Predigten im Jugendgottesdienst. Lukas 5, 1 - 11 „Findet Jesus“
Predigten im Jugendgottesdienst
„Findet Jesus“ Lukas 5, 1 - 11
Predigt gehalten von Gabriele Moog im Jugendgottesdienst
Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und a werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so daß sie fast sanken. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfaßt und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach. Lukas 5, 1 - 11
Ich möchte auf die Geschichte von den Fischern zurückkommen, die wir gerade gehört haben: Da ist also diese Gruppe von Fischern. Hart arbeitende Männer sind das, keine Hobbyangler. Sie müssen Boote und Netze instand halten, bei Nacht zum Fischen herausfahren, egal bei welchem Wetter. Die römischen Besatzer sorgen schon mit ihren hohen Steuern dafür, daß man davon kaum leben kann. Und dann kommen noch Mißerfolge und Enttäuschungen dazu: „Die ganze Nacht haben wir gefischt und nichts gefangen“. Alles vergebens.
Daß die ersten Jünger von Beruf Fischer waren, ist kein Zufall. Es zeigt vielmehr: Man kann berufliche Erfahrung und viel Routine besitzen, man kann die ganze Nacht fischen – und doch nichts fangen. Aber auf ein Wort von Jesus hin fingen sie plötzlich eine große Menge Fische.
Das Wunder beginnt allerdings mit einem Auftrag, der eigentlich keinen Sinn ergibt. Die ganze Nacht haben die Fischer an den besten Stellen nichts gefangen, und nun sollen sie am hellichten Tag mitten auf dem See fischen? Es sieht aus, als wäre dieser Mensch vielleicht ein guter Prediger, aber vom Fischen hat er keine Ahnung! Was soll auf einmal anders sein als in der Nacht? Trotzdem gibt Jesus diese eigenartige Anweisung und (man kann es gar nicht fassen) die erfahrenen Fischer folgen ihr. Es geht an dieser Stelle eben nicht um den Verstand, sondern es geht um den Glauben. Zwischen Tag und Nacht liegen hier nicht nur einige Stunden, dazwischen liegen Welten. In der Nacht – da liegen unsere selbst gesuchten Fangplätze, da geht es um das Menschenmögliche, Logische, Beweisbare, Einleuchtende, Nachvollziehbare. Aber da bleiben die Netze leer. Am Tag – das ist die Anweisung von Jesus. Da geht es um das Loslassen der eigenen Erfahrung, das Hören auf seine Stimme, das Empfangen aus Zuwendung und nicht das Selbst-Verdienen. Petrus hat zwar zunächst einen Vorbehalt: Also nach unserer Erfahrung bringt das nichts – aber auf sein Wort hin wirft er die Netze doch aus.
Und dann passiert es: das Wunder. Ein Wunder der Fülle und des Erfolgs. Und es ist nicht einmal ein Ergebnis eigener Anstrengung, sondern ein Geschenk.
Und es ist ein Geschenk, das über den reinen sichtbaren Erfolg weit hinausgeht: Die Fische stehen am Ende nicht mehr im Vordergrund. Man weiß nicht einmal, was zum Schluß mit ihnen passiert. Aber die Fischer, allen voran Petrus – sie folgen Jesus. Sie haben ihn gefunden und von nun an werden sie von der Veränderung sprechen, die er mit ihnen und für sie bewirkt hat. Sie erleben, wie dies ihre Welt zu verändern beginnt. Sie wollen das auch anderen erzählen. Sie wollen Menschen fischen, sie hinein holen in die Gemeinschaft Gottes.
Das Bild vom Fischfang steht aber auch für der Weg heraus aus dem Alltagsberuf und hinein in die Nachfolge Jesu. Es ist die Geschichte eines neuen Anfangs. Vor Petrus liegt ein neuer Weg. Der Weg mit Jesus.
Auch viele von Euch stehen jetzt an einem neuen Weg. Für viele von Euch beginnt die Konfirmandenzeit. Es ist ein Weg – zunächst für ein Jahr – auf dem Ihr wieder ein Stück erwachsener werdet. Viele aus Eurer Familie werden das am Tag der Konfirmation scheinbar plötzlich bemerken. Das Fest ist ein Stück weit ein äußeres Zeichen für viele, daß für Euch ein neuer Lebensabschnitt anfängt.
Wenn Ihr wollt, kann sich aber auch in Eurem Inneren etwas verändern: Ihr könnt Euren Weg mit Jesus aufnehmen. Vielleicht laßt Ihr Euch von ihm oder von anderen Christen „fischen“ und für seine Botschaft begeistern. Bei mir und bei vielen anderen, die ihr hier kennenlernt, hat das jedenfalls geklappt.
