Gleichnis des reichen Kornbauern gehört, das Jesus dazu benutzt, um Geiz zu beschreiben und zu zeigen, was wahrer Reichtum im Leben bedeutet. Man erfährt nicht viel über diesen Mann, der seine Scheunen bis unter den Rand vollstopft und immer größere bauen will, aber ich stelle mir den Kornbauer als einen sehr klugen und tüchtigen Mann vor. Er scheint ein sehr strebsamer und fleißiger Mensch gewesen zu sein, der es geschafft hat, aus relativ bescheidenen Anfängen mit harter Arbeit und ein bisschen Glück etwas aufzubauen. Sicher, da war oft wenig Zeit für Vergnügen, wenig Zeit für die Familie, kein Gedanke an Urlaub, auch in der Kirche war er schon lange nicht mehr, er lebte nur für seinen Betrieb. Wenn seine Kinder sich darüber beklagten, dass er so wenig Zeit für sie hat, dann pflegte er ihnen zu sagen: „Das tue ich alles nur für euch. Ihr sollt es einmal besser haben als ich. Eines Tages wird das alles Euch gehören.“ Allerdings hat er sich schon lange vorgenommen, etwas kürzer zu treten. Die Stiche in der Brust, die er ab und zu bekam, waren ihm ein deutliches Zeichen. Aber wie das so ist, da war erst der neue Stall, der gebaut werden musste. Da war keine Zeit zum Ausruhen.

Aber mittlerweile stand es recht gut und in diesem Jahr sah es so aus, als könne er die Rekordernte einfahren. Nun wollte er endlich leben. Er hatte alles genau geplant. Die kleine alte Scheune sollte weg, dafür sollte ein modernes Lagerhaus errichtet werden, damit auch genug Platz für all das Korn, für die Ernte des Jahrhunderts vorhanden war. Und dann würde er verkaufen; aber nicht gleich, sondern, dann, wenn die Preise wieder besser waren. Mit Steuerberater und Bank war alles geklärt, jetzt konnte es bald losgehen. Die Baupläne lagen schon in der Schublade, alles war bereit. Dann war noch genug Zeit zum Leben.

Als er dann viel zu früh an einem Herzinfarkt starb, waren alle betroffen: Warum muss ein so feiner Mensch so früh sterben? So ein tüchtiger Kerl und so strebsam... In der Zeitungsanzeige standen die Worte: „Er wird uns allen stets ein leuchtendes Vorbild sein.“ Und keiner dieser Menschen wusste von Gottes Worten, die der Mann hörte, bevor er starb. Denn dieser beglückwünscht ihn nicht zu seinem Fleiß. Im Gegenteil, er schimpft ihn einen Narr. Er sagt, dass ihm in dieser Nacht seine Seele genommen wird und fragt ihn, wem dann all das Angehäufte gehören wird. So würde es dem gehen, der Schätze ansammelt und nicht reich ist bei Gott. Dem, der geizig ist und dessen Besitz sein Leben bestimmt. Aber was genau hat der Kornbauer eigentlich falsch gemacht? Was hat Gott an der Lebensweise dieses Menschen missfallen? Gott verurteilt ja keinen Menschen, nur weil es diesem gut geht, er Geld hat und seiner Arbeit nachgeht. Es muss ihm also um etwas anderes gehen. Wir können es in der Bemerkung finden, mit der Jesus seine Erzählung schließt: „So geht es dem der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“ Die gesammelten Schätze sind aber gar nicht das Problem. Es geht gar nicht um die Menge des Besitzes, sondern die Art, mit ihm umzugehen. Es geht darum, dass am Ende unseres Lebens nicht gefragt wird, wieviel wir gespart haben, sondern ob wir reich bei Gott sind.

Wann aber ist man reich bei Gott? Ich sage es mal so: Reich bei Gott ist man, wenn man einen glücklichen Glauben hat. Wenn man aus seinem Glauben Kraft ziehen kann, wenn man Gott nach seiner Meinung und seinem Willen fragt, wenn man Gott und seinen Nächsten aufrichtig lieben kann. Man ist reich bei Gott, wenn einem sein Segen wichtig ist. Lebenswichtig. Genau an dieser Stelle steckt die große Versuchung in dieser Geschichte. Die Versuchung nämlich, dass sich diejenigen, die öfter in der Kirche sind, zu denen, die seltener anwesend sind, umdrehen und sagen: „Na, habt ihr das gehört? Wir gehören zu den Guten. Wir gehören zu denen, die bei Gott reich sind. Ihr müsst euch aber noch gewaltig anstrengen!“

Wer ist reich bei Gott? Ich denke, reich bei Gott ist der, der sich seiner Armut vor ihm bewusst ist. Wer weiß, dass er mit leeren Händen vor dem Herrn der Welt steht, wer weiß, dass er auf seine Gnade angewiesen ist, der ist reich bei Gott. Denn was haben wir denn schon, was wir nicht vorher von ihm bekommen haben? Reich bei Gott sein, heißt, uns deutlich zu machen, dass wir von ihm beschenkt sind: Wir haben genug zu essen, wir haben ein Dach über dem Kopf, wir können feiern und es uns gutgehen lassen. Aber das größte Geschenk von allen ist, dass Gott sich dazu herablässt, uns seine Kinder zu nennen. Er, der das Universum erschaffen hat und die Welt mit all ihrer Schönheit und ihrer Vielfältigkeit und Pracht, will mitten hinein in unser Herz und unser Leben und will es mitgestalten und sein Sohn verbindet uns. Das ist das, was wirklichen Reichtum in unser Leben bringt. Wir sind dann reich bei Gott. Aber nicht, weil wir so tolle Menschen sind, die nie etwas falsch machen, sondern weil er uns beschenkt hat. Weil er unsere Sünden abwaschen will und weil er uns das ewige Leben schenken möchte. Dafür ist Jesus gestorben, für uns!

Wenn wir das erfahren haben, dann wissen wir erst, was Leben heißt und können sagen: Ich bin reich. Ich habe einen reichen Vater. Meinem Vater gehört die ganze Welt. Ihm gehört die Ewigkeit . Und er lässt mich an allem teilhaben. Wenn das kein Grund zum Danken ist! Und genau das hat der reiche Kornbauer verpasst. Er hat sich nicht die Zeit genommen, zu danken. Sich einfach auf einen Stein zu setzen und Gott für das zu danken, was er besitzt und sich damit zufrieden zu geben. Er war geizig, raffgierig und rastlos und hat vergessen, wem er all das verdankt.

Macht es anders: Erinnert euch daran, wer euch leben lässt; wem ihr es verdankt, dass ihr auf dieser unglaublichen Welt leben dürft und was wirklich wichtig im Leben ist. Dann seid auch ihr reich bei Gott.

Amen.

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