Archiv der Evangelisch-lutherische Dreikönigsgemeinde, Frankfurt am Main - Sachsenhausen
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40 Jahre Kirchweih Bergkirche: Josua 24,14-16

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Predigt über Josua 24,14-16

Gehalten von Pfarrer Thomas Sinning im Gottesdienst zu 40 Jahre Bergkirche
am 10.09.2006 in Frankfurt am Main.

'The Two Reports of the Spies', 1907, Providence Lithograph Company

In meiner frühren Gemeinde gab es ein Neubaugebiet. Eines der neuen Einfamilienhäuser dort trug in großer, weit sichtbarer Schrift diesen Satz an der Außenfassade: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen!“ Offensichtlich war es eine vermutlich freikirchlich orientierte, christliche Familie, die mit ihrem Haus ein Zeugnis ihres Glaubens ablegen wollte. Ein Haus, das zum Instrument für das eigene Glaubenszeugnis dient.

Auch eine Kirche ist ein solches Haus, eines, das dies in besonderer Weise ist: ein Haus, das als Instrument der Verkündigung und als Zeichen für den christlichen Glauben dient. Viele der herrlichen und beeindruckenden romanischen oder gotischen Kirchenbauten tun dies, indem sie einfach da stehen und mit ihrer Architektur, ihrer künstlerischen Ausstattung und ihrer Geschichte ein beredtes Zeugnis christlichen Lebens geben. Unsere Dreikönigskirche mit ihrem eindrucksvollen neugotischen Bau, dessen Einweihungsjubiläum wir im Mai gefeiert haben, spricht allein dadurch immer wieder viele Menschen an. Aber es kommt eben entscheidend darauf an, dass man einer Kirche ansieht, dass in ihr Menschen ihren Glauben praktizierten und praktizieren. Als bloßes Museum verlöre sie ihre Ausstrahlungskraft.

Unsere Bergkirche hier, die vor 40 Jahren am 21. August 1966 nach mehr als zwei Jahren Bauzeit eingeweiht wurde, ist auch ein Zeugnis christlichen Lebens hier auf dem Sachsenhäuser Berg und im ganzen Stadtteil. Sie ist vielen Menschen vertraut durch den Glockenturm und das Kreuz an seiner Spitze, und sie ist sehr vielen vertraut als ein Ort, wo man Gottesdienste erlebt, Segen empfangen und Gottes Lobpreis gesungen hat.

Es gibt sehr unterschiedliche Häuser, und jedes kann ein Ort des Zeugnisses für Gott sein. Allein schon die drei Kirchen unserer Gemeinde könnten unterschiedlich kaum sein. Doch welche Botschaft, welche Ausstrahlung von einem Haus ausgeht, das hängt vor allem davon ab, was in ihm geschieht. Was die Menschen, die in ihm leben und in ihm zusammenkommen, hören und reden, wie sie Gemeinschaft miteinander haben und wie sie handeln. Deswegen wird die Gemeinde auch im Neuen Testament verglichen mit einem lebendigen Bauwerk, das nicht aus Steinen, sondern aus Menschen gebaut ist. (Eph.2,19-22; 1Petr.2,4-6). Wir Menschen, wir alle, die wir uns in den Kirchen und Räumen unserer Gemeinde versammeln, Menschen einladen, feiern, musizieren, hören und helfen, und das alles zu Gottes Ehre tun, wir sind Kirche. Wir sind Gemeinde.

„Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen!“ Dieser Satz Josuas, den er auf einer feierlichen Versammlung in Sichem an das Volk Israel richtet, spricht auch nicht von einem Gebäude. Wenn Josua sagt: „mein Haus“, dann meint er sich und seine Familie, seine Knechte und Mägde, alle Menschen, die bei ihm wohnen und arbeiten. Auch hier ist das Haus etwas Lebendiges. Und es kommt einzig darauf an, woran sie ihr Leben ausrichten. Die entscheidende Frage ist also nicht: „In welchem Gebäude wohnst Du?“ Sondern: „Welchem Gott dienst du? Wer bestimmt dein Leben und Handeln?“ „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen!“ sagt Josua. Damit bekennt sich Josua zu dem Gott, der sein Volk von Abraham über Mose und die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei bis in das gelobte Land geführt hat. Und er erteilt anderen Göttern, die in der Vergangenheit eine Rolle spielten, eine klare Absage. Josua hat in den Worten zuvor ausführlich erinnert an die Geschichte, in der die Israeliten Gottes Nähe und Gnade erfahren haben. Aber er sagt ebenso deutlich: Schaut nach vorne, und nehmt die guten Erfahrungen mit Gott in eure Zukunft hinein.

Wenn wir heute Kirchweih der Bergkirche feiern, dann sind wir in einer in diesem Sinne vergleichbaren Situation: Wir blicken dankbar zurück, doch zugleich stehen wir auch an der Schwelle zu einem neuen Abschnitt der Geschichte unserer Gemeinde, denn wir werden uns in der kommenden Zeit Gedanken machen müssen über die Zukunft unserer Gemeinde und ihrer Gebäude. Es gilt, die dankbare Erinnerung an Segenserfahrungen mitzunehmen in die Zukunft, die vor uns liegt.