Es geht um eigene Erfahrungen: Wie können wir zum Glauben an Jesus kommen? Das Konfijahr gibt Euch die Möglichkeit, Leute kennenzulernen, die auf ihrem Weg zu Jesus schon ein Stück vorangekommen sind. Sie können Euch von ihrem Weg erzählen, wenn ihr wollt. Und vielleicht stellt sich für Euch irgendwann ebenfalls die Frage, ob ihr den Weg zu Jesus gehen wollt.
Warum solltet Ihr das tun?
Es sind die großen Fragen, die im Leben immer wieder auftauchen, auf die man eine Antwort bei Jesus bekommen kann, wenn man ihn finden will: Welchen Sinn hat mein Leben? Worauf kann ich mich verlassen? Wem kann ich vertrauen? Oder: Was befreit mich von Zwängen und Ängsten? Wo gibt es Hoffnung angesichts von Gewalt, Krisen und Katastrophen? Wie werde ich mit meiner Schuld fertig? Wie bekomme ich meine Zukunft in den Griff?
Solche Fragen kommen im Leben immer wieder. Gut, wenn man den in sein Leben gelassen hat, der einem mit den Antworten hilft. Gut, wenn man selbst manchmal anderen helfen kann. Gut, wenn man Halt gefunden hat.
Es ist kein kleines Wunder, über das berichtet wird, wenn sich "zufällig" ein Schwarm Fische in den Netzen von Petrus und seinen Kollegen verfängt.
Doch zu diesem Wunder gehört noch etwas dazu: Von einem "Schrecken" ist da die Rede, der die frischgebackenen Menschenfischer erfaßt, von dem Schrecken: “Mensch, da sitzt ja der liebe Gott in meinem Boot!“ Das paßt doch nicht, meine kleines Boot, mein Leben, und der allmächtige Gott! Das paßt doch nicht, meine Fähigkeiten und Unfähigkeiten, und dieser riesengroße Auftrag, ihm zu folgen! Doch die Antwort von Jesus ist deutlich. Eben der Petrus, der sagt: "geh weg von mir, Herr, ich bin ein sündiger Mensch", – gerade der bekommt seinen großen Auftrag. So wie wir.
Und das noch größere Wunder ist dann dieses: Es wird immer wieder passieren, daß wir Menschen erreichen, wenn wir von der Liebe Gottes erzählen und daß diese Menschen sich durch unsere Worte gerufen wissen zu Gott. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist nicht normal, denn unsere Worte sind eigentlich zu klein für Gottes Auftrag. Aber es geschieht immer wieder.
Denn viele Menschen erkennen: Ohne ihn geht es nicht.
Findet Jesus! Er kommt auch zu Euch in Euer Leben. Laßt das Konfijahr nicht verstreichen, ohne ein bißchen neugierig auf ihn zu werden.
Übrigens: Ein bißchen Jesus kann heute Abend jeder von Euch finden – nicht nur, weil wir gemeinsam Gottesdienst feiern: Auf dem Fisch, den Ihr bekommen habt/ bekommt, stehen einige griechische Buchstaben. Sie bilden das Wort ICHTYS. Das heißt Fisch. Es hat aber noch eine weitere Bedeutung, die vielleicht nicht jeder kennt. Am Anfang der Christenheit mußten sich die ersten Christen heimlich treffen, weil sie für ihren Glauben verfolgt wurden, deshalb haben sie teilweise ein geheimes Erkennungszeichen benutzt: den Fisch. Denn die Buchstaben des griechischen Wortes Fisch – ICHTYS – stehen auch für: Jesus Christos Theou Hyios Soter, das heißt: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. So konnten die ersten Christen mit dem Fischsymbol einander unauffällig zeigen, welchen Glauben sie hatten.
Darum habt ihr mit dem Symbol des Fischs heute abend ein Stück Jesus und ein Stück ursprüngliches Christentum gefunden. Und Ihr könnt diesen Fisch mit nach Hause nehmen als sichtbares Zeichen dafür, daß Ihr Euch fischen lassen könnt. Von uns seid Ihr herzlich dazu eingeladen.
Das Gemälde 'The Miraculous Draught of Fishes', 1515, Raphael, ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für alle Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 Jahren oder weniger nach dem Tod des Urhebers.
Das Bild 'Ichthys', 2007, Erin Silversmith, wurde von seinem Urheber dem public domain zur Verfügung gestellt, Dies gilt weltweit.