Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
Zurück zum Archiv Home der Dreikönigsgemeinde

Evangelisch-Lutherische

DREIKÖNIGSGEMEINDE

Frankfurt am Main - Sachsenhausen

Predigten im Jugendgottesdienst: Danke

« Predigten Home

Predigt „Danke“

Gehalten von Katharina Hellwig im Kirchsaal Süd:

Briefmarke, Serie Post, „Danke“, Mai 2008, Motiv:Pop Art von James Rizzi, „Danke“

In einem alten schwarz- weiß Film, in den ich am Wochenende zufällig hineingeraten bin, hat ein komischer Mann mit Schnurrbart, dessen Stimme sich ungefähr so anhörte, wie wenn man sonntagmorgens nach einer durchzechten Nacht und einem Päckchen Zigaretten wach wird, einer jungen Frau das Leben gerettet. Sie wurde von drei Ganoven heimtückisch überfallen und hätte sicherlich das zeitliche gesegnet, wenn unser Schnurrbart- Reibeisenstimmen- Held nicht eingegriffen und sie beschützt hätte. Von ihrem Retter nach Hause gebracht, berichtete sie natürlich umgehend ihrem Vater, auf welch einen Supermann sie da getroffen ist und dass sie ohne ihn jetzt nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Nach einer äußerst kitschigen Vater- Tochter- Szene in einem prunkvollen Treppenhaus, hielt der Vater inne, schritt dramatisch auf den Helden zu, reichte ihm die Hand und hauchte: „Ich bin Ihnen zum Dank verpflichtet, mein Sohn!“...An dieser Stelle habe ich dann umgeschaltet und mir lieber das Ende von den „Purpurnen Flüssen 2“ reingezogen. Doch mit dem Thema dieses Gottedienstes und dem Wissen, dass ich predigen soll im Hinterkopf, habe ich noch eine ganze Weile über diesen letzten Satz dieses Prachtwerks der Filmgeschichte nachgedacht: „Ich bin ihnen zum Dank verpflichtet!“

Geht denn das überhaupt? Kann man verpflichtet sein, zu danken? Gehen wir mal davon aus, denn sonst gäbe es ja diese Redewendung nicht...Obwohl, man sagt ja auch: Jemandem das Ohr abkauen und das tun wir normalerweise auch nicht wirklich. Also, wie ist das mit der Verpflichtung zum Dank? Ich bin gezwungen, mich bei irgendjemandem wegen irgendetwas zu bedanken. Jemand hat etwas für mich getan oder ich profitiere unheimlich von etwas, was er erreicht hat oder er hat mir meinen Alltag erleichtert, mir eine Arbeit abgenommen, die ich gar nicht geschafft hätte, hat mich abschreiben lassen, hat mir ein neues Herz eingesetzt, hat mich aus einem brennenden Auto gezogen oder mich vor drei schrecklichen Ganoven gerettet. Er hat also etwas für mein Leben äußerst Bedeutendes getan und ich fühle mich anschließend zum Dank verpflichtet. Aber warum verpflichtet? Möchte ich mich nicht gerne bedanken? Habe ich nicht das dringende Bedürfnis, dem Anderen noch einmal zu sagen, dass er mir sehr geholfen hat? Ist es die Pflicht, die das von mir erwartet und wenn es die Pflicht ist, ist mein Dank denn dann genauso viel Wert, wie wenn ich mich nicht aus Pflichtbewusstsein bedanke, sondern ganz einfach deshalb, weil ich fühle, dass ich das tun möchte? Es ist doch ein wesentlich intensiveres Gefühl und somit ein wesentlich intensiverer Dank, wenn etwas in meinem Herzen das Bedürfnis hat, zu meinem Gegenüber zu sagen: „Danke.“ „Danke für alles.“ „Danke von Herzen.“

Wir sagen durchschnittlich elf Mal am Tag „Danke“. Das sind natürlich andere „Dankes“ als die, die ich eben beschrieben habe, aber es ist dasselbe Wort und von der Bedeutung her Dasselbe.

Danke, für mein Rückgeld. Danke für´s Türaufhalten. Danke, dass Sie gewartet haben, lieber Herr Busfahrer. Danke für die Einladung zum Kaffee. Danke, dass ich Hausaufgaben abschreiben durfte. Hat´s Dir geschmeckt? – Ja, danke...

