Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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Predigten im Jugendgottesdienst. Erntedank

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Predigten im Jugendgottesdienst

Danke - Gott


Predigt gehalten von Gabriele Moog im Jugendgottesdienst zu Erntedank am 27. September 2012

Liedtext lesen

„Da nich für“ sagt man in Norddeutschland oft, wenn sich jemand bedankt. So ähnlich wie beim italienischen „di niente“ hatte ich hier immer das Gefühl, eigentlich wird mein Dank zurückgewiesen. Viel besser gefällt mir zum Beispiel „gern geschehen“.

Ich gebe es zu: Ich mag das Danken. Dank ist eine Antwort. Auch wenn mancher Dank leichthin geäußert wird, ja selbst, wenn einem etwas geradezu selbstverständlich erscheint, was man bekommen hat. Warum nicht doch ein „Dankeschön“ dafür? Ich finde nicht, daß es das Danken „abnutzt“, wenn man es oft und leichthin tut. Eher scheint mir ausbleibender Dank wie Desinteresse an jemandem, der gibt.

Unterschiede gibt es ja trotzdem. Manchmal bin ich so erleichtert, daß mir jemand etwas Gutes getan hat oder mir aus einer schlimmen Klemme geholfen hat, daß mein Dank tiefer geht. Dann lasse ich mir vielleicht sogar etwas Besonderes einfallen, um ihn zu zeigen – etwas mehr als das Wort „Danke“. Dann freue ich mich natürlich auch besonders, wenn mein Dank ankommt und angenommen wird. „Da nich für“? Doch! Gerade dafür! Tausend Dank! Das war so wichtig für mich und das sollst Du wissen.

Aber natürlich gibt es auch den schwierigen Dank. Manchmal hat man Probleme, sich etwas geben zu lassen, etwas anzunehmen, weil man vielleicht fürchtet, sich nicht erkenntlich zeigen zu können. Aber darauf kommt es gerade nicht an. Danken ist eine Geste und eine Haltung. Wenn ich im Stillen gleich überschlage, was ich wohl zurückgeben müßte, wird die Gabe zum bloßen Austausch degradiert. Dann ist man eben im Grunde seines Herzens gar nicht dankbar dafür. Hinter dieser Haltung kann auch (falscher?) Stolz stehen: Man will nicht danken (müssen). Man will eigentlich einer bestimmten Person nicht dankbar sein. So verständlich das sein kann: Vielleicht steckt gerade hier ein Schlüssel zur Versöhnung. Also auch hier: Ich mag das Danken.

Wenn ich dankbar bin, bete ich gern ein Dankgebet, gelegentlich auch nur ein knappes, aber ernstgemeintes Gott-sei-Dank. Das ist für mich nicht nur so eine Redensart, sondern ein kurzes Gebet. Es läßt mich meiner Dankbarkeit nachspüren und innehalten. Auch wenn Sido eben in dem Lied meinte „Das hier ist kein Gebet, ich will nur Danke sagen.“ ist es doch genau das: ein Gebet. Ein aufrichtiger Dank an Gott. Mir tun Dankgebete gut, weil Sie mir bewußt machen, wie viel Schönes ich auch im Alltag erfahre. Beim Beten führe ich das nicht nur Gott, sondern auch mir selbst nochmals vor Augen. Martin Luther nannte Dankbarkeit übrigens "die wesentliche christliche Haltung".

'Weinreben in Tiefenthal', 2009, PSch

Und tatsächlich: Unsere Kirche, die sich ja „lutherisch“ nennt, hat kein Problem damit, wenn wir die Schöpfung genießen. Da trifft Sido also auch den Punkt, wenn er dafür dankt, „daß Du mir das Leben zeigst.“ Ganz offensichtlich genießt er das Leben wieder. Was Gott uns schenkt, dürfen wir unbefangen genießen. „Der Wein erfreue des Menschen Herz“ steht zum Beispiel in Psalm 104 und „die Erde ist voll deiner Güter“. Das klingt gar nicht so verklemmt und weltabgewandt, wie man uns Christen von außen manchmal unterstellt, oder? Da ist echte Lebensfreude beschrieben: Es geht nicht um Nahrungsaufnahme, ein Getränk, daß in biblischer Zeit einfach nötig war, weil es gesünder als Wasser gewesen ist. Nein, denn da steht nicht: Der Wein stille des Menschen Durst, er soll ausdrücklich sein „Herz“ erfreuen. Genuß also ist ausdrücklich erwünscht.

