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Predigten im Jugendgottesdienst: Sex, Drugs and Rock n’ Roll – Sex

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Predigt „Sex, Drugs and Rock n’ Roll – Sex“

Gehalten von Jakob Hellwig:

'Beate Uhse Sexshop im Einkaufszentrum Hamburger Straße', April 2007, GeorgHH

Im Leben dreht sich nicht immer nur alles um Geld, manchmal geht es auch um Sex. Ich weiß nicht, ob meine persönliche Meinung darüber euch interessiert, aber ich erzähl sie euch trotzdem. Wenn ich die Wahl hätte… also mir ist Sex doch um einiges lieber als Geld. An so Papierstücken kann ich nicht so großen Gefallen finden, noch weniger an Zahlen auf einem Kontoauszug.

„Was hast du denn gestern gemacht??“ „Ich hatte Geld!!“

Wen interessiert das??

„Und wie hast du deinen abend verbracht??“ „Ich hatte Sex!!“ „Oh, erzähl mir mehr!!“

Das ist dann der Punkt, an dem es manchen peinlich wird und sie die Details lieber für sich behalten und andere, die anfangen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich bevorzuge einen Mittelweg bei dem, was ich erzähle und bei dem, was ich hören will. Zwar bin ich von Natur aus eher neugierig, wenn's um sowas geht, aber es gibt Dinge, die ich nicht hören will. Und dann gibt es vor allem wiederum Leute, von denen ich es erst recht nicht hören will: Allen voran meine Eltern. „Mami, welche Stellung empfiehlst du mir für mein erstes Mal?“ Hilfe, nie würde dieser Satz einem normaldenkendem Teenager über die Lippen kommen. Dafür gibt es dann eine höhere, allwissende, inzwischen fast ewige Instanz: Den einzigartigen, oft kopierten, niemals erreichten Dr. Sommer. Er ist da, wenn man ihn braucht…

Da kann ein Mädchen, ohne sich vor irgend jemandem zu schämen, Dinge fragen wie „Soll ich mit meinem Freund schlafen wenn er es will??“ „Was soll ich tun, wenn meine Mutter mir verbietet, die Pille zu nehmen??“ Und wie sooft im Leben gibt es nicht die eine Antwort. Die Antwort, mit der alle leben können und die allgemein akzeptiert wird. Das haben wir ja gerade gesehen.

Gerade wenn es um Sex geht, gibt es so viele Meinungen wie Menschen. Langes Vorspiel, kurzes Vorspiel und vor allem für die Herren: gar keins! Oben liegen, unten liegen, dabei reden, danach kuscheln, sich vorher länger als zwei Stunden kennen, zu mir, zu dir, in der Küche, im Stehen, mit Spielzeug, mit Puppen, täglich, wöchentlich, mit Gummi, ohne Gummi, dabei filmen, Licht an, Licht aus, mit Decke, ohne…

Aber trotz all dieser Variationsmöglichkeiten, kann man das Geschehen auf einen Nenner bringen: die, hoffentlich für beide, absolute Befriedigung. Damit das funktioniert, muss der Partner passen. Jedes Dippchen hat sein Deckelchen. Vor allem muss man aber selbst erst einmal wissen, was man will. Das muss man rausfinden. Wie es so schön heißt: Probieren geht über studieren.

So, warum erzähle ich sowas in einer Kirche? Langsam sollte ich mal die Kurve kriegen in Richtung Glaube und Gott… Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Sex zu haben. Gibt es nicht auch so viele Möglichkeiten seinen Glauben zu Leben? Die Leute, die mit auf dem Konfimandenseminar waren, haben sich am Wochenende z.B. mit den unterschiedlichsten Angeboten dieser Gemeinde beschäftigt. Ist der Glaube eines Menschen, der diesem Ausdruck im Kirchenchor verleiht, besser als der desjenigen, der ein Mal die Woche in den Bibelkreis geht? Ist der Glaube eines Kirchenvorstandsmitglieds stärker als der eines Mitarbeiters des Kinderbibeltags? Macht Sex mit Kondom auf dem Küchentisch mehr Spaß als ohne Kondom im Stehen in der Dusche?

Ich finde es sehr schön, dass man den christlichen Glauben auf so unterschiedliche Weise ausleben kann. Jeder kann sich aus einem vielfältigen Angebot das raussuchen, bei dem er das Gefühlt hat, dass es zu ihm passt. Und trotz all dieser verschiedenen Formen eint doch alle der Glaube an den gleichen Gott, was sie wiederum zu einer Gemeinde macht. Was für einen selbst der richtige Weg ist, findet man durch probieren raus und wenn man momentan Konfirmand ist auch ein bisschen über studieren. Aber die Meisten haben vor ihrem ersten Mal ja auch mal bei Dr. Sommer nachgelesen.

„Lesen“ ist ein gutes Stichwort, immerhin ist die Grundlage unseres Glaubens ein Buch. Und auch in der Bibel geht es um Sex. Nähere Beschreibungen werden meist vermieden: In der Lesung hieß es „sie legte sich zu ihm“, aber vom reinen Nebeneinanderliegen wird niemand schwanger. Also hatten die beiden Töchter Sex mit ihrem Vater. Am Anfang hieß es, es wäre sonst kein Mann mehr im Lande. Hätten die beiden nicht noch eine Zeit lang auf den Spaß verzichten können? Die müssen es ja sehr nötig gehabt haben.

Nein, damals lag der Fokus nicht auf dem Akt selbst, es ging um Nachkommenschaft. Rentenversicherung, Riesterrente oder ähnliches war noch nicht weit verbreitet und so hatte man nur die Chance, eine private Altersvorsorge zu treffen. Was damals hieß: Kinder kriegen, die sich später um einen kümmern, die „Vater und Mutter ehren“.

Inzwischen stehen wir Sex anders gegenüber. Kinder zeugen spielt im Gegensatz zum Spaß eine völlig untergeordnete Rolle. Jeder, der etwas anderes sagt, wird belächelt. „Nur weil du niemand hast, mit dem es Spaß macht!!“

Aber auch ich finde, dass man darauf achten sollte, dass Sex nicht eine zu wichtige Rolle im Leben einnimmt. „Worauf du nun (sage ich) dein Herz hängst und verlässest, das ist eigentlich dein Gott.“ Das schreibt Martin Luther im großen Katechismus. Wenn man etwas zu hohe Bedeutung beimisst und es zum Mittelpunkt seines Handelns macht, verstößt man gegen das erste Gebot. Deshalb sollte man darauf achten, dass Sex das bleibt was es sprichwörtlich sein sollte: Die schönste Nebensache der Welt.

Amen

Das Bild 'Beate Uhse Sexshop im Einkaufszentrum Hamburger Straße', April 2007, GeorgHH, wurde von seinem Urheber zur uneingeschränkten Nutzung freigegeben. Das Bild ist damit gemeinfrei („public domain“). Dies gilt weltweit.

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