Es ist ein Segen gewesen, dass die Dreikönigsgemeinde damals so wuchs, dass erst die Berg- und dann die Südgemeinde gegründet werden konnten. Neues Gemeindeleben ist entstanden und hat Spuren im Leben vieler Menschen hinterlassen. Viele wurden und werden bis heute in dieser Kirche getauft und gesegnet, kamen und kommen unter Gottes Wort zusammen und empfangen das Heilige Abendmahl oder erfreuen sich an der Musik zur Ehre Gottes. Und auch die Fusion unserer Gemeinden vor 10 Jahren gehört dazu. Dass unsere Gemeinde, dass wir trotz mancher Schwierigkeiten und Vorbehalte zusammengewachsen sind und etwa in der Kinder- und Jugendarbeit oder in der Kirchenmusik neue gemeinsame Aktivitäten und Möglichkeiten gewachsen sind, das alles ist auch eine Segenserfahrung. Ja, geistlicher Segen wächst meistens nicht ohne Schwierigkeiten und die Mühen des Alltags.

Und eben gerade darum haben wir heute Grund, dankbar zurückzublicken, da wir dieses Jahr als Dreikönigsgemeinde feiern dürfen. So, wie damals Josua und das Volk Israel dankbar zurückblicken konnten auf den Weg, den sie von Gott geführt wurden.

Doch die Mahnung von damals bleibt für uns heute auch wichtig: die Warnung vor falschen Göttern und der Verführung zum Götzendienst. Es ist nicht allein die Konkurrenz durch andere Religionen, die wir heute ja auch kennen in unserer multikulturellen Welt. Es ist vielmehr die Gefahr, dass ganz normale und gute Dinge zu Göttern gemacht werden und an die Stelle Gottes treten. Martin Luther hat das im Großen Katechismus so gesagt: „Das nun, woran Du Dein Herz hängst, das ist eigentlich Dein Gott.“ Das Gefährliche daran ist nun, dass alles zu einem Götzen werden kann: nicht nur Geld und Ruhm, nicht nur Stars und Idole und Fußballmannschaften, sondern auch ganz fromme Dinge, Wahres, Schönes und Gutes. Auch die eigene Vergangenheit, auf die man mit Dankbarkeit und vielleicht auch einem gewissen und berechtigten Stolz zurückblickt, kann so zu einem Götzen werden, oder auch ein Haus, ein Kirchengebäude oder ein Name. Deshalb gilt es immer wieder, wachsam gegen sich selbst zu sein und zu fragen: Worauf setze ich mein Vertrauen? Was bestimmt letztlich mein Denken und Handeln? Auch beim Nachdenken über die Zukunft unserer Gemeinde gilt es, darauf achtzugeben, dass das, was uns heute mit Freude und Dankbarkeit erfüllt, nicht so verklärt wird, dass es an die Stelle Gottes tritt. Dass auch ein Haus, ein Gebäude, an dem natürlich viele Erinnerungen und Gefühle hängen, nicht unbewusst an die Stelle Gottes tritt.

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Die Alternative ist vielmehr die Dankbarkeit. Wer einfach nur dankbar ist für das, was Gott in der Vergangenheit und in der Gegenwart schenkt, der kann auch die Zukunft ohne Angst im Vertrauen auf Gott gehen. Der wird nicht von der Angst bestimmt sein, zu verlieren, sondern der wird gespannt sein und sich freuen auf das, was Gott in der Zukunft schenken wird.

„Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.“ Wie Josua dürfen auch wir dies zu unserem Entschluss werden lassen, wenn wir an diesem Tage nicht nur zurück, sondern auch nach vorne blicken. Und es wird nicht darauf ankommen, dass dieser Satz außen an unseren Häusern geschrieben steht. Sondern es wird vielmehr darauf ankommen, dass wir Christen in der Dreikönigsgemeinde uns als lebendige Steine der Kirche verstehen und mit unserem freundlichen und liebevollen Handeln und der schönen Musik und mit unserem Engagement für Menschen in unserem Stadtteil eine einladende Gemeinde sind. Es wird darauf ankommen, dass, wenn wir miteinander streiten, dies in sachlicher und respektvoller Weise und niemals ohne die christliche Nächstenliebe tun. Es wird darauf ankommen, dass wir unsere Kirchen und Häuser offenhalten, so dass Begegnungen in ihnen geschehen können und sie mit Leben gefüllt werden. Es wird darauf ankommen, dass man uns die Freude abspürt, die ihren Grund darin hat, dass wir von Gottes Liebe her leben, wie sie in Jesus Christus offenbar geworden ist. Dann werden unsere Kirchen auch in Zukunft ein Zeichen sein für die frohe Botschaft unseres Glaubens.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Die Illustration 'The Two Reports of the Spies', 1907, Providence Lithograph Company, ist gemeinfrei in den Vereinigten Staaten. Dies gilt für US-amerikanische Werke, deren Urheberrecht erloschen ist, üblicherweise, weil ihre Erstveröffentlichung vor dem 1. Januar 1923 liegt.

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