Warum dürfen wir so unbeschwert genießen? Ein Pfarrer aus dieser Gemeinde hat es einmal so erklärt: „Die Freude des Weintrinkens ist für die Bibel wie ein Vorgeschmack der ewigen Freude,“ also auf das Reich Gottes. Oder: „Jedes Stück Brot, das wir essen und genießen, ist ein Hinweis auf Christus, das Brot des Lebens, der den tiefsten Hunger des Menschen zuletzt endgültig sättigen wird.“

Nicht umsonst wird das Reich Gottes uns mit einem großen Festmahl beschrieben, zu dem Gott uns einlädt: „Hier auf dem Berg Zion wird der Herr, der allmächtige Gott, alle Völker zu einem Festmahl mit köstlichen Speisen und herrlichem Wein einladen, einem Festmahl mit bestem Fleisch und gut gelagertem Wein,“ heißt die entsprechende Bibelstelle. Was für ein schönes Bild! Wenn man versucht, das Essen im Alltag nicht nur zur eiligen Nahrungsaufnahme herabzuwürdigen, sondern so oft wie möglich ein bißchen von dem versprochenen göttlichen Festmahl durchscheinen zu lassen, muß man einfach genießen. Vor allem bei uns, wo von vielem so überreichlich vorhanden ist.

Wenn das kein Grund zur Freude ist! Und zum Danken!

Und: Gott sagt nicht „da nich für“. Gott nimmt unseren Dank an. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, daß das Kirchenjahr ein eigenes Fest dafür kennt: Erntedank, das wir am kommenden Sonntag feiern. Es ist ein Moment, in dem wir uns bewußt vor Augen führen, wie viel Segen und Freude wir aus allem erhalten, was wir täglich genießen dürfen.

Erntedank ist ein fröhliches Fest. Wir bekommen Gottes Gaben reichlich geschenkt und dürfen unsere Freude darüber zeigen. Erntedank ist im Grunde wie ein großes Tischgebet.

'A pile of McDonalds Chicken McNuggets, as bought in America', 2011, Evan-Amos

Erntedank lädt aber auch dazu ein, über menschliche Arbeit nachzudenken: Natur und Mensch wirken gemeinsam mit, damit die Ernte gelingt. Haben wir noch Respekt vor Lebensmitteln und ihrer Herkunft? Ist Euch wichtig, wo ein Hähnchen herkommt oder ein Schnitzel? Heutige Landwirtschaft ist oft industrialisiert. Mit leichtem Unbehagen ist uns das bewußt. Aber wenn es billig Hähnchen-Nuggets gibt, schieben wir diese Gedanken schnell beiseite. Dazu kommt die ständige Verfügbarkeit von einfach allem: Supermärkte und weltweite Lieferung machen die „Ernte“ für uns abstrakt. Warum sollte es im Juli keine Äpfel geben, im Dezember keine Orangen? Wer denkt bei all den hochglanzverpackten Lebensmitteln noch an die Arbeit von Bauern? Dabei steht hinter unseren Lebensmitteln noch immer viel Arbeit, „Schöpfung“ im doppelten Sinn: durch Gott, der in der Natur die Voraussetzungen schafft und durch die menschliche Arbeit.

Und wie sieht es mit unserer Freude daran aus? Kaum etwas ist für uns inzwischen so alltäglich und selbstverständlich wie Essen und Trinken. Dabei ist es lebensnotwendig! Doch genießen wir tatsächlich, so daß es unser Herz freut? Wann habt Ihr zuletzt etwas auf die Schnelle in Euch hineingestopft? Ist es nicht längst normal geworden, unterwegs schnell etwas zu verdrücken? Wann den Rest, den Ihr nicht mehr geschafft habt, einfach weggeschmissen? Ist das Genuß? Wohl kaum. Dabei kann man ein Essen regelrecht zelebrieren: liebevoll und appetitlich hergerichtet, neugierig auf Neues, gemeinsam mit anderen, in Ruhe. Das geht sogar im Alltag, wenn man will und darauf achtet. Jede Mahlzeit wird dann wertvoll. Vielleicht bietet Erntedank eine Gelegenheit, sich dem Essen und Trinken wirklich zuzuwenden – eben: sich daran zu erfreuen.

Mangelnde Dankbarkeit für die Schöpfung ist leider auch eine Erklärung dafür, warum Gottes Gaben so ungleich verteilt sind. Menschen graben sich gegenseitig buchstäblich das Wasser ab, schlachten die Schöpfung aus. Auch Desinteresse in unserem eigenen Umgang mit Nahrungsmitteln trägt dazu bei. Wußtet Ihr, daß allein in Deutschland jedes Jahr 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll wandern? Ihr wißt ja: Eine Tonne sind 1.000 Kilo! Das macht über 80 Kilo pro Person – wenn man alle Babys und Kleinkinder mitrechnet. In nur einem Jahr.
Vom nicht weggeschmissenen Pausenbrötchen in Frankfurt wird zwar noch kein Mensch in der Dritten Welt satt. Aber für die meisten Grundnahrungsmittel gibt es am Weltmarkt harte Verteilungskämpfe. Da kommt man dann schon ins Grübeln: Wenn bei uns so viel achtlos verschwindet, hätte man es nicht von vornherein anderswo besser einsetzen können?

Undankbarkeit gegenüber Gottes Gaben hat also greifbare Folgen. Auch daran kann uns Erntedank jedes Jahr aufs Neue erinnern – gerade bei uns, wo so viel Überfluß vorhanden ist.