Ich behaupte, bei nicht einem dieser „Dankes“ haben wir uns von Herzen bedankt, sondern haben vielmehr reflexartig reagiert und das gesagt, was man dann halt sagt: „Danke.“ Warum entlocken uns nur noch Heldentaten oder Dinge aus denen wir unglaublich profitieren ein ehrliches „Danke“? Gibt es in unserem Leben nicht ohne Ende Dinge für die wir danken könnten, es aber nicht tun, weil sie für uns selbstverständlich geworden sind? Wann habt Ihr Euch das letzte Mal für Euer Essen bedankt? (Ich auf der Konfirmandenfreizeit) Wann habt Ihr Eurer Mutter das letzte Mal dafür gedankt, dass sie unaufgefordert Eure Wäsche wäscht? (Meine Mutter muss zwar seit Jahren nicht mehr für mich waschen, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dazu jemals etwas gesagt habe) Ich will Euch auf keinen Fall zutexten mit Sätzen, wie: Seid froh, dass ihr ein eigenes Bett habt, dass ihr in die Schule gehen dürft, dass ihr nicht mit AIDS geboren seid und ihr keinen Eiweißmangel habt! Seid dankbar dafür! – Das wäre Schwachsinn, denn Ihr werdet in einer anderen Welt groß und man soll nie dankbar deswegen sein, weil man mehr hat als andere oder es einem rein oberflächlich besser geht, sondern für die Dinge, die uns selbst und unsere Lebenswelt betreffen. Deswegen das Beispiel mit der Wäsche. Wir nehmen so viele Dinge einfach so hin und sind uns gar nicht mehr bewusst darüber, wie gut es uns mit ihnen geht und wie schlecht es uns ergehen würde, wenn wir auf sie verzichten müssten. Ich finde, man sollte sich viel öfter Gedanken darüber machen, wem man eigentlich mehr oder überhaupt Dank entgegenbringen sollte. Eltern, Omas, Freunden, der Putzfrau, die dafür sorgt, dass man im Matheunterricht nicht vor lauter Müll die Tafel nicht mehr sehen kann, der Frau an der Bushaltestelle, die einen morgens immer so nett anlächelt und noch Vielen, Vielen mehr.

Wir haben eben ein Lied gesungen: „Kommt in sein Tor mit dankbarem Herzen, kommt in den Vorhof mit Lobgesang!“ Das steht in den Psalmen in Kapitel 100. Dort heißt es:

„Ein Aufruf zum Lobe Gottes
Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen!“

Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, was Ihr da tut, wenn Ihr das singt, was diese Worte eigentlich bedeuten? Jedes Lied ist ein kleines Gebet. Dieses auch. Und wenn Ihr es singt, manche lauter, manche leiser, drückt Ihr Gott Eure Dankbarkeit aus. Ihr dankt ihm für alles, was er getan hat und lobt ihn dafür. „Erfreut Euch am HERRN, unserem Schöpfer!“ Ihr dankt ihm dafür, dass er Euch geschaffen hat und all die, die Ihr liebt. „Erfreut Euch am HERRN, dem Vater des Lichts!“ Ihr dankt Ihm für alle Hoffnung, Freude und das Gute, das er darstellt und dafür, dass er Eure kleine Welt erhellt. „Erfreut Euch am HERRN, unserem Erretter!“ Ihr dankt ihm dafür, dass sein Sohn für all unsere Sünden, den Schaden und die Schmach, die wir auf die Erde gebracht haben, gestorben ist und uns errettet hat, dadurch, dass er sein Leben gegeben hat. Die meisten von Euch werden sich dessen nicht bewusst gewesen sein und haben gesungen, weil die anderen eben auch singen. Ich bitte Euch, lasst Euch diese Worte durch den Kopf gehen und werdet Euch im Klaren darüber, welch große Bedeutung es hat, wenn Ihr Worte wie „Schöpfer“, „Vater“ oder „Erretter“ aussprecht. Ihr singt da ein kleines Glaubensbekenntnis.

Wir müssen, nein, wir wollen Gott also für Dinge einer ganz anderen Dimension dankbar sein: Wir danken ihm für unser Leben! Wir danken ihm dafür, dass er uns ganz individuell und einzigartig geschaffen hat. Wir müssen ihm unser Leben lang unsere Dankbarkeit entgegenbringen, weil wir ohne ihn gar nicht existieren würden...

Ist das nicht ein Dank fern ab von Pflichtbewusstsein? Wird da „verpflichtet zum Dank sein“ nicht völlig hinfällig? Ist es nicht vielmehr so, dass Gott für uns zu denjenigen gehört, vor die wir mit einem intensiven Gedanken der Dankbarkeit, mit dem dringenden Bedürfnis es auszusprechen oder zu zeigen und mit einem aufrichtigen Gefühl in unserem Herzen treten und ihm sagen können: Danke, dass ich bin.

Der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.

Amen.

Briefmarke, Serie Post, „Danke“, Mai 2008, Motiv:Pop Art von James Rizzi, „Danke“. Diese Briefmarke wurde von der Deutschen Post AG im Auftrage des BMF verausgabt und ist nach § 5 Abs. 1 UrhG ein amtliches Werk. Nach dem deutschen Urheberrechtsgesetz ist sie somit gemeinfrei.

^ Zum Seitenanfang