Predigten im Jugendgottesdienst: Isch konfirmiere – weisse Bescheid, Schätzelein!
Predigt „Isch konfirmiere – weisse Bescheid, Schätzelein!“
Gehalten von Gabriele Moog am 27. Mai 2010 im Kirchsaal Süd:
Keine Sorge, ich will jetzt keine Horst-Schlämmer-Parodie abliefern. Mit dieser Figur von Hape Kerkeling ist es vielleicht ein bisschen wie mit dem Konfirmandenjahr: manche finden Horst Schlämmer toll, andere finden ihn einfach blöd. Gerade so, wie manche von den neuen Konfirmanden sich auf das kommende Jahr freuen, andere vielleicht eher eine vergeudete Zeit fürchten. Es liegt vielleicht auch an den Umständen. Ist es der eigene Wunsch, meine Entscheidung, zur Konfirmation zu gehen? Erwarten es die Eltern? Macht das meine Patentante glücklich?
Wie es auch sei - jetzt liegt erst einmal ein Jahr voller Möglichkeiten vor Euch. Ganz viele Menschen wollen Euch durch dieses Jahr begleiten. Einige von ihnen habt ihr vorhin in dem Film gesehen. Ein großes Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern steht bereit, um ganz viel mit Euch zu unternehmen, Eure Fragen zu beantworten und Euch mit eigenen Fragen zum Nachdenken zu bringen. Wir wollen Spaß miteinander haben, zusammen wegfahren, gemeinsam Neues lernen, Kirchen und Gemeinde kennen lernen und füreinander Verantwortung übernehmen. An Eurer Seite stehen natürlich auch die Pfarrer und die ganze Gemeinde. Ihr werdet viele neue Leute kennenlernen. Nutzt die Gelegenheit, fragt, soviel Ihr könnt. Seid neugierig. Bohrt nach. Entdeckt den Glauben, findet Widersprüche! Schiebt Eure Entscheidung nicht vor Euch her, wie so viele andere, die in ihrem ganzen Leben keine Lust haben, sich mit dem Thema Religion und Glauben zu beschäftigen.
Nach einem Jahr geht es Euch vielleicht so, wie der Apostel Paulus es in dem Brief beschreibt, aus dem eben vorgelesen wurde:
"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!"
Paulus hat diesen Brief an eine Gemeinde in Korinth geschrieben - seine Gemeinde, er hatte sie selbst gegründet. Korinth war damals eine große Hafenstadt, voll mit den verschiedensten Menschen von überall her. Eine ganz bunte Truppe muß das gewesen sein, ein bißchen so wie heute vielleicht eine Konfirmandengruppe in Frankfurt am Main. Auch hier lebt ja eine bunte Mischung von Menschen.
Paulus hat den Menschen in Korinth viel erzählt von Jesus, aus seinem Leben, von der Botschaft seiner Liebe. Viele haben Paulus zugehört. Einige waren schließlich so überzeugt von dem, was sie gehört haben, daß sie den neuen Glauben angenommen haben. Sie ließen sich taufen und gehörten von da an zur christlichen Gemeinde. Es ging ihnen ein bißchen wie Euch und uns allen, die wir schon konfirmiert sind: Sie haben viel gelernt, immer wieder nachgefragt, immer mehr wissen wollen. So gut wie alles war neu für sie, sie standen mit ihrem Glauben ziemlich am Anfang.
So viele Fragen, so viele Herausforderungen, so viele Zweifel. Das ging nicht nur den Bürgern von Korinth so. Das geht nicht nur Konfirmanden am Anfang des Konfijahrs so. Das kennen wir alle. Das bleibt so, das ganze Leben.
Wer möchte man sein oder einmal werden? Was macht uns aus? Welches Ziel hat unser Leben? Was trägt mich? Worauf kann ich vertrauen? Solche Fragen können sich jeden Tag neu stellen. Die Freiheit, zu glauben, verursacht zugleich eine gewisse Unsicherheit. Glauben ist eben nicht wissen. Am Ende ist es eine Entscheidung. Manchmal tut man sich schwer damit - nicht nur im Konfijahr, das ja auch etwas mit Lernen und Pflichten zu tun hat. Nein, Glauben ist immer eine Herausforderung, immer wieder fordert es eine Entscheidung von uns. Fragt mal danach!
Man muss also immer wieder in seinen Glauben investieren, sich Zeit nehmen, offen bleiben, Zweifel aushalten, nicht nachlassen. Ich kann Euch schon jetzt versprechen: Die Konfirmation ist zwar jetzt erst einmal Euer Ziel, aber ganz sicher nicht das Ende. Auch danach bleibt Ihr gefordert. Das Konfirmanden-Gefühl bleibt noch lange. Was wollt Ihr aus Eurem Glauben machen? Aus Eurem Leben? Wo wird Euer Platz in dieser Welt sein?
So gesehen könnt Ihr das Motto " Isch konfirmiere" auch anders verstehen:
Ihr werdet nicht nur konfirmiert, indem Ihr am Tag der Konfirmation Gottes Segen persönlich zugesprochen bekommt. Die Entscheidung, zur Konfirmation zu gehen, ist auch eine aktive: gewissermaßen konfirmiert Ihr Euch ein bißchen selbst, indem ihr Eurem Glauben festigt. Nichts anderes bedeutet ja das Wort Konfirmation: Es kommt von lateinisch „confirmare“, also festigen. Das ist ein Prozeß, der meist ein Leben lang dauert.
Wir alle werden versuchen, Euch in dem Jahr bis dahin eine Hilfe und Anleitung für den Start auf diesem Weg zu geben. Aber mitgehen müßt Ihr selbst. Dabei darf man natürlich auch mal anhalten, darf den Weg schneller oder langsamer gehen, Umwege nehmen oder auch mal ein Stück zurücklaufen. Der christliche Glaube gibt Euch die Freiheit, Euch selbst zu entscheiden. Ein besonderes Jahr liegt vor Euch, mit viel Zeit zum Schauen, Lernen und Entscheiden. Vielleicht ist dann auch irgendwann für Euch „das Alte vergangen“. Vielleicht fühlt Ihr Euch irgendwann als „neue Kreatur“. Es lohnt sich sehr, sich mit dieser „neuen Kreatur“ zu beschäftigen, die ein fester, zuversichtlicher Glaube aus einem machen kann. Wenn man es zuläßt, lassen sich so Weichen fürs ganze Leben stellen. Ihr habt Euch ja schon entschieden, ein volles Jahr dafür zu reservieren! Darüber freuen sich das ganze Team, die Pfarrer, diese Gemeinde und viele andere Christen. Sie stehen bereit für Eure Fragen. Macht was draus! – Weisse Bescheid!