Sido: Danke (Gott)

Das hier ist Dein Song. Ja, ich weiß ich hab oft gesagt ich glaub nicht - doch jeder Mensch braucht Dich. Ja, auch ich. Es wird Zeit, dass wir beide mal miteinander reden. Oder das zumindest ich mal mit Dir rede. Hör Dir an, was ich zu sagen hab:

Das letzte Mal, als ich gebetet hab ist lange her. Ich komm mir komisch vor. Beim letzten mal hab ich Dich angebettelt: Bitte hol mich fort !! Doch du hast Dich mir nicht gezeigt, deshalb nahm ich mir Dich als Feind. Es tut mir Leid - Verzeih mir. Ich hab Dich ausgelacht, Dich kleingeredet und verachtet. Ich war ständig auf 180. Du sagst: Na und, das macht nichts. Doch ich muss Buße tun. Ich weiß, das geht nicht. Nichts mehr gut genug. Alles wär zu wenig. Ich hoffe Du verstehst mich und das hier ist nicht vergeblich. Ich hoff auch nicht wirklich auf 'n weltbewegendes Ergebnis. Kein grelles Licht, kein Zeichen. Ich will mich nur nicht mehr streiten. Vergiss die alte Zeit, wenn diese Zeilen dich erreichen. Amen.

[Chorus]
Das hier ist kein Gebet, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir nen Engel schickst an manchen Tagen. Dafür, dass Du mir das Leben zeigst. Für Dein Vertrauen dank ich auch - Danke, dass du an mich glaubst. Das ist kein Schlüssel zum Himmel, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir zeigst: Ich brauche keine Angst zu haben. Dafür, dass du mir das Leben zeigst. Bitte halt mir einen Platz frei in der Ewigkeit.

'Rye, multi-grain and whole wheat bread loaves.', 2006, Flickr.com user 'FotoDawg'

Danke für Deine Güte. Ich bin das garnicht wert. Warum werde ich und nicht Du wie ein Star verehrt? Ich weiß: Da, wo ich bin, wär ich nicht ohne Dich. Mach dafür, was du willst mit mir - Schon' mich nicht. Alles hat sein Grund. Alles hat zwei Gesichter. Alles passiert, weil es passieren soll. Ich mein guck mich an. Ich war ganz unten. Ich war der letzte Scheiß. Doch nur damit ich mein neues Leben zu schätzen weiß. Ich hab mein Sohn wieder. Ich bin gesund - Mama auch. Ich fühl mich wie in Mamas Bauch. Schlecht gelaunt sieht anders aus. So soll es bleiben. Ich will mich nicht mehr mit dir streiten. Ich bin ein neuer Mensch, wenn diese Zeilen Dich erreichen. Amen.

[Chorus]
Das hier ist kein Gebet, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir nen Engel schickst an manchen Tagen. Dafür, dass Du mir das Leben zeigst. Für Dein Vertrauen dank ich auch - Danke, dass du an mich glaubst. Das ist kein Schlüssel zum Himmel, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir zeigst: Ich brauche keine Angst zu haben. Dafür, dass du mir das Leben zeigst. Bitte halt mir einen Platz frei in der Ewigkeit.

Wenn es Probleme gibt tauchst Du auf und hälst die Hand an. Danke, für Deine Hilfe. Doch jetzt geh und helf den ander'n. Ich fahr alleine weiter. Wenn's sein muss lauf ich. Ich schaff das schon. Hau ab - Los. Die Welt braucht Dich. (Haub ab.) Denn für viel zu viele Menschen hält der Winter ewig. Der nette Nachbarssohn hält sich n kleines Kind im Käfig. Im nahen Osten nix Neues. Im Westen auch nich besser. Vater missbraucht die Schwester, Bruder geht und klaut ein Messer. Überall nur Hass, Hunger und Langeweile. Mama steht für die Familie die ganze Nacht and er Meile. Du musst handeln - Tu' was dagegen. Rette ihr Leben. Gib Ihnen Deinen Segen. Guck doch nicht einfach zu. Nimm's in die Hand, so wie bei mir. Du musst die Zügel halten, das erwarten sie von Dir. Ich kann sie laut hör'n. Sie woll'n sich mit Dir streiten. Kümmer Dich um sie, damit auch ihre Zeilen Dich erreichen.

[Chorus 3x]
Das hier ist kein Gebet, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir nen Engel schickst an manchen Tagen. Dafür, dass Du mir das Leben zeigst. Für Dein Vertrauen dank ich auch - Danke, dass du an mich glaubst. Das ist kein Schlüssel zum Himmel, ich will nur Danke sagen. Dafür, dass du mir zeigst: Ich brauche keine Angst zu haben. Dafür, dass du mir das Leben zeigst. Bitte halt mir einen Platz frei in der Ewigkeit.

Die Photographie 'Rye, multi-grain and whole wheat bread loaves.', 2006, Flickr.com user 'FotoDawg', ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.
Die Photographie 'A pile of McDonalds Chicken McNuggets, as bought in America', 2011, Evan-Amos, wurde von ihrem copyright-Halter dem public domain weltweit zur Verfügung gestellt.

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